Süße Rache: Roman (German Edition)
sein. Davon war nichts mehr geblieben als ein glühender, alles vernichtender Hass, den sie kaum unterdrücken konnte.
Trotzdem schaffte sie es, leidend auszusehen, als sie
zu ihm aufsah, dann schloss sie die Augen und schluckte mühsam. Sie richtete sich auf, entzog sich sanft seinem Griff und trat an ihren begehbaren Kleiderschrank. Sie öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und blickte in die kleine Kammer, auf die verstreut am Boden stehenden Schuhe und die überladenen Kleiderstangen, die ohne irgendein System behängt waren. »Ich muss mir einen Job suchen«, sagte sie mit zittriger Stimme und klang dabei ein bisschen verloren und verdutzt. »Aber ich weiß nicht, was ich dazu anziehen soll.«
In Wahrheit gab es im ganzen Schrank kein einziges Stück, das sich für eine Jobsuche geeignet hätte, und auch keines, das sie schweren Herzens zurückgelassen hätte. Alles war mit der Absicht gekauft, ihre körperlichen Vorzüge zur Geltung zu bringen, und daher entweder zu extravagant oder zu gewagt. Es gab kein einziges Kostüm, keinen Rock, der ihr bis übers Knie gereicht hätte – und selbst wenn, dann war er für das gewisse Tataa! mit einem tiefen Seitenschlitz versehen.
Rafael trat hinter sie, diesmal legte er den Arm um sie, um sie an seine Seite zu ziehen. Er neigte den Kopf und drückte seine warmen Lippen auf ihre Schläfe. »Ich glaube, du hast Fieber«, murmelte er. »Du solltest heute zu Hause bleiben, wenn du dich morgen besser fühlst, kannst du dir immer noch überlegen, was du anziehen sollst.« Er lächelte leise und nachsichtig, so als spräche er zu einem Kind.
»Aber ich muss doch -« Sie wusste verflucht gut, dass sie kein Fieber hatte, doch genau das hatte sie von ihm hören wollen.
»Nein«, fiel er ihr ins Wort. »Du musst nicht gehen, und du musst dir todsicher keinen Job suchen. Du musst gar nichts tun, außer dich ausruhen.«
Sie löste sich von ihm und suchte mit trostlosem Blick sein Gesicht ab. Ihre Lippen bebten leise. »Aber … gestern …«
»Gestern war ich ein Idiot«, erklärte er mit Nachdruck. »Hör zu, Baby. Ich weiß nicht, wie oft ich es dir noch erklären muss, aber ich habe dich nicht satt. Ehrenwort. Ich will nicht, dass du gehst. Ich will, dass du hierbleibst und dass ich mich weiter so um dich kümmere, wie ich es schon immer getan habe. Du schaffst das nicht allein. Du kannst doch nichts außer hübsch aussehen, aber das kannst du verflucht gut.«
Drea ließ einen müden Seufzer aus ihrer Brust sickern, legte den Kopf auf seine Schulter und ließ sich von ihm halten. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Ihre verletzliche Pose entwaffnete ihn und gab ihr gleichzeitig Gelegenheit, ihre Miene wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie konnte nicht glauben, dass er tatsächlich zugegeben hatte, sich geirrt zu haben – das hatte es noch nie gegeben -, und gleichzeitig kochte sie vor Zorn, weil er ihr jegliche Begabung abgesprochen hatte. Logisch betrachtet sollte ihr das egal sein, schließlich hatte sie alles dafür getan, damit er genau das glaubte, aber pfeif auf die Logik. Sie befand sich emotional im freien Fall und konnte sich nur noch an ihren Hass und ihren Zorn klammern. Also hielt sie sich mit aller Kraft daran fest, um nicht vollends abzustürzen.
Seine Hand glitt an ihrem Rücken auf und ab und massierte sie sanft. »Genau das sage ich doch: Du brauchst gar nichts zu tun. Wir machen genauso weiter wie bisher. Es braucht sich gar nichts zu ändern.«
Er hatte keine Ahnung, wie viel sich bereits verändert hatte. Sie sagte nichts und tat so, als würde sie alles überdenken, dann begann sie sicherheitshalber wieder zu husten.
Schließlich wollte sie keinesfalls, dass sich ihre Stimme erholte und wieder normal klang.
Er drückte sie so fest, dass er sie halb zerquetschte. »Lass es heute ruhig angehen, vielleicht fühlst du dich morgen schon besser. Wie wär’s, wenn ich dir heute Abend ein Geschenk mitbringe? Was möchtest du haben?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie und seufzte wieder. »Ich glaube, ich bleibe heute einfach zu Hause. Ich habe keine Lust zum Shoppen. Was machst du heute? Bleibst du auch hier?« Sie injizierte ihrer rauen Stimme einen Hauch von Hoffnung, so als wünschte sie sich tatsächlich, dass er zu Hause blieb, obwohl ziemlich sicher war, dass er das nicht tun würde; Rafael blieb tagsüber nur selten im Penthouse. Er wollte gesehen werden, doch sie nahm er praktisch nie mit, solange er nicht auf eine Party
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