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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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schattigen Raum, zur flackernden Lampe. »Nathan!«, rief sie aus und sprang auf.
    »Geh schon«, mahnte Avalon noch mal. »Dein Ehemann wartet bestimmt auf dich.«
    Das war eine Tatsache. Nathan schien seiner Frau völlig ergeben und war stolz, dass Avalon sie unter so vielen Bewerbern für den Verwalterposten ausgewählt hatte. Sogar ein Abendessen hatte er den beiden Frauen gebracht, als es immer später wurde. Das war nun schon Stunden her.
    Ellen machte einen Knicks und entschuldigte sich. Avalon verscheuchte sie mit einer Handbewegung und lächelte, als die junge Frau zur Tür rannte.
    Und Avalon, die keinen Ehemann besaß, zu dem sie hätte rennen können, gestattete sich einen Moment der Muße und legte die Stirn auf die Tischplatte, um wieder die Augen zu schließen.
    Fünf Tage war es nun her, dass Marcus im verlassenen Torhaus zu ihr gekommen war. Vor fünf Tagen hatte sich ihr gesamter Blick auf die Welt für immer geändert, und alles seinetwegen! Vor fünf Tagen hatte Avalon erfahren, dass sie nur eine Sklavin ihrer Sinne war. Auch der Laird der Kincardines wusste es und obendrein, wie er sie damit lenken konnte.
    Es war demütigend, beschämend, berauschend. Er hatte sie berührt, und ihr ganzer Widerstand war dahingeschmolzen – nur er existierte noch für sie, das Verlangen nach ihm, der Hunger nach mehr. Er hatte eine Lebendigkeit in ihr zutage gefördert, von der sie nicht einmal geahnt hatte, dass es sie gab, und er hatte sie sich meisterhaft zunutze gemacht. Für Avalon stand fest, dass er sie sich wieder zunutze machen würde, wenn sie ihn ließe.
    Wenn sie wollte, dass er es tat.
    Mit einem kläglichen Aufflackern und Zischen erlosch die Flamme der Lampe, die letzte Bastion gegen die Dunkelheit. Nun wurde der Raum nur noch vom schwachen Mondlicht erhellt, dessen Glanz sich in den Wolken brach. Eigentlich gefiel es ihr so viel besser.
    »Oh, geh schlafen«, forderte sie sich auf und streckte sich.
    Sie hatte Glück, überhaupt ein eigenes Gemach zu haben. Das wusste sie. Aber in letzter Zeit hatte sie an ein anderes Zimmer in dieser Burg gedacht, eines, das sie bisher noch nicht kannte. In letzter Zeit bedeutete in den letzten fünf Tagen.
    Wie sah der Raum aus, in dem Marcus schlief? Was für einen Ausblick hatte er? Von welcher Farbe waren die Decken auf seinem Bett?
    Empört über sich selbst stand Avalon auf. Abwegige Gedanken, verrückte Träume, allein die Tatsache, über so etwas nachzudenken ...
    Als sie sich am Tisch vorbeischob, glitt ihr Ärmel über einen Stapel Papiere und wischte ihn mit einem Ruck hinunter. Der ganze Haufen flatterte auf den mit einem Teppich bedeckten Boden.
    »Auch das noch«, murrte sie und bückte sich, um sie wieder aufzusammeln.
    Sie raffte die oben liegenden Seiten zusammen, machte daraus einen Haufen und ließ sie an Ort und Stelle liegen. Plötzlich fühlte sie sich zu müde zum Sortieren. Trotzdem hob sie noch die einzelnen Zettelchen auf, die in alle Richtungen verstreut lagen. Das letzte war fast im Kamin gelandet, in dem sich glücklicherweise mittlerweile nur noch verkohlte Holzstücke befanden.
    Avalon sah es sich genauer an – es sah aus wie ein Stück Papier, das man aus einem Buch gerissen hatte. Sie strich die Asche ab, als sie durch einen Streifen Mondlicht ging. Das silberne Licht schien auf die Worte, die dort in der schrägen, nachlässigen, breiten Handschrift gekritzelt waren ... Hanochs Handschrift. Sie kannte sie genau. Hanochs Worte:
    Keith MacFarland arrangierte das Treffen. MacFarland überbrachte das Geld, behauptet, er hätte sonst von nichts gewusst. Anführer der Pikten war Kerr. Preis war ein Goldschilling pro Kopf. Fünfzig Schillinge für den Baron. Zwanzig für das Mädchen. Sollte nur nach Gelingen ausgezahlt werden. Französische Münzen. D’Farouche zahlte die ganze Summe an Aelfric, Sohn von Kerr.
    Avalon starrte auf die Worte und las sie wieder, bis ihr deren volle Bedeutung klar wurde.
    Hanoch hatte herausgefunden, wer die Pikten beauftragt hatte. Er hatte diesen MacFarland ausfindig gemacht, die Informationen bekommen, und hier war endlich der Beweis, dass Bryce ihren Vater umgebracht hatte. Der Beweis!
    »Noch wach, Mylady?«
    Avalon zuckte zusammen und presste den Zettel an ihre Brust, als sie mit ausgestrecktem Arm herumwirbelte, bereit, sich zu verteidigen oder anzugreifen. Balthazar stand hinter ihr. Er hob beide Hände und trat einen Schritt zurück.
    »Ganz ruhig, Mylady, Ihr habt nichts zu befürchten.«
    Sie

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