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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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bestätigte Marcus. »Aber nicht viel.«
    »Du solltest sie dazu bringen, mehr zu essen«, bemerkte Hew.
    »Hm!« Marcus holte tief Atem, um den Ärger aus seinem Innern zu vertreiben. Avalon zum Essen zu überreden, war Strafe genug gewesen.
    Sie wollte das Brot nicht, rührte den Käse nicht an. Angesichts der Haferkekse hatte sie die Nase gerümpft, die Lippen aufeinander gepresst und ihm den Rücken zugewandt.
    Es war Balthazar gewesen, der sie dazu gebracht hatte, zumindest an einem Apfel zu knabbern, während sie zusammen im Wald saßen, als ob sie allein wären.
    Marcus, der sich gerade über seinen Sattel beugte und sich um eine lose Naht kümmerte, hatte die Szene beobachtet. Er hatte weggehen müssen, als sie sich weigerte, einen Haferkeks zu essen. Denn diese junge Dame trampelte mit ihren hübschen Füßen auf seinem Ruf herum, ohne dabei auch nur ein einziges Wort sagen zu müssen. Allein ihr kerzengerader Rücken und die unmissverständliche Zurückweisung rissen ihn in Fetzen. Alle hatten zugeschaut. Marcus war sich nur zu deutlich der Tatsache bewusst, dass er für die meisten der Männer noch relativ unbekannt war und dass sie ihn nach seinen Erfolgen beurteilen würden.
    Es gab nur die Möglichkeit, sich zu absentieren oder sie zu zwingen. Und er würde sie nicht zwingen. Das war die Art seines Vaters gewesen, nicht seine.
    Vielleicht traf es sich für beide glücklich, dass es ihr laut der Legende vorbestimmt war, ihn zu hassen. Allerdings sorgte ihr jetziges Benehmen eher dafür, die Vorstellung in den Köpfen der Clansleute zu bestärken, dass sie deren Erlösung sei.
    Aber sie musste essen, und es frustrierte ihn, dass sie es nicht tat.
    Dann kam Balthazar daher mit seinem Charme und seinen feinen Manieren in einer Wolke aus indigoblauen und safrangelben Gewändern inmitten der gedämpften Farben der Wälder. Er hatte sich neben Avalon gehockt, jedoch nicht zu nah. Gerade nah genug, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nahm Marcus an.
    Es stand in den Sternen, was sein Freund gesagt hatte und sie dazu brachte, etwas zu essen. Wenn sie überhaupt miteinander gesprochen hatten. Er hörte sie kein einziges Wort wechseln, aber nach ein paar Minuten hatte sie nach dem Apfel gegriffen, den Bal ihr reichte.
    Sogar über das Brot hatte sie ihre Meinung geändert und aß es mit kleinen, langsamen Bissen, während sie Bal verstohlene Blicke zuwarf.
    »Sie hat Stolz«, nahm Balthazar wieder den Faden auf, und Marcus dachte, dass es sich dabei wohl um eine Untertreibung handeln musste. »Er lässt es nicht zu, dass sie aus deiner Hand Speisen annimmt.«
    Hew runzelte die Stirn. »Sie will von dem Laird nichts annehmen? Zweifellos wird sie baldigst ihre Meinung ändern.«
    »Damit hast du am Ende Recht«, stimmte Balthazar ihm ernsthaft zu.
    Auf einmal wusste Marcus, dass ihm mehr als nur ein Kampf bevorstand. Seine Zukunft sah ungewisser aus, als er je erwartet hatte. Es würde Krieg geben.

4
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    Siebzehn Jahre lang hatte Marcus vom Familien-Tartan geträumt. Er war schwarz mit dünnen geraden Streifen in Gold, Rot und Lila. Für den jungen Mann stellte er all das dar, was in seinem Leben Bedeutung besaß.
    Voller Stolz hatte er ihn auf dem ganzen Weg zusammen mit Sir Trygve nach Jerusalem getragen. Er hatte die Risse geflickt, die während der Reise entstanden, hatte das Blut herausgewaschen – seins und das der Feinde –, wenn er konnte. Jener dicke, wollene Tartan hatte eine sehr lange Zeit gehalten. Und obwohl die Tage im Heiligen Land so heiß waren, dass es schien, als würde die Haut von den Knochen schmelzen, hatte er ihn nicht abgelegt. Er war das Symbol seines Clans, seiner Heimat, seiner Hoffnung.
    Ja, er hatte ihn aufgetragen, bis die Falten durch Dreck und Blut und Wüstenstaub brüchig geworden waren. Und jede Nacht hatte er von dem Tag geträumt, an dem er nach Schottland zurückkehren würde.
    Bis Damaskus. Bis zu jener Nacht, als man ihm den Tartan vom Leib riss und verbrannte – und die Träume von seiner Kindheit mit ihm.
    Als es vorüber war, hatte er Sir Trygves Halsberge und Schild genommen, die er seitdem bei sich trug. Doch immer wieder gab es Zeiten, da kehrte der Traum zurück und kroch durch die Ritzen des Schutzpanzers, den er um sich errichtet hatte. Dann dachte er wieder an Unmögliches: Schnee, Holzrauch und frische Luft, grüne Täler. Unschuld.
    Es hatte mehr Willenskraft erfordert, als in ihm war, den Tartan wieder anzulegen, als er endlich heimkehrte. Nur

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