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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Eltern, die meisten jedoch schlenderten, in Gespräche über das Gelernte vertieft, davon.
    Marcus war zu ihnen gestoßen, um das Ende ihrer Unterrichtsstunde mitzuerleben. Er lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Burgmauer. Jetzt beobachtete er nur sie. Sein Blick brannte sich sengend in ihr Bewusstsein. Es schien, als könne er ihr mitten ins Herz schauen, als könne er die Chimäre sehen und als sei er deswegen neugierig – wollte sie erforschen, wollte jeden ihrer Gedanken, all ihre Träume kennen. Ihre Seele.
    In den Nebelschwaden ihres Geistes fixierte die Chimäre sie und schenkte ihr ein breites Grinsen. Nicht genug, nicht genug ...
    Avalon hob ihr Antlitz zum Himmel, damit die Strahlen der fernen Sonne einen Moment lang ihre Wangen und Lider wärmten. Eine Brise brachte den Geruch von brennendem Kiefernholz. Vielleicht stammte er von den Kaminen in der großen Halle. Er war süß und rauchig und vermischte sich perfekt mit der Frische des Tages.
    Gut gelaunt, lachend, warm eingehüllt in ihre Tartans verschwanden die Kinder, um wieder ihren Eltern zur Hand zu gehen.
    Nicht genug.
    Und warum nicht?, fragte Avalon die Chimäre. Warum war es nicht genug? Was wurde denn von ihr erwartet? Auch sie konnte kein Korn mit einem Fingerschnipsen hervorzaubern! Die Lachse würden nicht auf ihren Befehl hin aus den Flüssen hüpfen! Was wollte man also von ihr?
    Marcus beobachtete sie immer noch. Die Sonne war hinter den Wolken hervorgetreten und umgab ihn mit den Strahlen der Dämmerung. Sie ließ Regenbögen auf seinem schwarzen Haar schimmern und zeigte die Stoppeln eines Eintagebartes, wodurch sein kantiger Kiefer betont wurde, der im Gegensatz zur Weichheit seiner Lippen stand. Seinen Augen verlieh sie die Farbe des Himmels, der sich im Schnee widerspiegelt: nicht Blau, nicht Weiß, irgendein Pastellton dazwischen.
    Ihre Blicke trafen sich über das goldene Gras und den Staub hinweg. Sie drehten sich beide gleichzeitig beim nächsten Herzschlag um und schauten zur Straße. Kaum eine Sekunde später erschien der Kundschafter, der auf sie zugaloppierte.
    Noch mehr Neuigkeiten, dachte Avalon, und ein Gefühl von Angst stieg in ihr auf. Was, wenn es die Gesandten waren, die schon so bald mit Nachrichten über ihre Verlobung zurückkehrten? Was, wenn Bryce gewonnen hatte? Und man ihr befahl, Warner zu heiraten?
    Avalon raffte ihre Röcke und schloss sich der zusammenströmenden Menge an, die den Kundschafter begrüßte. Sie traten zurück und machten ihr Platz, um dann instinktiv den Kreis um sie zu schließen, damit sie in ihrer Mitte in Sicherheit war.
    Sanft drängte Avalon sich nach vorne, um sich neben Marcus zu stellen, der ihr einen Blick zuwarf, ehe er wieder den Mann, der die Straße hochgeritten kam, ins Auge fasste.
    Das Pferd schwitzte so heftig, dass es mit Schaum bedeckt war. »Ein Zug von Reitern«, rief der Kundschafter schon, ehe er sein Pferd zum Stehen gebracht hatte.
    Die Menge begann zu raunen, und ein An- und Abschwellen der Stimmen war zu vernehmen.
    »Wie viele?«, fragte Marcus.
    Der Kundschafter schwang sich in einer einzigen fließenden Bewegung vom Pferd und klopfte es auf den Hals. Das Tier senkte den Kopf und schüttelte ihn, um die Nässe seines Felles loszuwerden.
    »Nicht viele«, meldete der Kundschafter. »Ungefähr ein halbes Dutzend. Sie tragen Malcolms Banner. Und noch ein anderes. Ich kenne es nicht.«
    Avalon bemühte sich um ein klares Bild, wie schon so oft zuvor. Aber die Chimäre drehte ihr ablehnend den Rücken zu.
    »Welche Farben?«, hörte sie sich fragen.
    Der Kundschafter schaute erst zu ihr und dann zu Marcus, der nickte.
    »Grün und Weiß«, gab der Kundschafter Auskunft. »Mit einem roten Tier.«
    »Ein Löwe mit einer Mohnblume?«
    »Ja«, bestätigte der Kundschafter, »genau.«
    »Bryce«, erklärte Avalon Marcus, und die Menge brach in Kommentare aus. Sie drängten sich nach vorn, begannen an ihren Ärmeln zu zupfen, um sie wieder in ihre Mitte zu ziehen. Versteckt die Braut! Lasst nicht zu, dass sie sie mitnehmen ...
    »Wartet«, sagte Marcus und befreite sie aus der Menge. Seine Stimme hallte von den Steinen der Burg wider und gewann die Aufmerksamkeit aller. »Sechs Männer sind keine Armee. Sechs Männer kommen nicht, um die Braut zu rauben. Da geht es um etwas anderes.«
    »Was könnte das sein?«, fragte eine der Frauen.
    »Ein Erlass!«, rief irgendeiner.
    »Sie waren im Tal von Kale, als ich zurückritt. Bald werden sie hier sein«, meinte

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