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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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las er den Text ein zweites Mal. Das war unmöglich. Die Zeitung musste sich irren; so was kam dauernd vor. Er sah in der Ausgabe des Folgetages nach, ob es eine weitere Meldung oder eine Berichtigung gab. Stattdessen stand dort das Gleiche. Sie hatte keinen Namen, war noch anonym, aber -
    Gott. Er fühlte sich, als hätte er an ein Stromkabel gefasst und den Schlag seines Lebens abbekommen. Der Schock war so umwerfend, dass er wie aus weiter Ferne erkannte, wie hektisch und flach sein Atem plötzlich ging, und sein Blickfeld gleichzeitig immer schmaler wurde, bis er nur noch den strahlenden Computerbildschirm wahrnahm. Das war unmöglich. Er hatte gesehen, wie sie gestorben war, er hatte gesehen, wie die Augen glasig und ihre Pupillen starr geworden waren. Er hatte an ihrem Hals nach dem Puls getastet und nichts gespürt.
    Aber irgendetwas war passiert. Irgendwie mussten die Sanitäter sie wiedererweckt haben, irgendwie mussten sie Drea lange genug am Leben gehalten haben, um sie in ein Krankenhaus zu schaffen. Er wusste nicht, wie sie das geschafft hatten, es war ein verfluchtes Wunder, aber das Wie interessierte im Moment nicht.
    Drea lebte.

20
    Noch am selben Abend flog Simon nach Denver. Er hatte nur eine kleine Reisetasche gepackt, damit er den Flughafen sofort verlassen konnte, ohne sich lange ans Gepäckband stellen zu müssen. Er hatte keine Waffe dabei und brauchte auch keine zu beschaffen. Er wollte sich nur mit eigenen Augen überzeugen, dass es sich tatsächlich um Drea handelte, und dann herausfinden, was passiert war.
    Es musste ein Irrtum sein. Die Frau im Krankenhaus konnte unmöglich Drea sein. Es wäre ein absurder Zufall, falls es gleichzeitig zwei unbekannte Unfallopfer geben sollte, eine Überlebende und eine Tote, wobei die Überlebende natürlich eine bessere Nachricht hergäbe als das Todesopfer. Dreas Unfall war in einiger Entfernung passiert, in einer extrem dünn besiedelten Gegend, darum hatte man es vielleicht für überflüssig gehalten, über ein nicht identifiziertes Unfallopfer zu berichten.
    Oder – das wäre der schlimmste Fall – die Sanitäter hatten Drea irgendwie wiederbelebt, und sie war jetzt hirntot oder lag im Koma; vielleicht funktionierte ihr Stammhirn gerade noch so weit, dass Lunge und Herz arbeiteten, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie ihr Herz nach diesem Unfall noch schlagen konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Chirurg an einem hirntoten oder komatösen Patienten die umfassenden Operationen vornahm, die zu Dreas Überleben nötig gewesen wären, falls sie überhaupt möglich waren.
    Deshalb konnte diese Frau unmöglich Drea sein. Er wollte nicht, dass es Drea war, nicht nach den Gehirnschäden, die sie davongetragen haben musste.
    Falls diese Frau doch Drea war und ein verfluchter Wahnsinniger sie am Leben gehalten hatte, nachdem ihr Hirn gestorben war, dann würde er sich um sie kümmern. Er würde das beste Heim im ganzen Land für sie finden, ein Heim, in dem ihr Körper so liebevoll wie möglich gepflegt wurde. Vielleicht würde er sie hin und wieder besuchen, obwohl es noch schlimmer sein musste, sie so zu sehen, als ihr beim Sterben zuzuschauen. Er war eigentlich nicht berechtigt, über ihre Pflege zu entscheiden, aber egal. Er hatte genug Geld, falls ihm irgendwer in die Quere kam, würde er Drea einfach mitnehmen. Schließlich verdiente er sein Geld damit, an Orten aufzutauchen, an denen er nichts verloren hatte, und Dinge zu tun, zu denen er kein Recht hatte.
    Er nahm sich ein Zimmer für die Nacht. Tagsüber herrschte im Krankenhaus ein ununterbrochenes Kommen und Gehen, in dem er leicht untertauchen konnte. Am Tag war viel los, ambulante Patienten kamen zur Untersuchung, dauernd trafen Besucher ein oder gingen wieder, Blumen und Zeitungen wurden abgegeben, Essen und Medikamente wurden geliefert; er wäre nur ein Gesicht in der Menge. Seiner Erfahrung nach lebten die Menschen, die nachts arbeiteten, in einer kleineren Welt und achteten wesentlich genauer auf Fremde.
    Erst musste er herausfinden, ob die Unbekannte immer noch im Krankenhaus lag. Inzwischen waren zwei Wochen vergangen; falls es sich bei der fraglichen Frau nicht um Drea handelte, war sie vielleicht schon wieder entlassen worden – oder sie war einfach abgehauen, weil Menschen ohne Identität gewöhnlich etwas zu verbergen hatten. Wenn sie nicht mehr im Krankenhaus war, dann war sie offenkundig nicht Drea, und er konnte wieder verschwinden. Falls sie schwer verletzt

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