Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
Vom Netzwerk:
die Möglichkeit davonzuhumpeln. Er schaffte es sogar, mich später wieder zu finden und ins Kloster zurückzuholen. Du musst wissen, es befand sich außerhalb der Stadt und blieb vom Krieg verschont. Diese Mönche taten ihr Bestes, mich zu heilen.«
    Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild des hölzernen Kruzifix auf, das mit Sand bedeckt war, die weißen, glühend, heißen Wände, der Tisch mit dem darauf festgebundenen Mann. Ihr Mund wurde wieder trocken.
    »Tatsächlich?«, fragte sie.
    »Am Anfang«, räumte er ein. Die Anspannung, der Unheil verkündende Vorbote der Schlange, die dicht unter seiner Haut lauerte, war zurückgekehrt.
    Avalon fürchtete, dass es ihre Macht über ihn nur stärken würde, wenn sie ihn diesen Weg weitergehen ließe. Und doch – wenn sie ihn vorsichtig ermutigte zu sprechen, würde sie vielleicht statt der Schlange den Falken finden. Dann würde die Qual vor der Stärke des Mannes weichen, von dem sie wusste, dass es ihn gab.
    »Und was dann?« Sie ließ ihre Stimme sachlich klingen, um der Schlange keinen Grund zum Zuschlagen zu geben.
    »Ich habe von dir geträumt, Avalon. Hast du das gewusst?«
    Der plötzliche Themenwechsel machte sie stutzig, und sie warf ihm einen scharfen Blick zu. Avalon spürte, wie sich ihr Fluch, die Chimäre unruhig regte.
    »Du warst ein Engel in der Wüste«, fuhr er fort, und seine winterblauen Augen begegneten ihrem Blick. »Du warst die Erlösung. Erinnerst du dich?«
    Die Chimäre erwachte, schaute sie an und schlug vor, es zu leugnen.
    »Es war dein Traum«, meinte sie.
    »Du warst dabei. Nur damals nicht. Gott sei Dank, damals nicht.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, behauptete sie vor Angst, es auszusprechen.
    »Diese Männer in meinem Studiersaal«, erklärte er plötzlich wild, »diese Männer Gottes! Sie hätten mich für diese winzige Gabe, die nur ein Bruchteil von dem ist, was du besitzt, einen langen und qualvollen Tod sterben lassen. Und fragst du dich wirklich, ob ich sie dich hätte mitnehmen lassen?«
    »Es waren die Mönche«, sagte sie und reimte sich das, was er verschwiegen hatte und nicht sagen würde, zusammen. »Es waren die Mönche, die dir das antaten, die dich folterten.« Ratlos schüttelte sie den Kopf. »Aber warum ?«
    Er hatte den Blick von ihr abgewandt. Jeder einzelne Muskel schien durch den Ansturm der Gefühle verkrampft. Nur mühsam hielt sein Wille die Schlange in Schach.
    »Anscheinend überfiel mich in dieser mörderischen Hitze der Wüste ein Fieber. Ein schweres Fieber, das mich stundenlang vor mich hin murmeln ließ. Unglücklicherweise kümmerte sich ausgerechnet in dieser Zeit einer der beiden einzigen Mönche, die Englisch sprachen, um mich. Er verstand jedes Wort, das ich sagte. Und anscheinend habe ich zu viel erzählt.«
    Nickend lauschte die Chimäre.
    »Wie war es nur dazu gekommen?« Marcus stieß ein hohles Lachen aus. Im Widerhall seines Lachens klang seine Verzweiflung mit. »Ich konnte, als das Fieber abklang, nicht verstehen, warum ich festgebunden war. Warum ich befragt wurde. Warum diese Männer, vorherige Freunde, nun darauf aus waren, mich auf die längste und qualvollste Art und Weise umzubringen.«
    Widerrufe, sprach die Chimäre und bediente sich der sanften Stimme aus dem Traum.
    Marcus bezog sich auf das Wort, das er nicht vernommen haben konnte. »Widerrufe was? Ich hatte keine Ahnung. Sie sagten mir nur, dass der Teufel meine Seele in Besitz genommen hätte, mein Körper sein Instrument sei und dass sie ihn austreiben würden.«
    Sand auf dem Kruzifix, in den Raum, auf den Tisch und in die Schlingen sickernder Sand!
    »Also widerrief ich. Alles, was sie wollten. Ich hätte zu allem Ja gesagt, damit sie aufhörten, mich zu quälen.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Aber es war ein Trick, weißt du?« Plötzlich schaute er auf. In seinem Blick lagen Trauer, Verzweiflung und Einsamkeit, und sie sah den jungen Mann von damals, den Krieger, der in jeder Hinsicht seiner Heimat so fern war. »Ich widerrief, und sie sagten, es sei eine Lüge des Teufels, die mich so schnell einlenken ließe.«
    Avalon überwand ihre Benommenheit und rutschte an die Bettkante, um sich dann vom Bett gleiten zu lassen und sich zu ihm zu gesellen. Er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Nur sein verlorener Blick folgte ihren Bewegungen, während er sich in der zunehmenden Dunkelheit an die Wand drückte.
    »Aber es war keine Lüge, und auch nicht der Teufel. Das war nur ich, der mit ihnen rang. Versuchte zu überleben!«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher