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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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und ich bin nicht krank, und ich sollte aufstehen!«
    Marcus hinderte sie daran, indem er eine Hand auf ihre Schulter legte und sie wieder zurückdrückte. »Avalon, du hast dir heute Abend in der Küche den Puls aufgeschnitten. Weißt du das? Du hast eine Menge Blut verloren, ehe wir es stillen konnten.«
    »Oh«, meinte sie. »Aber jetzt geht es mir gut.«
    »Du bleibst liegen«, bestimmte er. »So ein Blutverlust kann eine gefährliche Sache sein, und du darfst dir nicht selbst schaden.«
    »Ich werde mir nicht selbst schaden«, sagte sie ärgerlich, »sondern will einfach nur aufstehen und ...«
    »Nein!«, fuhr er sie viel zu laut an und brachte die überraschte Gemahlin damit zum Schweigen.
    Eine der Fensterscheiben klirrte, als eine Windböe darauf traf. Das Klappern klang wie eine Mahnung in der Stille des Raumes.
    Marcus seufzte und strich sich mit einer Hand durchs Haar. »Es tut mir Leid.« Ein schmerzerfülltes Lächeln lag auf seinen zusammengepressten Lippen. »Das sage ich ständig zu dir, nicht wahr? Du hast bestimmt allmählich die Nase voll davon.«
    »Und wie steht es mit dir?«, fragte sie.
    Wieder seufzte er und stand auf. Er strahlte jetzt eine Unruhe aus, eine Ungeduld, die sich in seiner angespannten Haltung zeigte.
    »Ich habe Männer an so leichten Verletzungen wie der Schnitt, den du dir zugezogen hast, sterben sehen«, erklärte er. »Das Leben floss einfach mit dem Blut aus ihnen heraus. Entsetzlich, dabei zuzusehen.«
    Die Scheibe begann wieder zu klirren, doch dieses Mal beendete Marcus es, indem er seine Hand an den Rahmen legte, sodass der Wind nur noch ein schwaches Rauschen in der hereinbrechenden Nacht war.
    »Ich liege nicht im Sterben«, protestierte sie.
    »Nein«, bestätigte er. »Das werde ich auch nicht zulassen.« Plötzlich senkte er den Kopf und lehnte sich mit der Stirn gegen das Glas. »Ich bin müde«, gab er zu. Für sie klang es wie ein Geständnis.
    »Komm ins Bett.« Sie zog die Decken wieder an sich.
    »Tatsächlich müsste ich noch anderes erledigen.«
    Avalon wartete, ohne sich zu rühren, bis er sich umdrehte und ihrem Blick begegnete. Sie legte ihre Hand auf die zerwühlten Decken und nahm sie nicht wieder fort.
    Marcus stieß ein leises Lachen aus. »Bals deutlicher Hinweis, wir sollten Trost und Beistand im Herzen des anderen suchen.«
    »So ähnlich hat er es gemeint.«
    »Aber das kann eine gefährliche Sache sein, Avalon. Ich bin mir nicht sicher, ob du in meinem Herz Trost finden wirst.«
    »Jedenfalls gibt es dort nichts, vor dem man sich fürchten müsste«, erklärte sie ruhig.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Was für ein Vertrauen du zu mir hast, Mylady! Ob ich das verdiene?«
    »Marcus«, entgegnete sie. »Ich würde dir nichts Falsches vorgaukeln, denn ich kenne dein Herz bereits.«
    »Im Alter von achtzehn Jahren«, begann er, während er seinen Blick auf ihre Hand gerichtet hielt, »nahm ich an den schändlichsten Taten teil, die man sich vorstellen kann. Ich sah zu, wie ganze Armeen einander aus religiösen Gründen abschlachteten. Zivilisierte Menschen – Menschen, die für sich beanspruchten, unter der Gnade Gottes zu stehen – führten sich in Dörfern, die sich nicht verteidigen konnten, wie Aas fressende Ungeheuer auf. Ich habe sogar mit ansehen müssen, wie mein Ritter vor meinen Augen umgebracht wurde. Doch all das verblasste vor den Taten einiger auserwählter Männer. Sie nannten sich Mönche.«
    Warum erzählte er ihr jetzt davon? Dann erinnerte sie sich wieder an den glühend heißen Sand, die Wüste, den mörderischen Durst, und Avalon fing allmählich an zu begreifen.
    »Wie Balthazar?«, fragte sie.
    »Nein. Nicht wie er, doch es handelte sich um einen verwandten Orden. Anfangs hatten sie freundlich, fast großherzig gewirkt. Sie kümmerten sich um meine Verletzungen, da ich durch meine Wunden zu schwach war, es selber zu tun. Du musst wissen, Trygve hatte beschlossen, Damaskus zu befreien. Nur wir beide allein. Er starb innerhalb von Minuten, nachdem wir durch das Stadttor gedrungen waren. Den Wachtposten blieb wirklich nichts anderes übrig, denn er war offensichtlich wahnsinnig geworden. Und mich als seinen Knappen, einen weiteren Ungläubigen, wollten sie ebenfalls erledigen.«
    Er ließ sich an der Wand nach unten gleiten, bis er auf dem Steinfußboden hockte und seine Arme entspannt auf seinen Knien ruhten. »Aber dann erschien Bal auf dem Plan.«
    »Hat er dich gerettet?«
    »Sozusagen. Er lenkte die Männer ab und gab mir so

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