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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Balthazar hatte vielleicht verstanden, wie schwer ihm das fiel. Nur Balthazar war in Damaskus dabei gewesen und hatte miterlebt, wie Marcus seine Hoffnung verlor.
    Noch immer gab er sich nicht der verführerischen Bequemlichkeit hin, die das Tuch anbot. Nicht so leicht. Er trug auch weiterhin sein spanisches Schwert an der Hüfte. Es war ein deutliches äußeres Zeichen seiner inneren Andersartigkeit. Es war schön, dass die Leute seines Clans es bewunderten und es für eine absolut tödliche Waffe hielten. Doch er hätte es auch getragen, wenn sie es verabscheut hätten. Er brauchte etwas, brauchte ein sichtbares Ding, das ihn im rauen Paradies Schottlands in Schach hielt und nicht die Widrigkeiten vergessen ließ, mit welchen er in fernen Ländern hatte fertig werden müssen.
    Nichtsdestotrotz war der Tartan, den er trug, neu und robust, und Marcus konnte ihn nur als etwas Wunderbares betrachten, jene geraden Fäden in Gold und Rot und Lila mit dem tiefen Schwarz, das sie umgab. Er stellte die unantastbare Verbindung mit seinem Erbe dar, welche er genauso brauchte wie jene spanische Klinge.
    Und hier war nun Lady Avalon, die an diesem Morgen vor ihm stand. Die Sonne hatte beschlossen, aufzugehen und ihre Strahlen durch das Laub der Bäume zu schicken, um den elfenbeinfarbenen Glanz ihres Haares einzufangen und den zarten Schwung ihrer Wange zu liebkosen.
    Sie war so lieblich – selbst in ihrem jetzt vollkommen ruinierten Kleid. Anmutig nahm sie den Tartan, den Marcus ihr reichte – und warf ihn ihm vor die Füße!
    »Ich habe geschworen, ihn nie wieder zu tragen«, erklärte sie, während sie gleichzeitig Trotz und Zerbrechlichkeit ausstrahlte. Doch er ließ sich von ihrer Zartheit nicht zum Narren halten. So gewiss wie er das Produkt von Hanoch war, galt das auch für sie.
    »Wie schade für Euch«, meinte Marcus, während er ihn aufhob. »Denn Ihr werdet ihn erst recht tragen.«
    Sie gab nicht nach, nicht einmal ein klein wenig. Kampfbereit ballte sie die Fäuste, Blätter hingen an ihr. Die Amethyste auf ihrem Bliaud hatten nichts von ihrem Glanz verloren und blitzten in der Sonne.
    »Ihr werdet mich dazu zwingen müssen«, gurrte sie mit tödlich sanfter Stimme.
    In seiner Vorstellung war sie plötzlich nackt, völlig nackt und wunderbar entgegenkommend, als sie ihn mit einem Lächeln zu sich rief. Himmel, er war mehr als bereit dafür, dass sich dieses unglaubliche Haar um ihn schlang, während er wieder von ihr kostete. Dieses Mal würde es noch süßer und heißer sein. Es würde keine Lektion, sondern ein Vergnügen sein ...
    Marcus verdrängte die Vision, schockiert, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte.
    Avalon öffnete die Augen weit und ihr ganzer Körper wurde starr, als sie zu ihm aufblickte.
    Sie wusste es, wusste, was er gedacht hatte. Das war ihm plötzlich klar.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich ihre Gedanken auf diese Weise miteinander verbinden könnten. Der Fluch hatte es nie erwähnt. Aber Marcus bezweifelte nicht, dass diese Kraft real war. Die Legende begleitete ihn seit seiner Kindheit, war tief in ihm verankert. Seine Mutter hatte ihm sein Schicksal mit ihrer sanften Stimme vorgesungen, wenn er schlafen ging. Sie starb, als er zehn war, und die Frauen des Clans hatten ihren Platz eingenommen. Wieder und wieder erzählten sie ihm die Geschichte, damit er seine Rolle verstünde, wenn er ein Mann wurde.
    Marcus glaubte an den Fluch. Und so merkwürdig es auch klang – er glaubte, dass die Braut die Gedanken und die Herzen von anderen durchschaute. Er wusste, dass solch eine Kraft real war, weil ein winziger Teil dieser Gabe auch in ihm lebte. Und er verstand es wirklich als Gabe.
    Avalon riss ihm das Stoffbündel aus der Hand und ging schnell davon. Sie schob die Decke, die für sie zwischen zwei Büschen gespannt worden war, beiseite und verschwand dahinter.
    Er konnte den Umriss ihres Schattens sehen, der immer wieder mit den Zweigen und Blättern verschmolz. Ein vollkommenes Profil, ein vollkommener Arm, der sich streckte, der lange Blick auf einen gerundeten Schenkel. Ein Bild der Vollkommenheit.
    Als sie wieder auftauchte, trug sie den Tartan.
    Den Frauen des Clans sei Dank, die daran gedacht hatten, die silberne Brosche, die den Tartan hielt, und das schwarze Kleid, das man darunter trug, dazuzulegen. Marcus hätte nie an diese Einzelheiten gedacht.
    Lady Avalon warf ihm einen Blick zu, als sie ihr unterbrochenes Frühstück fortsetzte. Ein Blick, der was zeigte?

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