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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Augen. Avalon wusste, einzig und allein er akzeptierte sie ohne Vorbehalte oder Vorurteile, wie sie war. Fast wünschte sie sich, mit ihm zu reden, seine Geheimnisse zu entdecken – doch er war der Freund ihres Feindes. Deshalb kam dies nicht in Betracht.
    Zwei lange Tage ritten sie weiter.
    Niemand sprach unterwegs. Die einzigen Geräusche, die man hörte, waren das Schnauben und Wiehern der Pferde und der stete Klang ihrer Hufschläge auf Laub und Torf. Die Vögel verstummten, wenn sie auf der Bildfläche erschienen. Einige erhoben sich verschreckt gen Himmel, wo sie auseinander stoben.
    Avalon erkannte den Moment, als sie die Grenze nach Schottland überschritten. Sie erkannte ihn sogar, bevor die anderen es bemerkten. Die Luft und das Licht änderten sich, überhaupt alles.
    Marcus hinter ihr hatte es möglicherweise im gleichen Augenblick gespürt. Er richtete sich im Sattel auf. Ein einziges Wort strömte aus ihm heraus:
    Daheim.
    Nein, dachte sie, nicht mein Zuhause.
    Aber wenn nicht hier, wo dann? Nicht Schottland, nicht Gatting, nicht London. Nicht einmal mehr Trayleigh. Ihr Leben war in so viele Teile zerbrochen, dass sie sich mit nichts und niemandem mehr verbunden fühlte.
    Nur die Chimäre schien froh, wieder in Schottland zu sein. Avalon spürte, wie sie sich in ihr regte. Sie war jetzt milde gestimmt, doch so viel stärker als je zuvor ...
    In diesem Land lagen ihre Wurzeln. Sie war das Produkt des wilden Hochlands und ihres eigenen Willens zu überleben. Bevor sie als junges Mädchen hierher gebracht wurde, war die Chimäre nur eine Stimme gewesen. Eine Führung, eine andere Art Auge. Hanoch war es gewesen, der die Bestie mit Schlägen aus den Funken ihres Geistes zum Leben erweckt hatte. Hanoch war es gewesen, der sie gelehrt hatte, wie schwarz Schwarz sein konnte.
    In dieser Nacht lagerte die Gruppe unter einem vollständig mit Sternen bedeckten Himmel. Hier kündete der scharfe Wind bereits vom kommenden Winter und trug schwer an der Botschaft eines bitterkalten Regens. Unter ihrem Kleid und Tartan, einer Decke und einem armseligen Zelt zitterte Avalon mit verschränkten Armen auf dem Boden zusammengerollt. Ihre Träume verschmolzen zu einer verwirrenden Mischung aus Erinnerungen und Fantasievorstellungen, bis sie endlich erkannte, welche Szene sich gerade abspielte.
    Onkel Hanoch war so wütend gewesen. Ja, wie hatte sie ihn nur vergessen können, jenen Moment im Ring aus Staub ...
    »Sie ist nichts weiter als ein schwächliches Frauenzimmer«, knurrte ihr Onkel voller Abscheu. »Sieh sie dir an.«
    Langsam setzte sie sich auf, indem sie sich am Boden abstützte. Sie widerstand dem Drang, eine Hand über ihre Augen zu legen, damit sich nicht mehr alles um sie drehte.
    »Du konzentrierst dich nicht genug.« Der andere Mann – ihr Lehrmeister – sah sie mit finsterer Miene an. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich konzentrieren sollst!«
    Sie rappelte sich vor den beiden Männern auf, ohne sich den Dreck abzuklopfen, der sich durch ihren Sturz auf den Tartan gelegt hatte.
    »Noch einmal!«, bellte ihr Onkel.
    Ihr Lehrmeister wartete nicht, bis sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Er näherte sich ihr mit einer schnellen Finte zu ihrer Rechten, sodass sie mit nach vorn gestreckten Händen in die andere Richtung rutschte und versuchte, den nächsten Angriff abzuwehren.
    Ihre Augen tränten durch den um sie aufsteigenden Staub. Er behinderte ihre Sicht. Und obwohl sie wusste, dass ihr Lehrmeister sie mit einem Tritt seines Fußes gegen ihre Knie zu Fall bringen würde, konnte sie nichts tun. Ihr Atem kam stoßweise, fast schluchzend.
    Sie machte den Fehler, eine Hand zu heben, um sich damit, im Bemühen, die Tränen wegzuwischen, über die Augen zu reiben.
    Runter!, schrie die Bestie in ihrem Kopf. Wegrollen! Sie tat, was sie ihr sagte. Instinktiv wich sie dem Hieb des Mannes aus und warf sich zusammengekauert in den Dreck. Sie nutzte ihr mageres Körpergewicht, um sich mit einem Schwung zu drehen und wieder hoch zu kommen. Mit einer vollen Drehung sprang sie auf die Füße und wirbelte herum, um den Mann anzusehen, der jetzt hinter ihr stand.
    Die Chimäre ließ sie die widerwillige Anerkennung ihres Onkels spüren, der schweigend zuschaute, während seine Lippen einen schmalen Strich bildeten.
    Sie hasste seinen verkniffenen Mund. Mehr bekam sie nie von ihm zu sehen. Er war ein Zeichen der ständigen Unzufriedenheit eines Mannes, den alle anderen außer ihr »Laird« nennen

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