Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
den unzusammenhängenden Gedanken aus, der ihr vorhin durch den Kopf geschossen war. »Hören Sie auf, Ihre Frau zu betrügen.«
    Er wurde erst blass und dann rot. »Was?«
    »Wenn Sie nicht damit aufhören, wird sie es herausfinden.« Plötzlich wurde sie wütend und zog die Decke
hoch, wie um ihn auszuschließen. »Wenn Sie Ihre Frau nicht mehr lieben, dann lassen Sie sich scheiden, aber lassen Sie bis dahin den Schwanz in der Hose. Benehmen Sie sich wie ein Erwachsener.«
    »Wa-? Was?« Er sagte das jetzt zum dritten Mal, sein Mund klappte dabei auf und zu wie bei einem Guppy.
    »Glauben Sie mir jetzt?« Sie sah ihn finster an. Am liebsten hätte sie sich weggedreht und ihm die kalte Schulter gezeigt, aber zur Seite drehen kam nicht in Frage. Stattdessen sah sie ihn aus schmalen Augen an und forderte ihn stumm heraus, ihr zu widersprechen, auch wenn er ihr wahrscheinlich nur erklären würde, dass sie das nichts anging.
    Sie konnte sehen, dass ihm die Worte auf der Zunge lagen. Er war Anfang fünfzig und hatte sein Leben lang seine Fähigkeiten und sein Können zur Perfektion gebracht, um fremde Menschen zu retten. Wie die meisten Ärzte besaß er ein gesundes Ego, was eine höfliche Umschreibung für »monströs« war. Seine Arbeit erforderte ein hohes Selbstvertrauen, außerdem war er es gewohnt, der Boss zu sein. Dass er so unerwartet von einer Frau auf den Boden zurückgeholt wurde, deren Leben er gerettet hatte und die ihm dafür zweifellos eine Stange Geld schuldete, gefiel ihm bestimmt nicht.
    Er wollte zurückkeifen. Sie sah es kommen und schaute ihn noch finsterer an. »Dass ich keinen Tunnel gesehen habe, tut nichts zur Sache. Vielleicht läuft das bei manchen Leuten so. Bei mir nicht. Ich hatte einen Baum in mir stecken – gut, ein kleiner, aber immerhin – bei mir ging alles ganz schnell. Ob Ihnen das passt oder nicht.«
    Er verschränkte wieder die Arme und wippte auf den Fußballen, ein Mann, der sich nicht kampflos geschlagen geben würde. »Wenn Sie wirklich eine Nahtoderfahrung
hatten, sollten sie eigentlich milde gestimmt und glücklich sein.«
    »Ich hatte keine ›Nahtoderfahrung‹. Das war eine Todeserfahrung. Ich war tot«, erklärte sie ungerührt. »Dann bekam ich eine zweite Chance. Soweit ich weiß, muss ich deshalb nicht so tun, als hätte ich eine Bombenlaune. Wenn Sie wissen wollen, woran ich mich erinnere, wie wäre es damit: Ich erinnere mich, dass ich nach unten gesehen und beobachtet habe, wie ein Mann in meiner Handtasche kramt und dann meinen Laptop klaut. Hat er auch mein Geld mitgenommen?«
    Er war so leicht zu durchschauen, selbst jetzt, wo er seine Miene zu kontrollieren versuchte. Sein Entsetzen war – wenigstens für sie – unübersehbar.
    »Nein, ich glaube, in Ihrer Handtasche war noch Bargeld, aber kein Führerschein und keine Kreditkarte.«
    Sie hatte keine Kreditkarten dabeigehabt, aber das verriet sie ihm nicht. Es fehlte also nur ihr Führerschein? Merkwürdig. Warum hatte er ihren Führerschein mitgenommen und ihr Geld nicht?
    »Außerdem hatten Sie keinen Fahrzeugschein im Wagen. Ich glaube, Detective Arrows möchte das mit Ihnen besprechen.«
    Das konnte sie sich gut vorstellen, außerdem interessierte er sich bestimmt für das gefälschte Kennzeichen. Aber einstweilen winkte sie ab. »Wenn noch Geld darin war, können Sie den Betrag von meiner Rechnung abziehen. Ich bin kein Fall für die Wohlfahrt.«
    »Ich mache mir keine Sorgen wegen -«
    »Sie vielleicht nicht, das Krankenhaus schon.«
    »Wo Sie gerade in Plauderstimmung sind – wie heißen Sie eigentlich?«
    »Andie«, antwortete sie prompt. »Und Sie?«
    »Travis. Und der Nachname?«
    Sie war immer schlagfertig gewesen, aber plötzlich wollte ihr keine Antwort einfallen. Nichts, rein gar nichts kam ihr in den Sinn. Ihr fiel beim besten Willen kein falscher Nachname ein. Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Ich überlege noch«, sagte sie dann.
    Seine Brauen zogen sich zusammen. »Sie wissen ihn nicht mehr?«
    »Natürlich weiß ich ihn noch. Er ist da. Geben Sie mir eine Minute Zeit.« Falls Rafael sie für tot hielt, hatte er keinen Grund, je wieder nachzuprüfen, ob irgendwo jemand mit ihrem Namen auftauchte. Trotzdem sollte sie sich einen neuen Namen zulegen, um ganz sicherzugehen. Hätte sie ihre zweite Chance schon vergeben, wenn sie log, um sich zu schützen? Vielleicht war lügen schlimm, wenn man jemandem damit schadete, aber ansonsten war es nicht so schlimm.
    Sie hätte um ein Training bitten

Weitere Kostenlose Bücher