Sueße Prophezeiung
Körper aus.
Marcus hob ihre Finger an seine Lippen und küsste sie. Dabei ließ er sie die ganze Zeit nicht aus den Augen. Avalon versuchte zu verbergen, was mit ihr geschah – aber natürlich wusste er es. Er hatte ihr bereits früher am Tag gesagt, dass dem so war.
Er schenkte ihr ein sinnliches Lächeln.
»Es freut mich, dass Ihr Euch entschlossen habt zu bleiben, Avalon. Das macht alles viel einfacher.«
Sie blinzelte nur kurz, doch da war er schon unterwegs an einen Ort, wo sie ihn wieder, für wer weiß wie lange, nicht sehen würde. Das brachte sie fast dazu, hinter ihm herzujagen und die Tür am Zufallen zu hindern.
»Mylord!«, rief sie, während ihre Hand den Riegel hielt.
Marcus kam aus dem Gang zurück und musterte sie.
»Ich werde mich nicht länger in diesem Raum einsperren lassen«, wiederholte sie ärgerlich.
»Wenn die Gesandten fort sind, könnt Ihr, so viel Ihr wollt, durch die Burg streifen. Doch bis dahin, Mylady, erweist mir den Gefallen zu bleiben, wo Ihr seid. Es würde wirklich sehr zu meinem Wohlbefinden beitragen. Ihr versteht, was ich meine ...«
Sie ließ den Riegel los.
»Oh, und da wäre noch eine Sache, Lady Avalon! Ihr habt gesagt, dass Ihr ›vorläufig‹ bleibt. Wenn Ihr Eure Meinung ändert und versuchen solltet, uns zu verlassen, dann habt doch bitte die Freundlichkeit, mich davon in Kenntnis zu setzen. So ließe sich der große Arbeitsaufwand vermeiden, der nötig wäre, wenn man Euch wieder einfangen müsste.«
Der Wachtposten schickte sich an, die Tür zu schließen. Avalon sah Marcus durch den sich verringernden Spalt nach, bis sie nur noch auf die solide Holztür blickte. Die Schlange in ihm war höchst lebendig, ja. Und sie hatte ihr zugegrinst.
Weniger als eine Stunde später beobachtete Avalon die Abreise der drei Gruppen. Sie ritten auf den Wald zu, und ihre Standarten waren jetzt mit Wasser vollgesogen, zeigten aber immer noch stolz nach oben.
Beim Überprüfen ihrer Tür stellte sie fest, dass sie unverschlossen war.
8
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Durch den Sturm verwandelte sich sein Söller in einen geheimnisvollen Ort voll weicher Dunkelheit: kühle Luft, silberne Schatten, der frische Duft von Regen.
Marcus entzündete keine einzige der Lampen und Fackeln. Es gefiel ihm so. Er mochte das natürliche Licht des Sturms, der seine Umgebung erleuchtete und ihn daran erinnerte, dass es in dieser weiten Welt wahrhaftig mehr als Sand und Sonne und brennenden Durst gab. Es war das genaue Gegenteil vom Heiligen Land, wie ein Unterschied zwischen Himmel und Hölle. Auch wenn es von heute an bis in alle Ewigkeit regnen würde, hatte Marcus nichts dagegen.
Und dieses Gefühl – diese Dankbarkeit für Regen – hatte Marcus seinem Ritter Trygve zu verdanken.
Sir Trygve war in einer Reihe von Klöstern erzogen worden, und seine inbrünstige Frömmigkeit hatte sich noch gesteigert, als er vom Jugendlichen zu einem Mann mittleren Alters reifte. Zu der Zeit, als Marcus aus Schottland kam, um sein Knappe zu werden, verlangte der Ritter nicht weniger als vier Gebete täglich von allen, die in seinem Haushalt lebten. Marcus hatte viele Stunden kniend vor dem kalten Steinaltar der Familienkapelle in der winzigen englischen Grafschaft, die Trygves Zuhause darstellte, zugebracht.
Sein Leben lang war es der größte Wunsch des Ritters, eine Pilgerfahrt in die heiligste aller Städte, Jerusalem, zu unternehmen. Aber die Nachrichten, die besagten, dass die Ungläubigen im Heiligen Land immer stärker wurden und überall christliche Heiligtümer besetzten und plünderten, elektrisierten den Ritter. Die Kirche rief auf zum Gotteskrieg: Gute Christen wurden gebraucht, um das Heilige Land zu retten. Trygve hatte seine Berufung gefunden.
Marcus war erst fünfzehn, als sie aufbrachen. Sie erhielten den Sündenerlass vom Papst und für ihre guten Taten wurde ihnen ein Platz im Himmel garantiert, vertraute Trygve ihm an. Und dies, hatte der Ritter hinzugefügt, während er mit freudigen Augen auf seinen Knappen blickte, dies war es, was den Menschen vom Tier unterschied. Dies war ein Krieg für eine ruhmreiche Sache, und welch eine Gnade, dass sie ein kleiner Teil davon sein durften!
Marcus hatte ihm geglaubt. Warum sollte er daran zweifeln? Trotz all seiner frommen Sprüche war Trygve eine wundervolle Veränderung zu Hanoch. Das erste Mal in seinem Leben erhielt Marcus Lob von einem Mann von Welt statt der fortgesetzten Zurechtweisungen während seiner Kindheit.
Er hatte versucht, seinem
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