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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Sauveur brauche, solange ich mich hier aufhalte? Ich habe nur ein einziges Gewand, und das bereitet mir etwas Unbehagen. Auf Trayleigh befinden sich ein paar Truhen. Die Zofe, die ich dort hatte, wird wissen, welche ich meine. Ich wäre sehr dankbar, wenn man sie mir schicken könnte.«
    Die hohen Herren verneigten sich vor ihr, aber sie fürchtete, dass es noch nicht reichte. Avalon bemühte sich, die Gedanken, die Malcolms Mann durch den Kopf gingen, auszublenden, als sie wieder sprach.
    »Sagt meinem Cousin, dass ich alles lieber als diesen Tartan tragen würde. Ich bin sicher, dass er das nachvollziehen kann.«
    Sie ging, ehe der Gesandte des schottischen Königs den Affront in seiner ganzen Tragweite begriff.
    Balthazar schloss die Tür fest hinter ihnen.
    Avalon suchte wieder ihr Zimmer auf, weil sie keinen anderen Ort wusste, wo sie hätte hingehen können. Davon abgesehen brauchte sie etwas Zeit, um über die jüngsten Ereignisse nachzudenken. Balthazar folgte ihr. Er war ein stummer Zeuge der Tatsache, dass sie aus einem Impuls heraus, über den sie bestimmt nie hinwegkommen würde, sämtliche früheren Pläne aufgegeben hatte.
    Der kleine Raum hatte sich in der Zwischenzeit nicht verändert. Die Schüssel mit dem Eintopf stand immer noch auf dem Tisch. Das schmale Fenster zeigte genau dieselben schweren Wolken, die ihren Regen nicht abgeben wollten.
    Der Zauberer ging voraus, ließ sie eintreten und blieb dann stehen, als ob er noch etwas erwartete.
    Avalon warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Habt Ihr wohl noch ein Tuch?«, fragte sie.
    Aus irgendeiner verborgenen Tasche zog er eines hervor. Dieses Mal handelte es sich um ein leuchtend rosafarbenes, das mit einem silbernen Faden bestickt war.
    Gegen ihren Willen musste sie lächeln. Sie hielt still, während er es um sie schlang und ihr half, ihren Arm hineinzulegen.
    »Eine tapfere Vorstellung«, kommentierte der Zauberer.
    »Ich habe keine Vorstellung geliefert«, stritt Avalon ab. »Was war mit Eurem Herrn geschehen?«
    »Warum, Herrin, was meint Ihr?«
    Avalon testete die Haltbarkeit ihrer neuen Schlinge, rückte sie zurecht, bis sie mit der Lage zufrieden war. Nachdenklich schaute sie zu dem Zauberer auf und beschloss dann, ihren Instinkt zu testen.
    »Ein Dämon ist in Marcus Kincardine«, sagte sie.
    Der Zauberer hob eine Braue und prüfte den Türriegel, damit ihre Worte nicht bis zum Wachtposten drangen, der draußen stand.
    »Ihr müsst davon wissen. Ihr seid ein heiliger Mann und mit ihm gereist!«
    »Sprecht Ihr von einem unheiligen Dämon?« In Balthazars leichthin geäußerten Worten schien eine unterschwellige Bedeutung zu stecken.
    In ihrem Geist erschien das Bild ihrer Chimäre, eines Wesens aus Dunst und Rauch, das ihr Feind und gleichzeitig ihr Verbündeter war. Aber in Wirklichkeit war sie nicht böse. Genauso wenig wie die Schlange in Marcus.
    »Nicht unheilig«, meinte sie. »Aber mächtig. Ich habe es selbst gespürt, als ich vor diesen Männern neben ihm stand.«
    »Was habt Ihr gespürt?«, beharrte der Zauberer.
    »Eine Schlange«, gab sie nach einigem Zögern Auskunft. »Sie hatte ihn völlig vereinnahmt.«
    Balthazar legte seine Hände vor seinem Körper zusammen. »Mylady hat ein besonderes Einfühlungsvermögen.«
    »Was ist das für ein Ding? Es hatte so vollständig von ihm Besitz ergriffen, dass ich um sein Leben fürchtete. Er hätte, ich weiß nicht was, anstellen können. Er war ... nicht er selbst.«
    »In jedem von uns steckt solch ein Ding. In jedem von uns ist die Neigung, Gutes und Böses zu tun. Doch in einigen wendet sich das Böse und quält nur den Geist im Innern.«
    »Warum ist das so?«, flüsterte Avalon.
    »Die Folge eines ungewöhnlichen Vorfalls. Eine geschundene Seele. Das ist meine Vermutung.«
    »Ihr wisst es nicht?«
    »Jemand anders muss Euch die Ursachen hierfür nennen, Herrin.«
    Der Zauberer neigte sich vor ihr zum Abschied.
    »Würdet Ihr Eurem Herrn bitte sagen, dass ich mit ihm sprechen möchte?«, brachte Avalon noch schnell hervor, bevor er sie verließ.
    »Das werde ich, Herrin.«
    Nun saß sie allein da. Der Eintopf war kalt und fest geworden, doch aus Gewohnheit aß sie ihn trotzdem in kleinen Happen auf. Dabei beobachtete sie die Wolken draußen, die sich immer weiter auftürmten und deren dunkles Grau sich allmählich nach unten verschob. Ferne Donnerschläge erschütterten das Firmament.
    Sie spürte, dass er den Raum betrat; doch er machte sich nicht bemerkbar. Die Tür

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