Sueße Prophezeiung
musterte den Glanz, der durch den Widerschein entstand, als verdiene er seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Das ist nicht alles, was Ihr habt«, sagte er mit schleppender Stimme, während er aufschaute und ihren Blick einfing.
Von einem Moment auf den anderen meinte sie wieder zu ertrinken und seine Lippen lagen zärtlich und heiß auf ihren, während seine Hände ihren Rücken mit federleichten Berührungen rieben. Er zog sie an sich, und sie hieß ihn, alles von ihm, willkommen.
Das Nachthemd verbarg fast nichts vor ihm. Sie spürte die Falten seines Tartans, die Tunika und darunter die harten Ebenen seines Körpers. Seine Hitze steckte sie an, bis ihr ganzes Sein vom Nektar seiner Küsse erfüllt war, während ihrer beider Atem sich vermischte. Sie war wieder zum Leben erwacht, eine neue Avalon, und er war dafür verantwortlich, dieser Mann, ihr Feind ...
Marcus berührte sie äußerst behutsam. Keinen Moment vergaß er ihre verletzte Schulter. Langsam glitt seine Hand über ihren Rücken nach unten, zart umfasste er ihr Gesäß und hob sie leicht an, damit sich ihr intimster Bereich gegen ihn presste und sie spürte, wie bereit er für sie war.
»Das ist es, was ich will«, raunte er gegen ihre Lippen. »Dies!« Er strich ihr Haar beiseite und näherte seine Lippen der empfindlichen Stelle unter ihrem Ohr. »Spürt Ihr es nicht?«
Sie konnte weder Ja noch Nein oder sonst irgendetwas sagen. Er hatte ihren Körper in geschmolzenes Glas verwandelt. Sie zerfloss in seinen Armen, strömte über seine Brust und seine Schenkel und die köstliche Härte zwischen ihnen. Nein, sie wollte auch mehr von ihm. Sie musste dieses Sehnen, das so neu war und sie gänzlich beherrschte, befriedigen.
All ihr Widerstand brach zusammen. Das Einzige, was zählte, war, dass er sie weiterhin berührte.
»Ihr wollt es doch, nicht wahr?« Er legte eine Hand auf ihre Brust. Kein anderer Mann vor ihm hatte so etwas je getan, und sie liebte das Gefühl, drängte sich gegen ihn.
»Nicht wahr!« Es war keine Frage, die Antwort stand bereits fest. Seine Finger fanden ihre Brustwarze und strichen mit kreisförmigen Bewegungen über das Gewand.
Sie konnte das Stöhnen, das in ihrer Kehle aufstieg, nicht unterdrücken. Von dem Punkt aus, an dem er sie berührte, schoss Verlangen wie ein weiterer Blitz durch ihren ganzen Körper.
Er küsste sie wieder, dieses Mal fester und eine andere Absicht lag jetzt dahinter. Seine Hände glitten nach unten und plötzlich schwang er sie hoch in seine Arme.
Der leise Schrei, der sich ihr entrang, rührte nicht von ihrem Verlangen her und ließ sich nicht aufhalten. Unter all ihren Abschürfungen waren ihre Rippen auch noch gebrochen.
Marcus vernahm den Unterschied, und unsicher hielt er inne.
»Was ist los?« Mit gerunzelter Stirn blickte er auf sie hinab.
»Lasst mich hinunter«, gelang es ihr, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorzustoßen.
Wieder sehr vorsichtig ließ er sie langsam auf den Boden gleiten. »Das war nicht Eure Schulter. Ihr seid verletzt, oder?«
»Nein«, log sie, während sie recht erfolglos versuchte, aufrecht zu stehen. Er warf ihr einen scharfen Blick zu und unfehlbar fanden seine Augen die Stelle, auf die sie unwillkürlich ihre Hand gelegt hatte.
»Darf ich Euch untersuchen?«, bat er und streckte die Hände nach ihr aus.
»Nein!« Avalon wich schnell zurück.
Alle Spuren von Weichheit waren aus seiner Miene verschwunden. Jetzt trat wieder ganz der Laird auf sie zu, und der frostige Hauch des Winters umgab ihn.
»Ihr habt die Wahl«, erklärte er. »Zieht das Gewand aus und zeigt mir, wo es wehtut, oder ich übernehme das.«
Avalon wusste, dass sie bei dieser Auseinandersetzung nicht gewinnen konnte. »Dreht Euch um«, stieß sie hervor.
Er tat es und faltete die Arme vor seiner Brust, während er wartete. Zumindest konnte sie nur die eine Seite nicht bewegen, dachte Avalon bei sich, während sie das Nachthemd mit ihrer gesunden Hand auszog. Sie nahm eine Decke vom Bett und schlang diese um ihren Körper, sodass nur ihre Rippen zu sehen waren, und setzte sich hin.
»Fertig«, meldete sie mürrisch.
Marcus kniete sich vor sie und untersuchte die schwere Prellung. Sein Gesichtsausdruck gab keine Regung preis. Die Verletzung sah übel aus, das wusste sie. Während die Zeit verrann, röteten sich ihre Wangen.
»Es sieht schlimmer aus, als es ist«, meinte sie.
Ohne zu antworten sank er auf die Fersen zurück.
Alarmiert ließ die Chimäre eine Warnung
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