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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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kniete sich vor ihn nieder und bedeckte seine Hände mit den ihren. Der Verband an ihrem Gelenk war groß und weich.
    »Bal erzählte mir später, dass ich diesem Mönch, der Englisch konnte, in meinem Fieberwahn Dinge erzählte, die kein anderer wissen konnte. Dinge aus seiner Kindheit, aus seinen Träumen, die er nie jemandem gegenüber erwähnt hatte.«
    »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Manchmal passiert das«, gestand er. Immer noch umgab ihn die Trauer, aber die Schlange zog sich langsam zurück. »Ich kann es nicht vorhersagen. Die Bilder, Ideen, Wörter kommen einfach. Ich weiß nicht, woher. Es ist nur eine Gabe. Sie erscheint mir nicht böse.«
    Avalon legte ihren Kopf auf ihrer beider Hände und ließ sich neben ihn zu Boden sinken. Die Kälte war etwas Fernes, Unwichtiges. Nur Marcus zählte jetzt.
    »Ich ging ins Heilige Land, um für Gott zu kämpfen. Doch die Männer Gottes wandten sich gegen mich.« Verwirrt schüttelte er den Kopf und sagte dann wieder: »Aber die Gabe ist nichts Böses.«
    »Du hast Recht«, erklärte Avalon, »sie waren im Unrecht.«
    Immer noch in seine Erinnerungen versunken, spürte sie ihn wanken. Sie wusste, wie real, wie erschreckend diese sein konnten. Wie gerne würde sie ihn davor retten, ihm Erleichterung verschaffen und helfen! Solch eine Strafe hatte er nicht verdient. Aber das würde bedeuten, etwas zu akzeptieren, dessen Existenz sie mit jeder Faser ihres Verstandes leugnen wollte – durfte es denn überhaupt existieren?
    Lüge nicht, flüsterte die Chimäre.
    Dies war Marcus, ihr Ehemann, dem sie die Treue gelobt hatte. Ihm nicht alles zu geben, würde sie beide schädigen.
    Avalon hob den Kopf. Ihre Hände ließ sie auf seinen ruhen, während sie ihn forschend betrachtete. »Nichts von dem, was du mir erzählt hast, bringt meine Meinung ins Wanken. Du hast ein reines Herz. Auch Balthazar bestätigt es.«
    »Er hat mich gerettet. Er war nur ein Gast des Klosters, ein Pilger, der dort auf seiner Reise Unterschlupf fand. Als er mitbekam, was geschah, setzte er sich bei den anderen für mich ein. Und da sie mich nicht gehen lassen wollten, entführte er mich eines Nachts und rettete mir wahrhaftig das Leben. Er nahm mich mit in seine ferne Heimat. In ein Land, das Spanien heißt. Ich blieb sehr lange dort, weil ich genug hatte von Krieg und Tod. Nach Damaskus kehrte ich zurück, um meine Verpflichtung gegenüber Trygve zu erfüllen. Aber Bal überredete mich dazu, endgültig den Kreuzzug hinter mir zu lassen.«
    »Er ist ein guter Mann«, meinte sie.
    »Aye!« Marcus versank einen Moment lang in seinen Gedanken. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie, zog seine Hände unter den ihren hervor, um sie mit den seinen leicht zu bedecken. Er streichelte ihre Haut und fuhr den Umriss des Verbandes, den sie trug, nach. »Und du, Treulieb. Auch du bist reinen Herzens. Ich weiß es.«
    Avalon wandte den Blick ab. Doch das Weiß des Verbandes hielt ihr das vor Augen, was sie vergessen wollte.
    Später in der Nacht erwachte sie allein in dem großen Bett. Zumindest dachte sie dies, bis sie sich aufsetzte und um sich schaute.
    Marcus schlief am anderen Ende der Lagerstatt. Er hatte sich in seine Tunika, seinen Tartan und einige Pelze gehüllt und achtete sorgsam auf den Abstand zwischen ihnen. Wahrscheinlich dachte er, sie sei zu schwach und ausgelaugt, um auf seine Berührungen zu reagieren. Ganz bewusst hatte er sie in Ruhe gelassen, obwohl sie sich gut fühlte. Sie hatte sich sogar die Vereinigung ihrer Körper gewünscht, die alles andere auf der Welt in den Hintergrund treten ließ. Aber da schlief er, unschuldig und allem Anschein nach völlig friedlich. Sie wollte ihn nicht wecken.
    Nach ihrem Gespräch hatte er sie allein gelassen, um sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten an den Stallungen zu machen. Avalon war damit einverstanden gewesen. Tatsächlich hatte sie in jenem Moment seine Abwesenheit sogar begrüßt, weil ihr dies die Möglichkeit gab, ihre Gedanken vor ihm zu verbergen und mit dem Schuldgefühl fertig zu werden, dass sie die eigenen Erinnerungen nicht mit ihm geteilt hatte. Und schließlich und endlich musste sie mit ihrem dunklen Herzen selbst fertig werden, in dem kein Trost zu gedeihen schien – was der Zauberer auch prophezeit haben mochte.
    Was würde es schon bringen, argumentierte ihr Herz, Marcus von jener seltsamen Vision, jenen merkwürdigen und wirren Bildern ihrer Fantasie zu erzählen? Es ergab für sie nicht einmal einen Sinn. Es

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