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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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durch die sie jetzt geführt wurde, waren ihr unbekannt, obwohl sie den gleichen Stil wie die große Halle aufwiesen. Gewölbte Decken. Schwarzgraue Pfeiler. Die meisten Türen waren geschlossen, und am Ende des größten Saals hielten sie vor einer dieser Türen an. Es wimmelte von Männern, und die Frauen standen am Rand. Avalon machte im Hintergrund Nora aus. Sie unterhielt sich leise mit einer Kameradin. Doch die meisten verharrten in Schweigen und versuchten angestrengt, die Geräusche hinter der verschlossenen Tür aufzufangen.
    Sie wichen zur Seite, als der Zauberer sie nach vorn führte. Jeweils zwei Wachtposten standen zu jeder Seite der Tür – Engländer von Henry, Schotten von Malcolm. Malcolms Männer lehnten entspannt an der Wand und schienen nichts gegen noch mehr Whiskey zu haben. Henrys Männer standen unerschütterlich aufrecht, aufmerksam und unglücklich daneben. Sie bemerkten sie sofort und musterten unverfroren die Schönheit, deren Schicksal gekrönte und heilige Häupter aufgescheucht hatte.
    Avalon trat vor und öffnete die Tür selbst, wobei sie die verdutzten Wachtposten einfach nicht beachtete.
    Vier Männer saßen an einem langen Tisch aus poliertem Holz. Hinter ihnen standen zwei weitere Schutzleute. Diese gehörten zur Kirche und waren schwer bewaffnet. Marcus stand vor ihnen allen, und ehe Avalon noch einen weiteren Schritt tun konnte, witterte sie die Gefahr, die sich um sie zusammenbraute.
    Marcus war außer sich vor Wut. Diese Empfindung wand sich wie eine Schlange um ihn. Sein Zorn beutelte ihn so heftig, dass er nahe daran war, vor ihren Augen in zwei Teile zu zerbersten. Er glühte vor Wut und wurde zu einem Teil von ihr.
    Fröstelnd spürte sie, dass noch etwas anderes da war, was keiner sehen konnte. Weder die Wachtposten noch die Männer mit ihrer ganzen Selbstgefälligkeit am Tisch. Und leider nicht einmal der Zauberer.
    Marcus war nahe daran zusammenzubrechen, in tausend Stücke zu zerspringen, und das, was übrig blieb, würde sich nicht mehr kontrollieren lassen. Die Wächter würden ihn überwältigen, ehe seine eigenen Männer eingreifen könnten.
    Instinktiv wusste Avalon, dass Marcus’ Schlange sich unterschied von der Last, die sie mit sich herumtrug. Die vergleichsweise harmlose Chimäre war immer in ihr, hatte aber noch nie so von ihr Besitz ergriffen. Doch die Schlange hatte diesen Mann vollständig im Griff. Sie war dabei, ihn zu vernichten.
    Avalon wusste nicht, was sie tun sollte. Die Gedanken an ihre eigene Rettung traten in den Hintergrund, bis sie nur noch Marcus und die dämonische Schlange sah, die sonst keiner außer ihr wahrnahm.
    Er hörte sie hereinkommen und drehte ihr den Kopf zu. Aus seinen Augen starrte die Schlange sie verständnislos an. Es war eine Bestie ohne Weitsicht.
    Gegen ihren Willen setzten sich ihre Füße in Bewegung. Sie fixierte die Schlange und blickte dann zu den anderen Männern, den Gesandten von Malcolm und Henry sowie den beiden Männern der Kirche.
    Diese Kirchendiener! Dort lauerte die Gefahr, erkannte sie. Die forderten den Dämon heraus.
    Sie trugen das Wappen der Rechtschaffenheit. Auf ihre weißen Tuniken war das rote Kreuz gestickt und darunter trugen sie Kettenhemden. Sie waren weder alt noch jung, und auf ihren Lippen lag Prüderie, sie hatten beide den gleichen frömmlerischen Blick. Äußerlich zwar harmlos, hatten sie doch etwas auf dem Gewissen, das dieses bedrohliche Wesen aus Marcus hervorlockte.
    »Lady Avalon d’Farouche?«, fragte einer der beiden näselnd.
    Die Schlange in Marcus rollte sich zusammen.
    »Ja«, erwiderte Avalon. Sie trat neben Marcus, sodass er sie aus dem Augenwinkel heraus sehen konnte. Vielleicht würde es ihm helfen.
    Henrys Gesandter lehnte sich vor und deutete auf das orangefarbene Tuch, das ihren Arm entlastete. »Seid Ihr verletzt, Mylady?«
    Marcus richtete seinen Blick auf den Mann und sein wachsender Zorn suchte sich ein neues Ziel.
    »Es war ein Unfall«, berichtete sie. »Nichts weiter.«
    »Wofür ist dann die Schlinge da?«, fragte der Mann des Papstes.
    Sie zuckte die Schultern. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Eigentlich brauche ich sie gar nicht.«
    Wenig überzeugt blickten die vier sie an. Henrys Abgesandter strich sich über den Bart. Avalon spürte, wie sich die Schlange noch weiter anspannte.
    Es brauchte nicht mehr viel, dann würde er explodieren. Sie musste nicht zu Marcus hinschauen, um zu bemerken, dass es schon anfing. Sogar durch ihren eigenen Körper strömte die

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