Sueße Prophezeiung
Eurer Ermordung warten. Ich hörte auf ihn. Er war immer so klug gewesen. Ich riet Bryce, Euch nach Gatting zu schicken. Es hätte wirklich eine Zumutung für mich bedeutet, Euch hier aufzunehmen.«
Das Lächeln war verschwunden. Etwas anderes blitzte über ihre Züge, die der Dunkelheit des Raumes entsprachen.
»Ich hätte bestimmt dafür gesorgt, dass Ihr tot seid, bevor Ihr Euren wilden Schotten heiratet. Aber dann beschloss Bryce, Euch mit Warner zu verheiraten! Könnt Ihr das glauben? Nach allem, was ich für ihn getan hatte, wandte er sich gegen mich und traf Vorbereitungen, meinen Geliebten mit Euch trauen zu lassen!«
»Er wusste doch nicht, dass Ihr die Geliebte seines Bruders wart«, erklärte Avalon sanft.
»Natürlich wusste er es nicht. Aber das trifft es nicht. Alles, was ich getan hatte, alles, was ich so sorgfältig geplant hatte, war für Warner gewesen. Damit Warner und ich heiraten und zusammen sein konnten. Doch wie undankbar er sich dann gegen mich wandte!«
Marcus bewegte sich sehr langsam und vorsichtig. Avalon spürte, wie er sie berührte. Ihr brach der kalte Schweiß aus und durchdrang ihren Traum. Früher oder später würde Marcus zur Tat schreiten. Er musste es tun. Es lag in seiner Natur. Und dann würde Claudia ihn ohne Skrupel erschießen.
Die Stimme ertönte wieder – diesmal lauter.
Benutze mich, ich gehöre dir.
»Laird!«, schrie jemand von der anderen Seite der Tür, wodurch Claudia ihr Lächeln wiederfand.
»Lassen wir das! Genug davon«, sagte sie und zielte mit der Armbrust höher.
»Warum ist Warner dann tot?«, fragte Avalon lauter als die Stimme von draußen. »Wenn Ihr ihn doch geliebt habt?«
»Ja, ich habe ihn geliebt! Aber wer hätte damit gerechnet, meine liebe, schöne Cousine Avalon, dass er sich in Euch verlieben würde? Gleich in jener ersten Nacht!« Claudia lachte höhnisch auf und Unglauben schwang in ihrer Stimme mit. »Und bestand darauf. Er wollte mich verlassen, nach allem, was ich für ihn getan hatte, nachdem ich ihm den Titel und die Burg verschafft hatte. Er hatte lediglich die Papiere besorgt, die seinen Anspruch auf Euch belegen sollten. Demnächst wollte er sie überreichen, Heilige Mutter Gottes, und schwor, dass er Euch lieben würde. Lieben!«, meinte sie verächtlich. »Ich habe eine besser Erklärung dafür. Ihr habt ihn verhext.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach Avalon, und es war jetzt deutlicher zu sehen, dass Marcus sich bewegte. Wegen Avalons Röcken war seine Sicht auf Claudia versperrt, aber Avalon wusste, dass Claudia ihn sah. Der schwarze Vorhang raschelte, als er ihn berührte, und sie fragte sich, ob sich wohl die Decken auf dem Bett auch bewegten.
»Kincardine! Laird!«, hörte man die Rufe von der anderen Seite der Tür, und die Stöße dagegen wurden noch mächtiger, sodass der vorgelegte Balken anfing zu ächzen.
»Doch, das habt Ihr!«, brüllte Claudia, um den Lärm zu übertönen. »Ihr müsst ihn verhext haben! Er war mein, lange bevor Ihr kamt! Aber er war schwach und hat es verdient, wegen seines Verrats an mir zu sterben, Hexerei hin oder her. Mein Dolch ließ ihn Buße tun! Jeder Stich, jeder Tropfen Blut von ihm war ein Zeichen seiner Loyalität und seiner Trauer angesichts des Verrats, den er an mir verübt hatte! Und am Ende aß er das Gift, das ich ihm so leicht verabreichte wie all den anderen, den Leibeigenen und den Dienstboten. Sie mussten sterben! Mein Verlust war auch der ihre! Ich bin die Herrin hier!«
Ich gehöre ...
»Claudia, Ihr werdet sterben, wenn Ihr uns tötet«, erklärte Avalon. »Dessen seid versichert! Wenn Ihr hier herauswollt, müsst Ihr an den Männern meines Clans vorbei. Es gibt keinen anderen Fluchtweg. Sie werden Euch umbringen für das, was Ihr auf dem Gewissen habt.«
»Oh, der Tod!« Claudia hörte sich seltsam wehmütig an. Die Schläge an der Tür verliehen ihren Worten noch mehr Nachdruck. »Natürlich werde ich sterben. Ich will zu meinem Geliebten gehen, den ich immer noch liebe. Aber Euch soll es vorher treffen, Cousine. Das wird meine Genugtuung sein.«
... dir.
Marcus sprang auf, und Claudia geriet ins Taumeln, als sie ihre Waffe auf ihn richtete. Avalon versuchte, ihm zu folgen, um den Schuss abzufangen; aber es geschah zu viel auf einmal, und ihre Füße waren immer noch von den Vorhängen umwickelt. Sie stürzte und fiel auf Hände und Knie, während sie einen Schrei ausstieß. Sie konnte nichts tun, als sie den Pfeil an sich vorbeisirren und wieder in
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