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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Mädchen.
    Avalon ging hinüber zu ihnen und fing an, ihnen die richtige Haltung vor einem Schlag zu zeigen. Einer nach dem anderen kamen die Jungen dazu.
    Zwischendurch erhaschte sie einen Blick auf Marcus, der durch ein Fenster schaute, welches zum Hof hin lag, mit einer Gruppe von Männern vorbeiging oder sogar stehen blieb und sie, mit dem Zauberer an seiner Seite, einfach nur beobachtete. Sein Gesicht zeigte keine Regung, seine Miene war meist völlig ausdruckslos, doch darunter, verriet ihr die Chimäre, war er erfreut, sehr sogar. Konsequenterweise hätte sie das als unangenehm empfinden sollen, doch es gelang ihr nicht.
    Über zwei Wochen waren vergangen, seit er ihr eröffnete, dass sie ihm eine Gunst schulde. Sechzehn Tage, und er hatte es kein einziges Mal mehr erwähnt. Noch hatte er mit ihr über eine Heirat gesprochen. Tatsächlich schien er damit zufrieden, ihr ein gewisses Maß an Freiheit zu erlauben, damit sie Sauveur auf eigene Faust erkundete. Anscheinend zählte er auf ihr Wort, sie würde bleiben. Für den Moment.
    Die Tür ihres Raumes war jetzt nie verschlossen, und es verschaffte ihr besonders des Nachts eine gewisse Ruhe zu wissen, dass sie gehen konnte, wann immer sie wollte. Es gab keinen Wärter, der sie bewachte. Die Leute starrten sie nach wie vor an, ja, sie redeten auch über sie und rätselten herum. Sie war noch etwas Neues. Aber in diesen zwei Wochen hatte sie Zeit gehabt, die Burg und ihre Bewohner kennen zu lernen, während gleichzeitig sie ihnen vertrauter wurde. Dies hatte etwas den mystischen Glanz ihrer Ankunft von ihr genommen. Sie war eine Frau und tat ganz normale Dinge, die Frauen eben taten. Nun, zumindest versuchte sie es.
    Sie war hinunter in die Wirtschaftskammer gegangen, um Tegan und ihre Helferinnen zu besuchen. Bei der Zubereitung einer Mahlzeit hatte sie mitgeholfen, entgegen der Proteste der Küchenmägde Teig geknetet. Schließlich hatten die Frauen sie gewähren lassen und ihr bei der Arbeit zugeschaut, wobei sie eine gewisse schockierte Begeisterung an den Tag legten.
    Danach hatte sie den Arbeiterinnen an den Webstühlen zugeschaut. Sie sah, wie deren Hände im gleichmäßigen Rhythmus Fäden in Decken, Tuniken und Tartans verwandelten. Kleine Kinder knieten auf dem Boden zu Füßen ihrer Mütter. Manchmal halfen sie, doch meistens spielten sie nur. Avalon hatte gar nicht erst versucht, selbst zu weben. Aber sie lobte mit herzlichen Worten das, was sie sah, und die Frauen begannen, sich ihr anzuvertrauen. Sie erzählten ihr dies und jenes aus ihren Leben, während sie ihnen bei der Arbeit zusah.
    Auch mit den Wachtposten hatte sie gesprochen und mit den Männern, die sie aus Trayleigh entführt hatten. Sie war in die Stallungen gegangen – genau gesagt, in deren Ruinen – und hatte sich selbst von der Pflege überzeugt, die man den Pferden angedeihen ließ. Die Stallburschen hatten ihre Heugabeln beiseite gestellt, um sie herumzuführen und ihr jedes einzelne Tier, wozu auch die Katzen gehörten, vorzustellen.
    Und jetzt dies! Sechzehn Tage Unterricht, und die Männer begannen mehr zu tun, als nur zuzuschauen. Einige wiederholten leise die Anweisungen, die sie gegeben hatte, und ahmten mit ihren Händen ihre Bewegungen nach.
    Sicher würden sie sich bald der Gruppe anschließen. Bis dahin ließ sie sie lieber zuschauen, damit sie sich in einem ihnen angenehmen Tempo mit ihr vertraut machten. Auch sie selbst musste noch an ihrem Befinden arbeiten. Schon vor Tagen hatte sie die Schlinge abgelegt, aber ihre Schulter schmerzte immer noch, sodass sie sie schonte. Ihre Rippen waren fast verheilt.
    Inez begann, müde zu werden. Das erstaunte Avalon nicht. Sie übten nun schon mehr als eine Stunde am Nachmittag. Eine Stunde war nur ein Bruchteil dessen gewesen, was Ian beim Training von ihr verlangt hatte. Aber Avalon würde seinen erbarmungslosen Lehrplan nicht wiederholen.
    Außerdem hatten ihre Schüler auch noch andere Pflichten zu erfüllen. Sie würde sie also nicht härter herannehmen als nötig. Ohnehin erschienen sie ihr viel zu schmächtig, so dünn und matt, wie sie waren.
    Nicht genug Getreide, nicht genug Fisch, ertönte der Singsang der Chimäre, als ob Avalon es nicht längst wüsste.
    »Genug für heute«, sagte sie strenger, als sie es eigentlich meinte. Sie verlieh ihrer Stimme einen weicheren Klang. »Ihr habt das alle sehr gut gemacht. Morgen werde ich euch etwas Neues zeigen.«
    Die Kinder zerstreuten sich nur langsam. Einige rannten zu ihren

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