Sueße Prophezeiung
eigentlich noch brauchen solltet.«
»Euch ist nicht klar, wofür ich Euch benötige? Das kann ich mir kaum vorstellen.«
Angesichts ihres Fehlers biss sie sich auf die Lippe, doch er fuhr fort.
»Ich glaube, Ihr seht alles sehr klar, Avalon. Ihr seht, wie sehr Euch die Leute brauchen, einschließlich meiner Wenigkeit.«
Sie drehte sich um. »Was ich sehe, ist, dass Ihr jetzt die Mittel habt, um die Not zu lindern. Mit etwas umsichtiger Verwaltung wird es Eurem Clan in den kommenden Jahren immer besser gehen. Das ist mein Geschenk an Euch, und Ihr solltet es nicht verachten.«
Ein wenig zu nah, ein wenig zu schnell stand er mit seiner geschmeidigen Gewandtheit überraschend hinter ihr. »Ich habe nicht gesagt, dass ich es verachte.«
»Hervorragend. Dann gibt es ja nichts weiter zu bereden.«
Der durchdringende winterliche Glanz seiner Augen verflüchtigte sich nicht. »Wollt Ihr Euch jetzt auf die Suche nach einem Kloster machen?«
Sie wollte nicht. Avalon wusste es sofort, sobald er es ausgesprochen hatte, dass die Aussicht, in ein Kloster einzutreten, jetzt nur noch eine langweilige und trostlose Zukunft verhieß. Endlose Tage, gefüllt mit endlosen, immer gleichen Verrichtungen, Einsamkeit, Erinnerungen, stoischen Frauen und das für den Rest ihres Lebens. Früher hatte es erträglich geschienen; irgendwann einmal sah es wie eine willkommene Zuflucht nach den Wirren in London aus.
Aber heute war das anders. Heute stand dieser Mann vor ihr – so groß und selbstsicher, so gut aussehend, dass sie sogar jetzt wegschauen musste, ehe sie wieder errötete –, da fand sie den Gedanken an ein Kloster fast noch schlimmer als alles andere. Und doch hatte sie keine Wahl.
»Es gibt nichts, was mich daran hindern wird zu gehen«, erklärte sie und versuchte, die Worte für sich selbst und ihn überzeugend klingen zu lassen. »In einem Kloster werde ich vielleicht meinen Frieden finden.«
»Oh«, meinte er leise. »Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt.«
Er brauchte sich nur ein wenig nach vorn zu beugen, um sie zu küssen, so nah war er ihr schon, und für sie gab es kein Entrinnen. Seine Berührung war leicht, doch fordernd. Er erforschte den Schwung ihrer Lippen und ihre Weichheit. Avalon holte tief Luft, doch er nahm ihr den Atem wieder. Seine Hände lagen jetzt fest auf ihr und zogen sie an sich.
Leidenschaft flammte auf und erfasste sie, sodass sie ihre Arme um seine Schultern schlang. Sie sank an seinen festen Körper, verschmolz förmlich mit ihm wie er mit ihr, während er sie an sich presste. Seine Hand umfasste ihren Nacken, seine Finger streichelten ihre Wangen und glitten über ihren wundervoll gebogenen Hals zu ihren Schultern.
Sie war verloren, hoffnungslos verloren; aber es kümmerte sie nicht, so lange Marcus sie nur hielt und so wie jetzt, so hart und rücksichtslos, irgendwie tiefer und wilder als zuvor, küsste.
»Avalon«, hauchte er gegen ihre Kehle und drückte einen Kuss auf ihre Haut. »Ich will mich nicht mit dir streiten.«
Er hatte den Sieg schon errungen, erkannte sie; denn sie war nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Sie konnte ihn nicht daran hindern, sie zu küssen, schaffte es nicht, sich vor dem Gefühl seines Körpers, der straffen Muskeln und Sehnen, die sich an sie pressten, zu verschließen. Und dann lag sein Honigmund wieder auf ihrem und betäubte sie, bis sie seinen Kuss erwiderte.
»Bitte«, keuchte sie mit letzter Anstrengung, und die Rauheit seiner Wange bereitete ihr ein schmerzhaftes Vergnügen. »Geht!«
»Ich kann nicht.« Er ließ einen Arm nach unten gleiten. »Ich kann nicht.«
Mit seinem Körper drängte Marcus sie nach unten und ließ sie sanft auf den Boden gleiten, wobei er seine Umarmung keinen Moment lockerte, bis sie flach im Gras lag und der Himmel ein blendend blauer Ring war inmitten von verwittertem Gestein.
Sein Gewicht traf sie irgendwie unerwartet und ein wenig Furcht einflößend. Zwar erdrückte er sie nicht, hielt sie aber von allen Seiten umfangen. Sein straffer Körper drängte sich an sie, sein Bein lag zwischen ihren, sein Schenkel presste sich gegen eine Stelle, die sie mit heißem Verlangen erfüllte.
Sie drehte den Kopf zur Seite, doch er folgte ihr erbarmungslos, während er sie mit seinem Mund süßen Folterqualen unterwarf. Er hauchte ihren Namen an ihrer Wange bis hinunter zu ihrem Ohr und wieder zurück. Da war ein Rhythmus, der sie gegen ihren Willen gefangen nahm. Er erblühte an jeder Stelle, wo er sie berührte. Er
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