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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Moment des Alleinseins gönnen, damit er ihr Lebewohl sagt?«
    »Nein«, erklärte Marcus.
    »Na schön«, flüsterte sie und die Trauer schien sie zu überwältigen. »Ich verstehe Eure Gefühle. Wollt Ihr es ihm dann zumindest ein wenig leichter machen, Mylord, und nur zusammen mit Eurer Gemahlin hereinkommen? Zu viele Menschen würden den Baron zu sehr aufregen, und ich bin sicher, dass Ihr als Schutz für Avalon ausreichend seid, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Avalon abwesend. »Marcus genügt.«
    Überrascht blickte Marcus auf sie hinab; doch sie starrte die Tür nur weiterhin mit glasigem Blick an, als erahne sie bereits, was sie dahinter erwartete.
    Also nickte er kurz. Er wusste, dass Bal und Hew nah genug sein würden, um sofort einzugreifen, wenn es erforderlich werden sollte. Seine kampferprobten Männer feiten ihn gegen die Dunkelheit.
    »Dann kommt«, sagte Claudia schlicht und stieß die Tür auf. Zuerst ließ sie Marcus, dann Avalon eintreten.
    Avalon hatte das Gefühl, als befinde sie sich in einem Traum. Ihre Füße schleiften über den Boden. Sie waren zu schwer, als dass sie sie hätte richtig heben können. Ihre Hände schienen viel zu fern, um wirklich von Nutzen zu sein. Ihr Kopf kam ihr völlig leer vor. Es war seltsam, doch nicht zu leugnen, und je mehr sie sich dem großen schwarzen Kasten des Bettes am anderen Ende des Raumes näherte, desto deutlicher wurde dieses Gefühl.
    Sie konnte Marcus’ breiten Rücken sehen, während er vor ihr herging. Er blickte nicht nur zum Bett, dessen Vorhänge dicht zusammengezogen waren — sondern auch in jeden anderen Winkel des Raumes. Dieser war groß, und es standen kaum Möbelstücke darin. Das Schwert, dessen Stahlklinge matt schimmerte, hielt er erhoben.
    Nicht weit weg vom Bett befand sich ein hoher Kerzenständer. Doch keine der Kerzen brannte. Die gelblich weißen Kerzen waren weit heruntergebrannt, bis auf die Stummel, und keiner hatte daran gedacht, sie zu ersetzen. Das heruntergetropfte Wachs bildete seltsame Formen unter ihnen. Der Raum wurde nur von einer einzigen Fackel am anderen Ende des Raumes erleuchtet.
    Avalon hatte es aus ihrer Kindheit nicht im Gedächtnis, dass der Raum so groß war. Doch er musste es gewesen sein, denn es handelte sich um das Zimmer des Schlossherrn. Ob dies nun Geoffrey, Bryce oder Warner sein mochte. Vielleicht hatte Geoffrey mehr Möbel darin stehen gehabt, mehr Stühle und zumindest einen Tisch. Und nicht nur einen langen, leeren Raum, der die Bedrohung, die das Bett ausstrahlte, noch erhöhte.
    Ihre Füße waren zu schwer. Sie brauchte endlos, um dorthin zu gelangen. Marcus hatte es bereits erreicht und nun schaute er zu ihr zurück, hinter sie und wieder in jeden Winkel, um alles noch einmal zu überprüfen. Aber für sie gab es nur eine Aufgabe, nämlich, das Bett zu erreichen. Das war wichtig. Sie musste sich beeilen.
    Avalon sah, wie sich eine Hand hob. Es war ihre eigene. Das wusste sie. Sie griff nach dem dicken schwarzen Vorhang, der das Bett verhüllte. Vor Aufregung spürte sie nichts mehr, aber sie konnte sehr wohl hören. Sie hörte das Rascheln des staubigen Stoffs, als sich ihre Finger darum schlossen und begannen, ihn zur Seite zu ziehen. Das Geräusch klang wie das dünne Knistern von Papier in ihren Ohren. Fern, doch klar.
    Hinter den Vorhängen breitete sich noch mehr Dunkelheit aus. Eine verrenkte Gestalt lag still auf dem Bett. Der Kopf war mit einem hellen Schopf bedeckt. Ein ekelhafter süßlicher Geruch erfüllte die Atmosphäre.
    Das Blut war überallhin geflossen. Es tränkte die Felle und die Kleidung, machte alles klebrig steif, wo es hingelangt war. In der dunklen Höhle des Bettes war es nicht rot, sondern schwarz. Dunkel schimmerte es im Licht der Fackel und war frisch genug, um den Pesthauch des Todes deutlich zu verströmen.
    Avalon begriff alles in dem Augenblick, als sie den sirrenden Klang an ihrem Ohr vorbeirauschen hörte und den Luftzug spürte.
    Gewaltsam hob Marcus sie zur Seite. Sie wurde nur um Zentimeter verfehlt und stattdessen traf es ihn.
    Zusammen stürzten sie zu Boden. Dabei rollten sie weiter und verfingen sich in den tiefen Falten des Vorhangs, der riss und sich krachend aus seiner Verankerung löste. Marcus war das einzig Weiche unter ihr. In der Luft hing der Geruch von frischem Blut, der sich über den des alten Blutes legte. Die schwarzen Brokatvorhänge umhüllten sie von den Füßen bis zu den Schenkeln.
    Avalon kämpfte sich auf die Knie, wobei sie

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