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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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starrte ihn an, während sie den Zettel immer noch an ihr wild pochendes Herz presste und die andere Hand zur Faust geballt hoch hielt.
    »Ich bitte Euch, mir nichts anzutun«, flehte der Zauberer, während er sich tief verbeugte. »Gewährt mir Vergebung, dass ich so hereingeplatzt bin.«
    Sein leises Necken sollte sie beruhigen, und es funktionierte. Ihre Finger entspannten sich, und ihr Arm sank langsam an ihrer Seite herab.
    »Ihr habt mich erschreckt«, warf sie ihm vor.
    »Wehe mir! Ich bin Eurer Vergebung nicht würdig. Ihr habt mich durchschaut.«
    »Ihr schleicht wie eine Katze«, grollte Avalon.
    »Ein nichtsnutziger Kater, ein Streuner, ein Herumtreiber, ich krieche vor Euch, Mylady ...«
    »Aufhören!« Sie entfernte sich von ihm und trat an den Tisch, während sie Hanochs Notiz in den Falten ihres Tartan verschwinden ließ, als sie ihm den Rücken zuwandte. Sie drehte sich wieder zu ihm um. Reglos stand er da und beobachtete sie. Wie ein Geist im Mondlicht.
    »Euch umgibt zu viel Flair – für einen Mönch«, meinte sie.
    »Ich bin kein Mönch. Es tut mir Leid.«
    Verblüfft starrte sie ihn an. »Aber das habt Ihr doch diesen Männern, den Gesandten, weisgemacht.«
    »Gütige Herrin, ich bitte Euch, Euch zu erinnern. Was ich sagte, war, dass ich in das Kloster des heiligen Simeon eingetreten sei.«
    »Um Mönch zu werden«, schloss sie.
    »Nicht mehr. Ich bin kein Mönch mehr. Ehe es mich hierher verschlug, nahm ich meinen Schwur zurück.«
    Sie konnte nicht anders, als ein bewunderndes kleines Lachen auszustoßen. »Ihr hättet sie anlügen können, aber das habt Ihr nicht getan, nicht wahr? Ihr habt ihnen die Wahrheit gesagt und habt sie ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen.«
    Der Zauberer schob die Hände in seine weiten Ärmel und zwinkerte ihr zu.
    »Und Ihr tragt das Abbild des Kruzifix’ auf Eurem Körper, aber Ihr habt Eure Schwüre widerrufen ...«
    Jäh ging ihr auf, dass es zweifellos eine schwerwiegende Sache für einen Mann, für einen Mann Gottes, war, sein Wort zu brechen, seinem Orden den Rücken zu kehren. Da wusste sie, dass der Zauberer dies nicht leichten Herzens getan hatte, dass ihn irgendein schreckliches Erlebnis verändert haben musste.
    »Es tut mir Leid«, hub sie beschämt an. »Das geht mich nichts an. Ich hoffe, Ihr ...«
    »Schsch!« Der Zauberer unterbrach sie und legte einen Finger an die Lippen. »Hört, Mylady! Könnt Ihr es hören?«
    Avalon erstarrte und verhielt sich so ruhig, wie sie nur konnte. Doch alles, was sie vernahm, waren die Grillen und die leichte Brise, die durch die Bäume draußen strich. Höchstens knackte noch ersterbende Glut in der Asche des Kamins.
    »Was?«, flüsterte sie, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Ich höre nichts ...«
    »Ein Traum, Mylady. Er ist bei uns.«
    »Ein Traum?«
    Balthazar breitete seine Arme aus. Seine Gewänder öffneten sich wie die Schwingen einer Fledermaus in der Dunkelheit. Seine Finger waren gespreizt. »Oh, er träumt. Spürt Ihr ihn?«
    Ihre Angst war wieder da. Schlimmer als in dem Moment, als er sie überrascht hatte. Das Blut rauschte in ihrem Kopf. »Nein, wie sollte ich denn ...«
    »Hört!«, befahl der Zauberer, und die Fledermausschwingen breiteten sich noch weiter aus, verschlangen den Raum, verschlangen sie.
    Ihr war heiß, unerträglich heiß, und sie hatte Durst. Der Durst brachte sie um. Die Empfindungen, die auf sie einstürmten, waren mit nichts anderem vergleichbar, was sie je erlebt hatte. Es war eine grauenhafte Bestie, ein Monster in ihr, das sogar ihre Chimäre klein erscheinen ließ. Der Durst war überall. Er pflückte die Wüstensonne vom Himmel und steckte sie in ihren Hals. Ihre Zunge klebte am Gaumen, ihre Lungen waren Sand, Säcke mit Sand wie die, die die Nomaden tragen. Doch ihre standen offen und hatten Löcher, durch die der Sand durch ihren ganzen Körper rieselte, ihr Blut aufsaugte und es in gebleichtes Gold, die Farbe von alten Knochen, verwandelte.
    Sie kämpfte, um durch den Sand hindurch zu atmen: Aber jedes Mal, wenn sie Luft holte, war da nur eine trockene Hitze, die den entsetzlichen Durst verschlimmerte. Sie nahm nichts anderes wahr. Da war nur dieser nicht enden wollende Kampf, wo allein der Gedanke an Wasser das Monster heulen und tiefer graben ließ, wobei es mit seinen Krallen an ihren Gedärmen riss und sie zerfetzte.
    Himmel, was geschah mit ihr? Avalon legte eine Hand vor ihre Augen, um sie gegen die helle Sonne abzuschirmen. Aber das konnte nicht richtig

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