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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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trat zu ihm.
    »Das weiß Gott allein. Ich habe den ganzen Haufen geerbt.«
    Avalon griff nach einem zerknitterten Zettel, der ihr am nächsten lag.
    »›Vier Fässer gutes Ale‹«, las sie laut vor, wobei sie aus dem Gälischen ins Englische übersetzte, »›in bestem französischen Eichenholz und Eisen. Zwei Pflüge mit Leder. Wintersaat für ... zwanzig Felder. Dreißig Lämmer als Bezahlung!‹« Sie blickte auf. »Eine Rechnung?«
    »So sieht es aus. Ich nehme an, Hanoch hatte keine Neigung zu solch unerfreulichen Dingen wie regelmäßigen Aufzeichnungen.«
    Fünf Jahre auf Gatting! Fünf Jahre unter Maribels sorgfältiger Führung von Mode über Latein bis hin zur umfassenden Verwaltung eines Gutes!
    »Ihr braucht einen Verwalter«, stellte Avalon fest.
    Marcus stieß ein Lachen aus, das keinerlei Belustigung enthielt. »Sauveur braucht viele Dinge, Mylady, die ich nicht herbeizaubern kann. Ein Verwalter ist eines davon.«
    Avalon fingerte an dem Blatt in ihrer Hand herum und schaute voller Bedenken auf die verblasste Tinte. Trotzdem unterbreitete sie ihr Angebot.
    »Ich könnte Euch helfen, wenn Ihr möchtet.«
    Marcus schaute auf. Er war auf der Hut. »Wie bitte?«
    »Ich habe so etwas schon mal gemacht. Bei dem Verwalter von Gatting bin ich in die Lehre gegangen. Von ihm weiß ich, wie diese Aufgaben gehandhabt werden.« Sie legte den Zettel auf den Stapel zurück. »Er sagte, ich hätte einen ungewöhnlichen Sinn für die Mathematik – für eine Frau«, fügte sie feixend hinzu.
    »Ihr würdet als Verwalterin arbeiten?«, fragte er ungläubig.
    »Nein«, erwiderte sie schnell, »sondern ich werde jemanden für Euch einarbeiten. Wählt einen Mann. Wählt eine Frau. Dann helfe ich, wo ich kann.«
    Er schien in Gedanken zu versinken, während er auf einen Punkt hinter ihr schaute, der sich außerhalb des Lichtscheins vom Kamin befand.
    Avalon griff nach weiteren Papieren, schaute sie an und legte sie beiseite. Ohne es zu beabsichtigen, erkannte sie, dass sie sie nach einem bestimmten Schema sortierte: Rechnungen, die zu bezahlen waren, Quittungen für bezahlte Rechnungen. Und dann noch verschiedene, lächerlich belanglose Notizen, die Beschwerden von Nachbar zu Nachbar beinhalteten, während andere ganz offensichtlich nicht mehr als Beurteilungen bestimmter Leute waren.
    »›Keith MacFarland. Ein zwielichtiger Feigling. Ein Bösewicht‹«, las sie und legte den Zettel auf den Stapel für Verschiedenes.
    »Das hört sich genauso an, wie Hanoch es gesagt hätte«, meinte Marcus trocken.
    »Ja, aber er fand es wichtig genug, um es niederzuschreiben. Merkwürdig.« Avalon fuhr mit dem Sortieren fort. »Er schien mir nie der Mensch zu sein, der viel vom Schreiben hielt – zu welchem Zweck auch immer. In der Tat war es sogar Ian, der darauf bestand, dass ich lesen lernte.«
    »Ian?«
    »Der Freund Eures Vaters, Ian MacLochlan«, erläuterte sie kurz angebunden. »Der mir beibrachte, wie man kämpft. Habt Ihr ihn nicht gekannt?«
    »Nein«, sagte er.
    »Ein Glück für Euch!«
    Ehe er darauf etwas erwidern konnte, hielt sie ihm einen entfalteten Bogen hin. »Ist das das betreffende Schreiben, Mylord?«
    Marcus warf nur einen Blick auf die vertrauten Zeilen. »Ja.«
    Aufmerksam betrachtete sie den Brief. Eine Strähne ihres elfenbeinfarbenen Haars hatte sich aus ihrem lose geflochtenen Zopf gelöst und floss an ihrem Hals entlang, um sich über ihrer Brust zu ringeln. Marcus beobachtete sie dabei, wie sie die einzelnen Wörter auseinander nahm. Er wusste, dass sie sich ihrer Schönheit überhaupt nicht bewusst war.
    »Ein Junge vom Murry-Clan brachte ihn«, erklärte er. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. »Der wiederum wollte ihn von einem anderen Clan bekommen haben, der ihn aus England erhielt. Das ist alles, was wir wissen.«
    Avalon d’Farouche soll im nächsten Monat Warner d’Farouche auf Trayleigh in der zweiten Nacht des zunehmenden Mondes heiraten, las sie.
    Die Handschrift sagte ihr nichts. Sie zeigte die üblichen Schnörkel eines bezahlten Schreibers und gab keinen Hinweis auf den Verfasser. Der Brief war auf dickes, teures Pergament geschrieben.
    Die Chimäre gähnte und reckte sich. Sie führte Avalon in einen dunklen Raum, der nur von einem einzigen rauchenden Talglicht auf einer Bank erhellt wurde. Eine in einen Kapuzenumhang gehüllte Gestalt stand an einem Pult und schrieb die Worte nieder, die die Frau ihm diktierte. Die Frau war in Eile, verängstigt und erregt.
    Claudia, dachte

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