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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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sie zu sich kam, lag sie auf Knien in den Kiefernadeln und dem Schlamm. Sie stützten sie und drückten etwas Brennendes gegen ihre Lippen. Whiskey.
    Er brannte in dem Schnitt, den sie sich selbst in ihrer Unterlippe zugefügt hatte. Avalon spuckte die Mischung aus Alkohol und Blut auf den Boden.
    »Ich hasse Euch«, fuhr sie den vor ihr stehenden Marcus an.
    Er setzte sich in Bewegung, wobei er die meisten Männer mit in den eisigen Regen hinausnahm, um die Pferde zusammenzutreiben. Sie blieb mit Balthazar zurück. Ihr Gehör funktionierte wieder.
    Als Marcus sie holen kam, hatte sie ihm nichts mehr zu sagen. Der Zauberer hatte aus seinen Gewändern eine lange, durchsichtige Schärpe hervorgeholt. Sie war hellorange und mit einer Sonne bestickt. Er hatte damit ihren verletzten Arm hochgebunden. Marcus bemerkte die Schlinge, aber er wies sie nur mit einer Bewegung an, ihm zu seinem Hengst zu folgen. Zwei Männer halfen ihr in den Sattel.
    Der schlimmste Teil des Sturms war überstanden. Als sie sich drei Stunden später Sauveur näherten, hatte sich der Regen zu einem leichten Nieseln abgeschwächt, und den Himmel bedeckte ein helles Grau. Die Straße bestand nur noch aus zähem Schlamm, und die Pferde mussten sich bei jedem Schritt durch den Morast kämpfen. Avalon hielt sich mit ihrer gesunden Hand an der Mähne des Hengstes fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie wollte keinen Blick auf die Burg werfen.
    Die Kundschafter hatten die Bewohner bereits benachrichtigt, und eine Menschenmenge begrüßte sie. Trotz des Regens und der Kälte drängten die Leute nach draußen, um endlich die Ankunft des Lairds und seiner Braut zu erleben.
    All diese Menschen, dachte Marcus, erfüllte Stolz und heimliche Ehrfurcht. Da gab es so viele, hier und wie Steine über die Berge verteilt, die alle treu ergeben, tapfer, wild und hungrig waren. Er trug die Verantwortung für sie. Sie schauten mit strahlenden Gesichtern zu ihm auf, und Marcus las in ihnen nur Hoffnung und ein so tiefes Vertrauen, das in seinem Innern tiefe Angst erzeugte.
    Er durfte sie nicht enttäuschen.
    Die Schar der Krieger erreichte die Burgmauer. Die Pferde schritten endlich auf ebenem Boden und seine Männer schwärmten hinter ihm aus. Nun standen sie der erwartungsvollen Menschenmenge gegenüber.
    Marcus rückte Avalon vorsichtig ein Stück nach vorn, damit er mehr Platz hatte. Dann stellte er sich in den Steigbügeln auf, während sie an ihrem Platz blieb.
    »Clan Kincardine«, rief er ihnen zu. Seine Worte gefroren in der eisigen Luft. »Ich bringe euch euer Mädchen. Ich bringe euch die Braut!«
    Endlich schaute Avalon durchfroren und durchnässt auf. Sie war immer noch mit bunten Blättern und Schlamm bedeckt. »Geht zum Teufel«, sagte sie laut und deutlich zu Marcus.
    Die ganze Schar brach in Begeisterungsrufe aus.

5
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    Sie hatte sich geweigert, sich vor den Frauen auszuziehen, die ihr aufwarten sollten. Es waren sechs. Sie hatten für sie eine Wanne mit dampfendem Wasser aufgestellt und Lavendel sowie Minzzweige hineingegeben. Die Kammerjungfern hatten um sie herumgegluckt und ihr mit freundlichen, gurrenden Worten Lorbeerbrühe gereicht.
    Avalon wollte das alles nicht. Sie wollte allein sein in diesem kleinen Raum und nicht der Freundlichkeit der Frauen erliegen; denn sie waren immer noch ihre Feinde, egal wie viel Lavendel sie ihr auch anboten.
    Aber trotz der Dinge, die sie letzte Nacht und diesen Morgen durchgemacht hatte, dass ihr Körper vor Erschöpfung zitterte und ihr Geist völlig leer war, mochte sie doch nicht grausam zu ihnen sein.
    Sie dankte ihnen für die Brühe und das Bad. Avalon sprach mit der normalsten Stimme, die sie aufbieten konnte, als sie ihnen erklärte, sie wolle sich allein waschen. Als sie einander verwunderte Blicke zuwarfen und versuchten, ihre Worte nicht zu beachten, wiederholte sie ihren Wunsch in schärferem Ton. Sie wich vor ihnen zurück, bis ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu gehen.
    Als sie das Zimmer verließen, nahm eine der Frauen den Tartan, den Avalon auf den Boden geworfen hatte.
    »Ich werde ihn für Euch auswaschen und zum Trocknen aufhängen, Mistress«, erklärte die Person, während sie ihn über ihren Arm legte.
    Na gut. Er war sowieso zu nass zum Verbrennen gewesen.
    Das schwarze Kleid lag eng an. Es dauerte eine Weile, und mehrmals musste sie sich kurz hinsetzen, damit sie wieder einen klaren Kopf bekam, ehe sie es sich ganz ausgezogen hatte. Von der Anstrengung hatte ihre

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