Süße Rache: Roman (German Edition)
landete sie auf Mrs Pearsons Mailbox. »Mrs Pearson, hier ist Andrea Butts. Es hat sich etwas geändert, ich möchte die zwei Millionen nicht mehr bar ausbezahlt bekommen. Hoffentlich hat Ihre Kassiererin die Order noch nicht durchgegeben. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen, aber ich möchte nur sehr ungern in die Bank kommen. Bitte rufen Sie mich zurück, die Nummer ist -« Sie verstummte, denn sie hatte keinen Schimmer, wie die Nummer ihres neuen Handys lautete. »Ich rufe gleich noch einmal an«, sagte sie eilig und legte auf.
Verflucht noch mal, wie war die Nummer? Sie schaltete das Handy aus und wieder ein und beobachtete den Bildschirm, auf dem postwendend die gesuchte Information erschien. Sie wühlte einen Stift aus ihrer Tasche, kritzelte die Nummer auf einen Zettel und rief Mrs Pearson noch einmal an.
Zu ihrer Überraschung war Mrs Pearson diesmal persönlich am Apparat. »Hallo, Ms Butts, ich habe eben Ihre Nachricht abgehört. Ich habe den Anruf nur um Sekunden verpasst, weil ich gerade ein paar Kunden verabschiedet habe. Wegen der Bargeldorder werde ich Judy sofort Bescheid geben. Ich bin wirklich froh, dass Sie es sich anders überlegt haben, aber … stimmt irgendwas nicht?« Sie senkte die Stimme. »Sie möchten lieber nicht in die Bank kommen?«
»Es geht um meinen Exmann.« Drea war froh, dass sich ihre Tränendrüsengeschichte doch noch auszahlte. »Ich weiß nicht, wie, aber er ist mir bis hierher gefolgt und weiß, dass ich ein Konto bei Ihnen habe. Ich habe Angst, dass er die Bank beobachtet und mir folgt, wenn ich dort auftauche.«
»Haben Sie die Polizei gerufen?«, fragte Mrs Pearson mit erfreulich nervöser Stimme.
»So oft, dass ich die Ziffern von den Telefontasten gerubbelt habe«, antwortete Drea müde. »Die Antwort ist immer dieselbe: Bis er mir tatsächlich etwas antut, gibt es keinen Grund, ihn festzunehmen. Er arbeitet als reisender Händler für eine große Landwirtschaftsfirma, er hat also allen Grund, praktisch überall aufzutauchen, und ich habe kein Recht, ihn daran zu hindern, seiner Arbeit nachzugehen, blablabla. Ich schätze, das habe ich jetzt davon, dass ich ihn immer wieder gedeckt habe, wenn er mich geschlagen hat, dass ich immer behauptet habe, ich sei die Treppe runtergefallen oder hätte meine Hand in der Autotür eingeklemmt, obwohl er mir die Finger gebrochen hatte.«
»Ach, Sie Ärmste«, murmelte Mrs Pearson. »Nein, Sie sollten keinesfalls hierherkommen, wenn Sie glauben, dass er die Bank beobachten könnte. Aber … aber was wollen Sie jetzt unternehmen?«
»Ich weiß es nicht.« Sie wusste es sehr wohl, sie hatte nur die Einzelheiten noch nicht parat. »Er glaubt, er hat ein Anrecht auf das Geld, weil wir noch verheiratet waren, als meine Eltern starben und ich meinen Anteil an ihrem Grundstück geerbt habe.«
»Ah … eine Erbschaft bleibt doch im persönlichen Besitz des Erben, soweit ich weiß.«
»So steht es im Gesetz, aber er meint, dass er das Geld verdient hat, weil er es so lange mit mir ausgehalten hat.« Drea legte Verbitterung in ihre Stimme. »Ich muss die Spur von Überweisungen irgendwo unterbrechen, damit er mir nicht mehr folgen kann.«
»Kontoinformationen sind vertraulich. Wie kann er -«
»Er hat einen Freund, der beim IRS arbeitet.«
»Ich verstehe.«
Die Tatsache, dass keine weiteren Argumente nötig waren, verrieten Drea, dass ihre Vermutungen über die Datenbank der Finanzbehörde akkurater waren, als ihr lieb sein konnte.
»Ich muss mir was einfallen lassen und habe keine Ahnung, was.«
»Es tut mir leid, aber jede Ihrer Transaktionen muss an den IRS gemeldet werden«, erklärte Mrs Pearson bedauernd. »Wir sind verpflichtet, für jede Überweisung, deren Betrag zehntausend Dollar übersteigt, eine Meldung abzugeben, Ihre zwei Millionen Dollar werden demnach ganz bestimmt eine Spur hinterlassen.«
»Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ärger mit dem IRS bekommen, und ich will mich ganz bestimmt nicht um meine Steuern drücken. Ich brauche einfach mein Geld und muss es woanders unterbringen, bevor er mich findet.«
»Am ehesten bekommen Sie kurzfristig so viel Bargeld ausbezahlt, wenn Sie in eine Stadt fahren, in der es eine Filiale der Federal Reserve Bank gibt. Wir liegen im Kansas City District, aber in Denver gibt es auch eine Niederlassung, die von hier aus näher wäre. Es ist nur so, dass die Bank, auf der Sie das Geld einzahlen, ebenfalls eine Meldung abgeben muss.«
Nicht wenn die Bank im Ausland lag,
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