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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Wohltäter in jeder Hinsicht nachzueifern. Sein Ziel war die Kirche, er hatte den Ruf »Deus vult!« angenommen – im Glauben, dass das Gottes Wille sei und er Sein Diener, der die Befehle entgegennahm.
    Trotz all seiner tapferen Worte zeigte es sich, dass Trygve seine besten Zeiten als Kämpfer bereits überschritten hatte. Marcus war es, der in allem glänzte. Und er alterte unter der grausamen Sonne der Wüste schneller, als er Lebensjahre aufzuweisen hatte. Allerdings kämpfte er besser als die meisten Männer, die doppelt so schwer waren wie er, und bald nannte man ihn den Schlächter der Ungläubigen.
    Trygve schien seine wachsende Ehrfurcht und Neid auf den Schüler zu überwinden. Er gab vor, sich wirklich über Marcus’ Fortschritte zu freuen, die ja in der Tat direkt auf ihn zurückzuführen waren. So sehr hatte er sich in diesem Ruhm gesonnt, dass der Ritter es auch nach dem offiziellen Ende des Kreuzzuges, als die Deutschen und die Franzosen allmählich die Heimkehr antraten und nur eine Hand voll Männer zurückließen, die mit Leib und Seele dem Kampf verfallen waren, ablehnte, nach Schottland zurückzukehren.
    Sir Trygve und sein Knappe verloren nicht nur ihr Heer, sondern auch ihre Diener, die einer nach dem anderen in sternenklaren Nächten davonschlichen auf Nimmerwiedersehen. Sie nahmen die Pferde und Kamele mit.
    »Ein wahrer Christ wird nie seine Ideale aufgeben«, tönte Trygve. »Wir machen weiter, Knappe, und dienen einzig Gott.«
    Seine Hingabe war echt gewesen. Daran hatte kein Zweifel bestanden, erinnerte sich Marcus. Sein Stolz auf Marcus schien genauso echt zu sein. Das einzige Zeichen für Trygves wachsende Unzufriedenheit bestand in der ständig zunehmenden Anzahl von Gebeten, die mit immer lauterem Flehen und anfallartigem Gebrüll zu Gott durchdringen sollten. Im letzten Jahr war er insgesamt fünf Mal delirierend zu Boden gestürzt. Marcus hatte jedes einzelne Mal miterlebt, wenn er sich spuckend und krümmend in religiösem Wahn am Boden wand.
    Der letzte Anfall hatte sich vor den Toren Damaskus’ ereignet. Dem verlorenen Damaskus, das von den Moslems gehalten wurde. Nachdem Trygve den Anfall überwunden hatte, verkündete er, dass Gott durch einen seiner glorreichen Engel zu ihm gesprochen hätte, der vom Himmel zu Trygve herabgestiegen sei. Gott hatte zu verstehen gegeben, dass Trygve eine heilige Mission hätte, die kein anderer erfüllen könnte.
    Der fromme Mann setzte sich das Ziel, ganz Damaskus zu befreien – ein hinfälliger Ritter mit seinem entsetzten Knappen.
    Ein grollender Donnerschlag erschütterte das Holz seines Tisches und brachte Marcus in den Söller und den willkommenen Regen zurück.
    In das Heft des spanischen Schwertes, das er trug, hatte ein tiefgläubiger Kreuzfahrer vor ewigen Zeiten ein winziges Stück Bernstein gedrückt, von dem es hieß, es stamme vom Leichentuch des heiligen Cuthbert. Es hatte sich fest in das Metall gegraben. Lange hatte Marcus damals auf den glühenden, goldfarbenen Punkt gestarrt und überlegt, wie man ihn am besten entfernen könnte.
    Doch am Schluss hatte er alles so gelassen, wie es war. Dies allerdings eher aus Sorge darum, dass die Vollkommenheit des schönen Schwertes zerstört werden könnte, denn aus Ehrerbietung für einen toten Heiligen.
    Im schwachen Licht schwand der Glanz des kleinen Splitters fast gänzlich und wurde vom polierten Silber und den kugelig geschliffenen Rubinen am Heft überstrahlt.
    Marcus saß an seinem Tisch auf dem Platz, den der ältere der Kirchenmänner innegehabt hatte, und untersuchte wieder einmal den Bernstein. Er wunderte sich, dass er, egal wie heftig der Kampf wütete, nie herausgefallen war.
    Avalon hatte so dicht vor dem hölzernen Tisch gestanden, dichter sogar als Marcus, als sie den Gesandten des Papstes und deren, ihren eigensüchtigen Zwecken dienenden Forderungen gegenübergetreten war. Sie schien ohne Furcht zu sein. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, zu was diese Diener Gottes in der Lage waren.
    Balthazar trat in den Söller des Saals und wanderte gemächlich zu einem Stuhl aus dunklem Eichenholz und rissigem Leder.
    »Siehe da«, sprach er und machte eine weit ausholende Bewegung. »Sie geht.«
    Da Bal bereits der Dritte war, der zum Laird kam, um ihm zu sagen, dass die Braut beschlossen hatte, ihr Zimmer zu verlassen, nickte Marcus nur und starrte weiter auf den schwachen Glanzpunkt.
    »Sie kommt nicht sehr weit«, meinte er nach einer Weile.
    »Oh?« Bal lehnte sich in

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