Süße Rache: Roman (German Edition)
Camry mit Rostflecken und einer Reihe von Beulen und Macken an den Stoßstangen, aber die Reifen waren gut in Schuss, und der Motor klang sauber.
Bald, dachte sie, würde sie einen Cadillac fahren. Oder vielleicht einen Mercedes. In wenigen Tagen wäre sie in Kansas und dann, wer weiß? Dann konnte sie sich niederlassen, wo es ihr gefiel, und Rafael Salinas konnte sie am Arsch lecken.
9
Als Rafael sah, dass seine Bank anrief, hätte er das Gespräch beinahe nicht angenommen. Er war die ganze Nacht wach gewesen, getrieben von Koffein und Angst, aber Stunde um Stunde war vergangen, ohne dass sich Dreas Entführer gemeldet hätte, inzwischen war seine von Anfang an schwache Hoffnung auf eine Lösegeldforderung oder einen Austausch Dreas erloschen.
»Salinas«, meldete er sich knapp. »Was gibt’s?«
»Mr Salinas, hier ist Manuel Flores, ich arbeite für -«
»Ich weiß, für wen Sie arbeiten, das kann ich auf dem Display ablesen.« Er wollte, dass der Kerl endlich auf den Punkt kam und aus der Leitung verschwand. Er hatte heute keine Nerven, wegen ein paar mickriger Dollar rumzuscheißen, nicht wenn er wusste, dass Drea höchstwahrscheinlich irgendwo tot im Graben lag, und er trotzdem nicht mal richtig um sie trauern konnte, weil er vor seinen Männern nicht als Memme dastehen wollte.
»Äh … ja, gut. Die Bank hat Ihnen gestern eine E-Mail geschickt und die Überweisung bestätigt, aber ich wollte noch mal nachfragen und -«
»Überweisung?« Rafael war k.o., aber nicht so k.o., dass er nicht plötzlich hellwach gewesen wäre. Er setzte sich auf, ließ Orlando mit einem Fingerschnippen aufmerken, deutete auf das Telefon und dann auf sein Schlafzimmer. »Was für eine Überweisung?«
Orlando eilte ins Schlafzimmer, eine Sekunde später war ein Klicken zu hören, das anzeigte, dass er das Gespräch mithörte.
»Äh … die Überweisung von Ihrem Konto auf das Konto
von Mrs Butts. Das Konto, äh, das unter dem Namen Drea Rousseau geführt wurde.«
»Ja, ja.« Als würde er Dreas Taufnamen nicht kennen. Er hatte kein Problem damit, dass sie sich Rousseau und nicht Butts nannte. Scheiße, wer wollte schon »Arschbacke« heißen? Er hätte sie jedenfalls nirgendwo als Drea Butts vorstellen wollen. »Ich habe gestern kein Geld überwiesen.«
Flores’ Stimme wurde hörbar nervös. »Gestern Nachmittag wurde eine beträchtliche Summe überwiesen; der Betrag war so hoch, dass eine automatische E-Mail versandt wurde, um Sie von der Transaktion zu unterrichten, auch nachdem verifiziert worden war, dass die Order unter Ihrer IP-Adresse aufgegeben worden war. Als ich heute Vormittag dann sah, dass die Beträge noch gestern Nachmittag von Ms Butts’ Konto abgezogen wurden, hielt ich eine persönliche Rückfrage für angebracht.«
»Ich habe ihr gestern kein Geld überwiesen!«, bellte Rafael. Er stand auf und ging ins Schlafzimmer, wo Orlando schon vor Rafaels Notebook saß und seine E-Mails durchsah. Gestern war zu viel passiert, als dass Rafael sich um diesen Mist gekümmert hätte.
Orlando ging in Windeseile alle Nachrichten durch und sah dann kopfschüttelnd zu Rafael auf. »Es ist keine Nachricht von der Bank dabei«, sagte er.
»Ich habe keine E-Mail bekommen«, fauchte Rafael. »Sonst hätte ich garantiert angerufen, weil ich gestern nämlich kein Geld überwiesen habe. Über wie viel reden wir hier?«
»Äh … zwei Millionen einhunderttausend Dollar.« Rafael fühlte sich, als würde jeden Moment sein Kopf explodieren. »Was?« Was lief da ab, Scheiße noch mal? Hatte Dreas Entführer sie gezwungen, ihm das Geld zu
geben, das sie auf ihrem Konto hatte? Aber wer hatte es von seinem Konto auf ihres geschaufelt, verdammte Scheiße? Drea kannte sein Passwort nicht, und er hatte es bestimmt nirgendwo aufgeschrieben, wo sie es finden konnte, selbst wenn, dann hätte sie nur seine Handynummer gesehen.
»Äh -«
»Wenn Sie noch einmal ›äh‹ sagen, krieche ich durchs Telefon und reiße Ihnen die Kehle raus«, versprach Rafael heiser. »Ich habe gestern kein Geld überwiesen, schon gar keine zwei Millionen Eier, und ich habe auch keine beschissene E-Mail bekommen. Also packen Sie das Geld wieder auf mein Konto!«
»Da-das kann ich nicht«, stammelte Flores. Rafael meinte das »Äh« zu hören, das er dabei verschluckte. »Die Überweisung wurde über Ihre IP-Adresse und mit Ihrem Passwort in Auftrag gegeben, außerdem ging die gesamte Summe, wie ich Ihnen gerade erklärt habe, bereits gestern Nachmittag
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