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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Mondlicht schimmernden Nasses auf.
    Mit bebenden Händen füllte sie etwas in einen Becher. Nie hatte sie einen lieblicheren Klang vernommen: Die Flüssigkeit plätscherte auf den Grund des Bechers. Sie stellte den Krug hin und leerte den Becher in einem Zug, wobei sie das Leben spendende Element zu beiden Seiten ihres Gesichts hinunterrinnen ließ.
    Erneut füllte sie den Becher bis zum Rand und ging mit dem Krug in der anderen Hand zu Marcus. Neben seinem Lager kniete sie nieder.
    Schweißperlen drangen aus seiner Haut, die Decken waren damit vollgesogen. Auch von außen konnte sie seine innere Hitze, seinen Durst spüren.
    Er zuckte vor ihr zurück. Seine Arme waren immer noch ausgestreckt, wie festgebunden ...
    Sie hob den Becher, aber er schaute in die falsche Richtung, und als sie seine Wange berührte, fiel sein Kopf auf die Seite.
    »Wasser«, wisperte sie, und wieder stöhnte er, ohne sich zu bewegen.
    Avalon tauchte ihre Finger in die Flüssigkeit und hob ihre Hand, bis sie seine Lippen berührte. Die mageren Tropfen flossen in ihn. Er folgte mit einer Wendung seines Kopfes ihrer Hand, als sie diese wieder zum Becher führte.
    »Was-ser«, betonte sie jede Silbe. Diesmal legte sie ihre Hand unter seinen Kopf und stützte ihn.
    »Gott«, rief er mit stockender Stimme, und jetzt wusste sie, wie stark diese unerträgliche Hoffnung sein konnte.
    Sie führte den Rand des Bechers an seine Lippen und hielt ihn schräg, damit ihm das Wasser entgegenfloss.
    »Trinkt! Das ist für Euch.«
    Marcus öffnete seinen Mund und trank alles aus. Sie füllte den Becher erneut und bot ihn ihm wieder an, wobei sie ihn jetzt langsamer trinken ließ. Er war immer noch nicht aus seinem Schlaf erwacht. Doch die Hitze begann zu weichen, und das Monster verschwand.
    Vorsichtig legte sie seinen Kopf zurück in die Kissen und strich ihm das feuchte, an der Stirn klebende Haar zurück.
    »Ich danke dir, Gott«, seufzte er. Er zog seine Arme an den Körper zurück, und Ruhe breitete sich über seine ganze Gestalt.
    Der Albtraum war vorbei.
    Avalon setzte sich zurück und atmete tief aus. Auch ihr eigenes Gesicht war feucht, doch nicht vom Wasser. Tränen! Sie hatte sie gar nicht bemerkt, aber irgendwann tropften sie aus ihren Augen. Tatsächlich hatte sie während des Albtraums geweint, hatte um ihren Tod gefleht.
    Und doch war es nicht ihr Tod, nicht ihr Albtraum. Marcus musste diese Qual durchstehen.
    Im Schein des Mondlichts konnte sie sehen, dass die Farbe seiner Decken eher unauffällig war, vielleicht ein dunkles Blau oder Waldgrün. Wie auch immer, sie sollte nicht bleiben.
    Aber sie merkte, dass sie sich von seinem Anblick nicht losreißen konnte, schöpfte Ruhe aus seiner entspannten Haltung zwischen den Decken, seinem jetzt gleichmäßigen und ruhigen Atem. Ein dunkler Engel in seinem Schlummer. Aber nein, kein Engel, sondern etwas Verletzlicheres als das. Nur ein Mensch, ein hinreißender Mann mit unruhigen Träumen.
    Sie nahm einen Zipfel ihres Tartans und tauchte ihn in das Wasser des Krugs. Das schien eine gute Möglichkeit zu sein, um sich die salzigen Spuren von den Wangen zu waschen. Also versorgte sie ihn behutsam auf die gleiche Weise. Er rührte sich nicht, als sie mit dem kühlen Tuch über seine Züge fuhr. Ein kleines Ritual, um seine klare Schönheit aufzuspüren. So ruhig, wie er jetzt dalag, und mit geschlossenen Augen könnte er vielleicht ein gefallener Engel sein, der ihrer Fürsorge bedurfte.
    Da öffneten sich seine Augen und erblickten sie gerade in dem Moment, als sie sich mit dem Tartan in der Hand über ihn beugte, um seine Wange zu trocknen.
    Avalon erstarrte. Sie erwiderte seinen Blick völlig reglos; denn zweifellos machte es einen seltsamen Eindruck, dass sie überhaupt hier war und dann auch noch mitten in der Nacht.
    Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie das Mondlicht. Er war ein Wesen voller Geheimnisse, blickte ihr, ohne die geringste Überraschung zu zeigen, mitten ins Gesicht.
    »Ein Engel«, sprach er das Wort aus, ihren Gedanken aufgreifend. »Bin ich tot?«
    Halb erstarrt, befeuchtete Avalon ihre Lippen. »Nein.«
    Seine Augen schlossen sich wieder. »Ich wollte es ...« Er drehte sich von ihr weg, während er sich an ein Kissen klammerte, und murmelte leise: »Ich wollte sterben ...«
    Sie wich zurück, senkte die Hand und stand auf. Jetzt schlief er ganz fest.
    Der Krug und der Becher standen zu ihren Füßen. Sie füllte den Becher abermals und stellte ihn dicht neben ihn auf einen

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