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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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war und immer noch
im Krankenhaus lag, dann musste er sich mit eigenen Augen überzeugen, ob sie Drea war oder nicht. Früher, als die Krankenhäuser noch nicht so pingelig auf die Privatsphäre ihrer Patienten geachtet hatten, hätte er einfach anrufen und alles Nötige in Erfahrung bringen können, aber inzwischen erhielten nur noch die nächsten Angehörigen telefonisch Auskunft. Das bedeutete nicht, dass er nichts erfuhr, es würde nur etwas mühsamer.
    Am nächsten Morgen war er schon vor sechs Uhr beim Krankenhaus, wo er den Schichtwechsel abwartete. Möglicherweise arbeitete ein Teil der Belegschaft zwölf Stunden pro Schicht und damit entweder von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens oder von sieben bis sieben, und er wusste nicht, mit wem er es zu tun haben würde. Er würde schnell handeln müssen; vielleicht hätte er Stunden Zeit, je nachdem, wie aufmerksam die zuständige Schwester war – wobei sie nach einer langen Nachtschicht wahrscheinlich nicht mehr allzu wach wäre -, möglicherweise blieben ihm auch nur dreißig Minuten. So oder so würde er bei Schichtwechsel aktiv werden, wenn überall Hektik herrschte.
    Er betrat das Krankenhaus durch die Notaufnahme, wo immer viel los war, und arbeitete sich von dort aus zu den Aufzügen und der Anzeigetafel vor. Die Intensivstation lag im siebten Stock. Eine gehetzt wirkende Frau zwängte sich, das Gesicht von Erschöpfung und Angst gezeichnet, durch die sich schließenden Aufzugtüren. Wahrscheinlich war sie in der Cafeteria gewesen, denn sie hielt einen großen Becher Kaffee in der Hand. Sie drückte den Knopf für den vierten Stock. Nachdem sie ausgestiegen war, fuhr er alleine weiter.
    Der verglaste Wartebereich vor der Intensivstation war voller Besucher mit verquollenen Augen, die in dem überfüllten
Raum kampierten, zum Teil fast wörtlich, denn sie hatten Schlafsäcke, Essen, Bücher und so weiter mitgebracht, um die langen, trostlosen Stunden zu überstehen. Auf einem Tisch stand eine Kaffeemaschine, die unter leisem Puffen frischen Kaffee ausspuckte. Mehrere hohe Stapel Styroporbecher standen neben der Maschine bereit.
    Die schweren Türen zur Intensivstation, die durch eine Drucktaste an der Wand geöffnet werden konnten, befanden sich direkt gegenüber dem Wartebereich. Dank der Glasabtrennung konnte er gleichzeitig die Türen im Auge behalten und die Angehörigen aushorchen, die über Nacht Wache gehalten und entweder verzweifelt darauf gehofft hatten, dass ihre Geliebten überlebten, oder aber stoisch deren Ende abgewartet hatten. Gemeinsam im Warteraum einer Intensivstation auszuharren, war fast so, wie gemeinsam im Schützengraben zu liegen; die Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und die Informationen flossen wie Wasser.
    Er entdeckte einen leeren Stuhl, von dem aus er die Tür zur Intensivstation im Auge behalten konnte, setzte sich und ließ, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf hängen. Seine Körpersprache kündete von tiefer Verzweiflung, einem Gefühl, das jedem im Raum nur zu vertraut war. Er hielt den Kopf gerade so hoch, dass er die Tür noch sah.
    Gleichzeitig suchte er weder Augenkontakt, noch sah er sich um; er blieb einfach so sitzen, ein Bild tiefen Elends. Nach nicht einmal einer Minute fragte die grauhaarige Frau zu seiner Linken mitfühlend: »Haben Sie einen Angehörigen hier?«
    Sie meinte natürlich auf der Station. »Meine Mutter«, antwortete er bedrückt. In einer Intensivstation lagen immer einige ältere Patienten, deshalb konnte er das gefahrlos
behaupten, außerdem reagierten die meisten Menschen positiv auf einen fürsorglichen Sohn. »Schlaganfall.« Er schluckte schwer. »Ein schwerer. Sie glauben … sie glauben, sie könnte hirntot sein.«
    »Oh, das ist schlimm. Mein Beileid«, sagte sie. »Aber Sie dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Mein Mann arbeitet auf dem Bau. Vor einem Monat fiel er vier Stockwerke tief und hat sich fast jeden Knochen im Leib gebrochen. Ich dachte schon, ich hätte ihn verloren.« Ihre Stimme bebte, als sie sich an ihre Verzweiflung erinnerte. »Ich wollte ihn schon lange überreden, dass er in Rente geht, endlich hatte er mir versprochen, dass er nächstes Jahr geht, dann ist das passiert, und mir war sofort klar, dass er nie mehr all die Ausflüge zum Jagen und Angeln machen kann, die er mit unserem Sohn geplant hatte. Keiner hätte gedacht, dass er durchkommen würde, aber er hält sich eisern, nächste Woche wird er vielleicht auf eine normale Station

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