Süße Rache: Roman (German Edition)
klaute.
Das Geld musste also auf einer Bank bleiben, trotzdem musste sie die Fährte von Barschecks unterbrechen, auch wenn die Banken rein rechtlich gesehen Rafael keine Auskunft
geben durften. Das hieß nicht, dass er nicht an diese Informationen kommen würde, nur dass er dafür einigen Ärger in Kauf nehmen musste, und wie viel Ärger er in Kauf nahm, hing davon ab, wie wütend er war. Seine Wut addierte sich zu zwei Millionen Dollar plus einem Tiefschlag gegen sein Machogefühl, das bedeutete, dass er bereit war, das Doppelte auszugeben, um sie zu finden. Diese Art von Rache war vielleicht nicht besonders lukrativ, aber sie war definitiv befriedigend.
Um die Papierfährte zu unterbrechen, musste sie das Geld irgendwann tatsächlich abheben, selbst wenn sie mit den Scheinen nur in einen anderen Staat fuhr und sie auf eine andere Bank einzahlte. Das Problem war, dass Banken nicht gern zwei Millionen Dollar auszahlten, nicht einmal an die Person, der das Geld gehörte.
Eingedenk der Tatsache, dass die Bank in Elizabeth Zeit gebraucht hatte, um einen größeren Betrag bereitzustellen, legte Drea am zweiten Tag ihrer Reise einen Stop in Illinois ein, kaufte ein billiges Prepaid-Handy und aktivierte es, bevor sie sich wieder in ihren Wagen setzte, um die Bank in Grissom, Kansas, anzurufen. Hinter fest verriegelten Autotüren und mit laufender Klimaanlage wählte sie die Nummer und erklärte der Person am anderen Ende, sie wolle mit jemandem über die Schließung ihres Kontos sprechen.
»Einen Augenblick. Ich stelle Sie zu Mrs Pearson durch.«
Nach einigen Sekunden klickte es, und eine angenehme Stimme sagte: »Janet Pearson. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich heiße Andrea Butts.« Drea verzog kurz das Gesicht, als sie den verhassten Namen aussprechen musste. Allerdings würde sie diesen Namen bald endgültig aufgeben.
»Ich habe ein Konto bei Ihnen, das ich schließen möchte.«
»Das ist aber schade, Ms Butts. Gab es ein Problem, das -«
»Nein, nichts dergleichen, ich ziehe weg.«
»Ich verstehe. Wir verlieren Sie nur ungern als Kundin, aber so spielt das Leben nun mal, nicht wahr? Falls Sie persönlich vorbeikommen möchten, bereite ich die Formulare vor.«
»Ich komme irgendwann morgen Nachmittag.« Drea hatte die Fahrtzeit überschlagen und hoffte, dass sie damit ungefähr richtig lag. »Es ist nur so, dass es um eine große Summe geht und ich den Großteil bar mitnehmen möchte.«
Es blieb kurz still, dann sagte Mrs Pearson: »Haben Sie Ihre Kontonummer zur Hand?«
Drea las sie ab und konnte gleichzeitig Computertasten klackern hören, als Mrs Pearson ihren Kontostand aufrief. Nach längerem Schweigen sagte Mrs Pearson: »Ms Butts, ich kann Ihnen zu Ihrer eigenen Sicherheit nur dringend, dringend davon abraten, sich die Summe bar aushändigen zu lassen.«
»Ich weiß, dass es schwierig ist«, sagte Drea. »Das ändert nichts daran, dass ich das Geld bar brauche, damit Sie die Summe verfügbar haben, rufe ich jetzt schon an.«
Mrs Pearson seufzte. »Es tut mir wirklich sehr leid, aber wir können so viel Geld nicht einmal anfordern, ehe wir Ihre Identität überprüft haben.«
Drea rang um Geduld, aber sie war selbst zu oft unhöflich behandelt worden, als dass sie Mrs Pearson angeschnauzt hätte, die nur ihren Job tat und die Vorgaben ihrer Bank erfüllen musste. Trotzdem konnte sie nun ihrerseits ein Seufzen nicht unterdrücken. »Ich verstehe. Wie
gesagt, ich komme morgen Nachmittag vorbei. Das ist zu spät, um das Geld noch zu bekommen, richtig?«
»Genauer gesagt ist es zu früh. Wir sind nur eine kleine Bank, wir ordern unser Bargeld nur einmal wöchentlich von der Federal Reserve Bank. Unsere Kassiererin gibt die Order immer mittwochs durch, sie wurde also erst gestern erteilt. Die nächste Order geht erst am kommenden Mittwoch raus.«
Drea hätte am liebsten den Kopf gegen das Lenkrad geschlagen. »Und sie kann für eine so hohe Summe keine weitere Order durchgeben?«
»Dazu bräuchte sie bestimmt eine Sondergenehmigung.«
Eilig versuchte sie die Lage zu erfassen. »Wie lange dauert es, bis das Geld eintrifft, nachdem die Order durchgegeben wurde? Einen Tag?«
Wieder zögerte Mrs Pearson. »Wir können das gern besprechen, wenn Sie vorbeikommen, aber ich möchte diese Informationen wirklich nicht telefonisch weitergeben.«
Wieder konnte sie der Frau keinen Vorwurf machen, schließlich hatte sie Drea noch nie gesehen; woher sollte sie wissen, ob sie nicht vielleicht einen Bankraub
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