Sueße Prophezeiung
ein Mann eine Frau hielt, und er wollte sie gern wieder schmecken ...
Ihre Lippen hatten sich leicht geöffnet, als diese Empfindungen durch seinen Körper rasten. Er dachte, dass sich ihr Herzschlag vielleicht beschleunigt hätte, um sich dem seinen anzugleichen. Er ließ seine Finger ein wenig weiter nach unten gleiten und spürte die Umrisse ihrer Lippen. Völlig gebannt blickte er auf sie hinab und sog ihren rosigen Glanz und ihre üppige Fülle in sich auf. Ihre Lider senkten sich und offenbarten dabei die schwungvolle Wölbung ihrer schwarzen Wimpern auf dem Perlenglanz ihrer Haut.
»Ihr werdet mich heiraten«, verkündete er mit heiserer Stimme – und bereute es umgehend.
Avalon stieß seine Hand fort und wandte den Kopf von ihm ab.
»Nein, werde ich nicht!«
Marcus beließ es bei ihrer Weigerung und tat sein Bestes, wieder ruhig zu werden. Sie wirkte wie Wein auf ihn und ließ ihn an Dinge denken, die, so erfreulich sie auch waren, seine Konzentration stark beeinträchtigten. Aber es würde so geschehen, wie er gesagt hatte. Was immer sie jetzt auch denken mochte – sie musste seine Braut werden. Eine Legende stand ihm zur Seite.
Zwei Tage später erreichten sie die Ländereien der Kincardines. Dann würden sie auch bald auf Sauveur ankommen.
Das Ende der Reise gestaltete sich schwierig. Der frühe Herbstregen, der sich schon angekündigt hatte, peitschte jetzt endgültig auf sie nieder, und Windböen, die so heftig waren, dass sie einen Mann vom Pferd reißen konnten, wenn er nicht aufpasste, machten ihnen zu schaffen. Aber Marcus suchte nirgends Unterschlupf, noch verlangte irgendeiner seiner Männer das von ihm. Alle waren begierig darauf, ans Ziel zu gelangen und sich damit ihrer Aufgabe zu entledigen.
Avalons Laune war bald so schlecht wie das Wetter. Er schirmte sie, so gut er konnte, ab: Aber ihre Kleider troffen wie die aller anderen. Ihre Nasenspitze färbte sich rosa vor Kälte, und ihre Haare klebten in klammen Strähnen an den Schläfen.
In den frühen Morgenstunden, ehe sie die Burg erreichten, mussten sie sich durch einen heftigen Sturm kämpfen, der noch schlimmer war als der Regen zuvor. Nach einer Besprechung mit seinen Männern beschloss Marcus, trotz des Unwetters weiterzureiten. Denn so nahe bei Sauveur zu lagern, käme sie alle hart an.
Avalon hegte eher ein gegenteiliges Gefühl.
»Ihr seid ein Narr«, beschimpfte sie ihn ungläubig, als er seinen Leuten mitten in dem Gewitter befahl, wieder aufzusteigen. Der Wind zerrte an ihrem Haar und ließ die nassen Strähnen flattern. Regen tropfte von ihrem Kinn. »Es ist der reine Wahnsinn, heute Nacht weiterzureiten! Sie werden Euch nicht bis ins Landesinnere hinterherjagen. Ihr wisst das. Ich weiß es. Und doch drängt Ihr zum Aufbruch.«
Seine Antwort bestand aus einem Achselzucken. Natürlich würde sie das noch mehr erzürnen, aber er konnte nicht anders.
Er wusste sehr wohl, dass d’Farouche es sicher nicht wagte, ihnen so weit zu folgen. Sie hatten bereits das Gebiet von vier anderen Clans durchquert, die alle mit seiner Familie auf bestem Fuße standen. Mit durchreisenden Engländern würden sie nicht so großzügig verfahren. Nur wenn sie mit einer Armee unterwegs waren.
Und weder der Baron noch sein Bruder würden in der Lage sein, so schnell eine Armee aufzustellen. Das würde später kommen. Bis dahin hätten sie keine Chance mehr, Avalon zurückzuholen.
Marcus trotzte nicht dem Sturm, um den d’Farouches zu entgehen. Es ging darum, nach Sauveur zurückzukehren.
Avalon schlang die Arme um sich und zitterte, während alles sich fertig machte. Nicht einmal der Tartan war bei diesem Wetter mehr eine Hilfe. Marcus wollte zu ihr gehen und sie halten. Er wollte eine Hitze zwischen ihnen entzünden, die den Regen und den Wind und ihre Verbitterung wegbrannte.
Aber er hatte bemerkt, dass sie sich, wann immer diese Gedanken ihn erfassten, brütend noch weiter in sich zurückzog und auf nichts mehr reagierte, was er sagte. Stattdessen hob er sie also wie zuvor auf seinen Hengst und saß dann hinter ihr auf.
Der Sturm wurde heftiger. Nur schwach erinnerte er sich aus seiner Kindheit an solche Unwetter. Mensch und Tier hielten den Kopf gesenkt, während der Regen auf sie niederprasselte und der Wind sie beutelte.
Donnergrollen überlagerte das Heulen des Windes und ließ die Pferde nervös mit den Köpfen rucken. Gelegentlich spannte ein Blitz seinen Bogen über den Himmel. Erst nur von ferne, doch allmählich kam das
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