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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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ihrer Vorstellung hatte Trayleigh in diesem Zustand verharrt – brennend, triefend vor Blut und in die Knie gezwungen.
    Die Pikten waren nie gefasst worden. Sie hatten geplündert und geraubt und waren dann einfach wieder in der Wildnis verschwunden. Die einzige Erklärung, die man Avalon je hatte geben können, sprach von Abkömmlingen eines fernen nördlichen Klans, der sich der Herrschaft jedes Königs sowie Gesetz und Ordnung widersetzte. Ob es nun Pech oder Schicksal gewesen war, dass sie sich ausgerechnet Trayleigh ausgesucht hatten, um ihrem Zorn zu frönen, wusste niemand.
    In einem Winkel ihres Herzens erwartete Avalon deshalb immer noch, denselben Rauch zu sehen, der sich bis in den Himmel hochfraß, als sie sich im Sattel umwandte.
    Aber die Burg, die sie jetzt begrüßte, stand nicht in Flammen. Auch mit dem Bild aus glücklicheren Tagen stimmte sie nicht überein.
    Sie war viel kleiner und für einen Erwachsenen nicht annähernd so beeindruckend, wie sie auf das Kind damals gewirkt hatte. Die schlichten, geraden Formen reckten sich in die Bäume hinauf; aber sie schienen nicht bis zu den Engeln zu reichen, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Die Rasenflächen waren gepflegter und die Hecken besser gestutzt. Oder vielleicht hatte sie diese Dinge seinerzeit einfach nie bemerkt.
    Die alte Birke, auf der sie während des Überfalls gesessen hatte, war nun größer und die Äste dicker. Offensichtlich hatte sie nicht das Schicksal der Burg ereilt.
    Aber die Luft roch genauso, wie sie es in Erinnerung hatte, und Avalon war überglücklich, dass es zumindest noch etwas Vertrautes gab: den Duft des Geißblatts und des Grases.
    Der Söldner ihres Cousins sah ihr Lächeln und schob sein Visier nach oben, während er sie bewundernd betrachtete.
    »Ganz reizend«, sagte er, und sie nickte erfreut.
    Der Wachtposten hatte sie erspäht, und das Tor wurde geöffnet.
    Avalon versuchte sich zu erinnern, ob ihr Vater das Tor zu verschließen pflegte. Sie hatte keine Ahnung – wahrscheinlich nicht!
    Geoffrey d’Farouche war bei all seinem Ruhm als Ritter des Königs bereits ein älterer Mann gewesen, als sie zur Welt kam. Er war schlecht darauf vorbereitet, ein Kleinkind aufzuziehen, nachdem ein Fieber seine junge Frau dahingerafft hatte. Avalon wurde in die Obhut eines Kindermädchens gegeben und fast vergessen, so weit sie sich entsann. Die Erinnerung an ihren Vater beschränkte sich auf seine Augen, seinen Bart und den Klang seiner Stimme. War er streng oder freundlich gewesen, hatte er sich von praktischen Erwägungen oder gefühlsmäßigen Entscheidungen leiten lassen? Sie würde sich an ihn immer nur wegen zweier Dinge erinnern: Er hatte ihre Verlobung arrangiert und auf schicksalhafte Weise dafür gesorgt, dass Hanoch Kincardine kurz vor dem Überfall aus Schottland eingetroffen war.
    Feierlich zog die Eskorte durch die riesigen Tore in den mit Kopfsteinen gepflasterten Hof. In der Mitte hielten sie an. Ein Knecht eilte herbei und half ihr vom Pferd. Dann griff er nach den Zügeln und führte das Ross davon.
    »Cousine!«, erklang ein herzlicher Ruf, und Avalon drehte sich zu einem großen, reich gewandeten Mann um, der etwa im Alter ihres Vaters stand, hätte dieser noch gelebt. Er näherte sich ihr mit offenen Armen und einem breiten Lächeln. Sie tat ein paar Schritte auf ihn zu, doch er war schneller und zog sie in seine Umarmung. Die schweren Steine aus Onyx auf seiner Tunika bohrten sich in ihre Haut.
    Sie ließ es geschehen, löste sich aber von ihm und brachte die Schleppe ihres Kleides wieder in Ordnung.
    »Sag nicht, dass du den ganzen Weg geritten bist?« Der Mann – ihr Cousin Bryce, nahm sie an – warf ihr einen ungläubigen Blick zu und riss dabei seine grauen Augen auf. Er wandte sich an den Söldner.
    »Und Ihr habt das zugelassen, Cadwell?«
    »Es war meine Idee, Mylord«, warf Avalon schnell ein. »Ich hasse es, eingeschränkt zu sein, müsst Ihr wissen.«
    »Aha!« Bryce betrachtete sie erneut, und obwohl immer noch ein Lächeln auf seinen Lippen lag, schien er etwas verwirrt. Dahinter erhaschte Avalon einen Blick auf noch etwas: Verärgerung.
    »Du musst nicht so förmlich bei mir sein, liebe Avalon«, tadelte er milde. Sein Tonfall war immer noch ausgesprochen jovial. »Nenn mich doch bitte Bryce.«
    »Wie nett«, erwiderte sie. »Du darfst mich Avalon nennen. Aber das tust du ja eigentlich schon.«
    Er zögerte einen Augenblick und brach dann in Lachen aus, denn er hielt sie

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