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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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die Einheimischen im dreißig Meilen entfernten Nachbarort, wo es einen Wal-Mart gab. Wahnsinn!
    Sie konnte sich noch an die Zeiten erinnern, als sie darauf gebrannt hatte, zum Wal-Mart zu fahren, weil sie dort fast alle ihre Anziehsachen gekauft hatte. Wenn sie es geschafft hatte, genug Geld zusammenzukratzen, um etwas bei Sears zu kaufen, war sie so stolz darauf gewesen, als hätte sie es bei Saks Fifth Avenue besorgt.
    Jetzt war sie wieder hier, und wieder in Sachen vom Wal-Mart. Der Unterschied war, dass sie diesmal zwei Millionen Dollar auf der Bank hatte und dass sie bald tragen konnte, was sie wollte. Bis dahin trieb es sie zum Wahnsinn, wieder am Arsch der Welt zu hocken. Vielleicht hatte sie in New York nicht besonders viel unternommen, aber sie hätte es tun können.
    Ihre Nerven waren dünn wie Spinnweben; sie hatte das Gefühl, dass das Warten ihre Haut verätzte. Nach einer Nacht in Grissom verließ sie das Motel und fuhr dreißig Meilen weiter zu einer Stadt mit einem richtigen kleinen Einkaufszentrum, doch nach kurzem Überlegen wechselte sie lieber in den übernächsten Ort. Je weiter sie von Grissom entfernt war, desto schwieriger wäre sie zu finden.
    Am nächsten Tag verließ sie auch dieses Motel und machte sich wieder auf den Weg.
    So hielt sie es auch während der drei folgenden Nächte. Dass sie aus einem billigen Koffer leben musste, den sie nicht einmal auspackte, weil sie jeden Abend woanders schlief, machte ihr immer mehr zu schaffen. Seit sie Rafaels Apartment verlassen hatte, hatte sie jede einzelne Entscheidung nur mit dem einen Ziel getroffen, Geld zu besitzen und ein Heim sowie Sicherheit zu finden. Geld hatte sie inzwischen, nur kam sie nicht dran. Ein Heim? Sie packte nicht einmal ihren Koffer aus, so sehr fürchtete sie sich, zu lange an einem Ort zu bleiben. Bei Rafael hatte sie wohnen können, aber das war nicht ihr Heim gewesen,
kein Ort, an dem sie sich zu Hause fühlte und sich gehen lassen konnte. Vielleicht waren »Heim« und »Sicherheit« deckungsgleich – jedenfalls war ihr klar, dass sie beides noch nicht gefunden hatte.
    Sie wartete immer noch mit angehaltenem Atem darauf, dass endlich ihr Leben begann.
    Am Mittwoch merkte sie, dass sie Grissom in einer weiten, gewundenen Schlinge umrundete, fast als würde sie einen Ausguss umkreisen. Hier gab es über viele Meilen hinweg nichts zu sehen als flaches Land, auf dem grünes Getreide wuchs, und die weite blaue Kuppel des Sommerhimmels darüber. Es gab kaum Verkehr, die I-70 lag weitab im Norden, auf den Straßen hier unten fuhren nur Einheimische – und das waren nicht viele.
    Vielleicht waren es die langen einsamen Tage oder die leeren Straßen, auf denen sie das Gefühl hatte, ihre Gedanken relativ gefahrlos schweifen lassen zu können, aber nachdem sie nichts als ihre Gedanken hatte, um ihre Tage zu füllen, beschlich sie … ein mulmiges Gefühl. Anders konnte sie es nicht erklären. Irgendwo, irgendwann hatte sie einen Fehler gemacht.
    Wieder ging sie im Kopf jeden Schritt durch und prüfte ihn erneut. Sie versuchte zu analysieren, was sie hätte anders machen können, aber so wie sie es sah, hätte sie höchstens das ganze Geld auf die Bank in Elizabeth überweisen und dort ein paar Tage auf die Auszahlung warten können. Ging sie ein größeres Risiko ein, indem sie so lange um Grissom kreiste?
    Verließ sie sich zu sehr darauf, dass Rafael nicht zur Polizei gehen würde? Das glaubte sie eigentlich nicht. Rafael würde die Angelegenheit persönlich regeln wollen, und zwar endgültig, womit die Polizei aus dem Spiel war. Außerdem war sie überzeugt, dass Rafael, der sein ganzes Leben
erst in Los Angeles und dann in New York verbracht hatte, keine Ahnung hatte, wie er sie im ländlichen Mittleren Westen aufspüren sollte. Hier war sie auf ihrem Territorium, nicht auf seinem. Aber wenn sie sich irrte?
    Wenn er den Job vergeben hatte?
    Eine Gänsehaut überlief sie. Das hatte sie übersehen. Rafael würde nicht versuchen, sie selbst aufzuspüren, er würde seine Männer nicht ausschicken, den Betondschungel von New York zu durchkämmen. Sie hatte ihm zwei Millionen Dollar gestohlen, sein Ego in Fetzen gerissen und ihm seine neu entdeckte »Liebe« um die Ohren gehauen. Die beiden letzten Punkte wogen für ihn wahrscheinlich noch schwerer als der erste. Um ein so schweres Vergehen zu sühnen, würde er den Besten engagieren.
    Und der Beste war … er.
    Ihr Herz begann zu hämmern und ihr Atem zu flattern. Ruckartig

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