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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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es war noch frisch genug, um den Hauch des Todes zu verströmen.
    Sie konnte nichts sehen. Es war zu finster, die Fackel war zu weit weg, um ihr eine Hilfe zu sein – und der Tod zu nah. Der Geruch der Gefahr wuchs so an, dass es sie überwältigen, ihr alles Blut aus dem Körper ziehen und sie leer, allein und tot zurücklassen würde.
    Der Raum war zu groß. Er kam ihr bekannt vor und doch auch wieder nicht. Er erinnerte an ein riesiges Land voller Unheil, wohin die Träume einen entführten. Tod und Gefahr konnten sich hier leicht verbergen, denn die Schatten waren die Verbündeten. Gegen diese Schatten konnte sie nicht kämpfen, sie konnte sie nicht aufhalten und sie hätte auch nie gedacht, dass die beengende Finsternis des Besenschranks sich in solch einem großen Raum zu wiederholen vermochte.
    Kobolde, Blut, Gefahr, kalte Steine – der Raum hatte keine Nische. Sie konnte sich nicht verbergen. Jetzt würde sie sterben, genau wie es ihrem Vater ergangen war und Ona und allen anderen. All das Blut konnte man einfach nicht vergessen. Dieses klebrige süße Blut. Ihr eigener Tod war nur einen Windhauch entfernt und lachte sie aus .. .
    Avalon Kincardine erwachte aus ihrer Trance und wurde das erste Mal in ihrem Leben ohnmächtig. Sie fiel in die Arme der Frauen, die um sie herumstanden und verteilte ihren Lebenssaft freigebig auf deren Röcken.

14
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    Ihr war warm und doch zitterte sie. Etwas Weiches und Schweres übte Druck auf Brust, Bauch und Beine aus. In der linken Hand spürte sie einen pochenden scharfen Schmerz.
    »Hab keine Angst«, hörte sie jemanden mit schwerem Akzent sagen. »Es hätte viel schlimmer kommen können. Die Ader ist jetzt wieder geschlossen.«
    »Gerade rechtzeitig.« Diese Stimme gehörte einem anderen Mann. Sie war tiefer und klang angespannt. Sie kannte sie so gut, dass sie die Augen öffnete.
    »Avalon«, stieß Marcus hervor, seiner Miene war die Erleichterung abzulesen. Er stand über ihr und griff nach der Hand, die nicht schmerzte.
    Benommen begann sie, sich aufzusetzen. Er half ihr sanft dabei, sich gegen die Kissen des Bettes zu lehnen. Sie befand sich in den Räumen des Hausherrn, die sie irgendwie noch nicht als ihre eigenen betrachtete. Die lebhaften Farben des Himmels, den sie durch die Fenster hindurch erblickte, sagten ihr, dass entweder der Tag zu Ende ging oder ein neuer anbrach.
    »Sei vorsichtig«, mahnte Marcus sie. »Du hast viel Blut verloren.«
    »Mir geht es gut«, beteuerte sie, obwohl das nicht ganz stimmte.
    Neben Marcus tauchte der Zauberer auf. Die Hände hatte er in seine weiten Ärmel geschoben. »In einer Schlacht, Mylady, wäre das ein guter Hieb gegen den Feind gewesen.«
    Sie nahm an, dass das ein Scherz sein sollte, und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, das der Zauberer erwiderte.
    »Ihr seid wieder bei Kräften«, erklärte er. »Doch bei Eurem Gatten bin ich mir da nicht so sicher.«
    Marcus beachtete ihn nicht. »Wie fühlst du dich? Erinnerst du dich daran, was passiert ist?«
    »Nun eigentlich, ich ...«
    Blut, Kobolde, Tod!
    Aufhören!
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich erinnere.« Sie verschloss die Augen vor seinem Blick und lehnte den Kopf zurück.
    Vorübergehend herrschte Schweigen, und sie spürte Zweifel, Vorsicht, die Angst, sie zu überanstrengen. Da diese Bedenken sie von ihren Fragen ablenkten, beschloss sie zu tun, als sei sie müde – obwohl das nicht der Fall war und sie sich an alles erinnerte.
    »Vielleicht solltet Ihr noch einmal darüber nachdenken, Mylady«, riet der Zauberer und brach damit das Schweigen. »Ihr tätet wohl daran, den Kincardines alles mitzuteilen, an was Ihr Euch erinnert.«
    Avalon öffnete die Augen und schaute an Marcus vorbei, der die Stirn runzelte, zu Balthazar. Seine dunkle Gestalt hob sich vom prachtvollen Himmel ab. Ermunternd winkte er ihr zu.
    »Gatte und Gattin sollten Trost und Beistand im Herzen des anderen finden. Zumindest sagt man das bei meinem Volk.«
    Schuldbewusst wandte sie den Blick ab und betrachtete den spektakulären Sonnenuntergang. Wieder vernahm sie die Stimme des Zauberers, die obenhin und unbeteiligt klang.
    »Nun, vielleicht sind die Ehen hier anders.«
    Er begab sich zur Tür, wo er noch einmal stehen blieb.
    »Aber da friert man, beim Alleinsein, nicht wahr?«
    Und er verließ den Raum.
    »Worum, zum Teufel, ging es eigentlich die ganze Zeit?«, fragte Marcus.
    Avalon blickte auf die Bettdecken und versuchte dann, sie beiseite zu schieben. »Das ist lächerlich

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