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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Gewitter näher.
    Avalon wollte zwar nicht, doch sie blieb unter dem Tartan, den Marcus schützend über sie hielt. Ihr Stolz, seine Hilfe zurückzuweisen, war schon vor Stunden in sich zusammengefallen. Jetzt fühlte sie sich nur noch elend, wund und nass. Der Tartan über ihr war genauso durchnässt wie alles andere, aber zumindest schützte er ihren Kopf vor der peitschenden Gewalt des Sturms. Bestimmt fiel es ihm nicht leicht, sie die ganze Zeit mit erhobenem Arm zu beschirmen. Sie hätte gern Genugtuung darüber empfunden, dass er als Vergeltung für seinen tollkühnen Befehl, die Reise fortzusetzen, das meiste vom Wetter abbekam. Doch es gelang ihr nicht. In ihrer Erschöpfung vermochte sie nicht mehr das kleinste bisschen an Gehässigkeit aufzubringen. Der einzige Wunsch, den sie noch hatte, war, dass dieser unerträgliche Ritt endlich ein Ende nahm.
    Da brach die Welt vor ihr auseinander. Wie der Arm Gottes spaltete ein Blitz die mächtige Eiche neben ihnen. Eine gewaltige Welle aus Licht und Lärm schien das Ende von allem zu bedeuten.
    Sie merkte, wie sie scheinbar schwerelos durch die Luft geschleudert wurde. Dann landete sie auf der Seite im Schlamm. Kein Laut war mehr zu hören. Zu ihrer Erleichterung herrschten Stille und Schwärze.
    Aber sie stellte fest, dass sie im Schlamm nicht atmen konnte; also stemmte sie sich mit den Ellbogen hoch und atmete keuchend die sengende Luft ein. Sie hörte immer noch nichts, doch sah genug, und der Anblick war erschreckend.
    Zuerst nahm sie nur ein schwaches Leuchten wahr, aber allmählich klärte sich ihr Blick, und sie sah eine Folge von Bildern. Blaue Leuchtfeuer in der Dunkelheit, Blitze, die immer wieder mit den Donnerschlägen über den Himmel zuckten. Überall Chaos, Männer zu Pferde oder zu Fuß, die wild durcheinander rannten, sich aufbäumende und kreisende Pferde. Das Leuchten kam von den zersplitterten Überresten der gespaltenen Eiche, die trotz des Regens in Flammen stand.
    Genau davor lag Marcus bewegungslos im Schlamm. Ein Pferd wieherte über ihm. Es bäumte sich auf den Hinterbeinen auf und schlug panisch mit der Vorderhand durch die Luft. Die Zügel hatten sich in einem schwelenden Ast verfangen, sodass es nicht fliehen konnte. Der Hengst setzte die Vorderhand ab, um sich gleich wieder über dem Körper ihres Entführers aufzubäumen. Jedes Mal, wenn er den Boden traf, verfehlte er den Mann nur um Zentimeter.
    Sie war aufgestanden, ehe sie wusste, dass sie sich bewegte. Immer noch umgab sie vollkommene Stille, und sie schleppte sich durch den Morast, einzig von dem Gedanken beseelt, zu dem Pferd zu gelangen.
    Es war Marcus’ Hengst. Der, auf dem sie beide gesessen hatten. Das Weiß seiner Augen bildete einen deutlich sichtbaren Kreis um die Pupillen. Man konnte seine Zähne sehen, während er wieherte, und obwohl sie die Schreie nicht hörte, spürte sie seine überwältigende Angst.
    Ruhig. Mit aller Macht versuchte sie ihn mit der Kraft ihrer Gedanken zu erreichen und kämpfte sich näher. Ruhig, still, ruhig ...
    Immer noch ausschlagend drehte der Hengst seinen Kopf in ihre Richtung. Marcus war nur ein verschwommener Schatten im Regen unter ihm.
    Still!
    Am Rande ihres Gesichtsfeldes nahm sie Bewegungen wahr. Sie konnte es sich nicht leisten, sich von den Männern ringsum ablenken zu lassen. Einer versuchte, nach ihrem Arm zu greifen. Ohne innezuhalten wehrte sie die Bewegung ab, doch dann hielt er sie an der Schulter fest. Avalon wich zur Seite und trat blindlings mit dem Fuß zu.
    Der Hengst litt aufs Neue während des kurzen Moments, als sie abgelenkt war. Sie hörte ihn wieder wiehern und auf die Erde schlagen, wobei er Marcus nur um Millimeter verfehlte, bevor er erneut stieg. Schlamm spritzte unter den rasenden Hufen auf.
    Es ist nichts, es ist nichts, ruhig, dachte sie und erlangte seine Aufmerksamkeit wieder. Sie hatte ihn fast erreicht.
    Zwei weitere Männer waren zu ihrer Linken. Sie spürte ihre Absicht, sie zurückzuhalten, und es erzürnte sie, dass sie das wagten, wenn ihr Herr nahe daran war, zu Tode getrampelt zu werden. Deshalb fing sie an zu laufen, wobei sie riskierte, im schlammigen Morast zu stürzen.
    Die Männer kamen näher, doch dann fielen sie zurück. Der Zauberer war aus dem Regen aufgetaucht, und er hatte sie aufgehalten. Ihr erlaubte er aber weiterzugehen.
    Ho, rief Avalon dem Pferd in ihrem Kopf zu. Hier, hier, hierher!
    Der Hengst warf ihr einen verängstigten Blick zu, tat dann jedoch, was sie ihm befahl, indem

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