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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verlegt.«
    »Das ist gut«, murmelte er und blickte auf seine Hände. »Das freut mich. Aber meine Mutter -« Er verstummte kopfschüttelnd. »Ich habe sie zu spät gefunden.« Er gab eine Messerspitze schlechtes Gewissen dazu, um den Topf zum Kochen zu bringen. »Die Tests laufen noch, aber wenn das Hirn tot ist …«
    »Nicht einmal der beste Arzt kann alles wissen, was es über den menschlichen Körper zu wissen gibt«, mischte sich ein stämmiger, rotgesichtiger Mann neben der grauhaarigen Frau ein. »Vor ein paar Wochen haben sie hier eine Frau eingeliefert, die einen Autounfall hatte, sie war von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geknallt. Ein Ast hat ihre Brust durchbohrt.«
    Das war es, genau das hatte er erfahren wollen, er brauchte offenbar nicht einmal die Intensivstation zu
betreten. Simons Aufmerksamkeit erwachte mit einem schmerzhaften Ruck, doch seine Miene blieb unbewegt. Das war Drea. Das war sie, ohne jeden Zweifel. Die Erleichterung schickte seinen Magen auf eine Achterbahnfahrt, doch gleich darauf krampfte er sich in böser Vorahnung zusammen. Vielleicht hatte sie den Unfall überlebt, aber in welcher Verfassung? Könnte sie je wieder ein normales Leben führen? Reden, gehen, jemanden erkennen? Er suchte nach Worten, doch er brachte keinen Laut hervor, weil seine Kehle so zugeschnürt war, dass er kaum Luft bekam.
    Die grauhaarige Frau tätschelte mitleidig seinen Arm, sie glaubte offenbar, dass er den Tränen nahe war. Die schlichte, mitfühlende Geste weckte ihn auf. Sonst berührte ihn niemand so beiläufig, so ungehemmt. Er hatte immer etwas ausgestrahlt, das die Menschen auf Abstand hielt, eine gewisse tödliche Kälte, die diese Frau ganz offenbar nicht spürte. Nur Drea hatte ihn berührt; sie hatte die Hand auf seine Brust gelegt, sie hatte sich an ihn geschmiegt und ihn geküsst, ihre Lippen hatten so zart und hungrig geschmeckt, als könnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Bei dem Gedanken daran musste er unwillkürlich schlucken, und dieser Reflex löste seine Kehle weit genug, um ein paar Worte herauszubringen. »Ich glaube, ich habe davon gelesen«, presste er heraus.
    »Die Sanitäter meinten, sie hätte tot im Wagen gelegen. Sie hatten schon ihren Kram zusammengepackt, als einer sie nach Luft schnappen hörte. Sie haben geschworen, sie hätte keinen Puls mehr gehabt, aber ganz plötzlich schlug ihr Herz wieder. Sie mussten den Ast absägen, um sie herzubringen, denn sie dachten, sie würden noch mehr Schaden anrichten, wenn sie versuchen, ihn herauszuziehen, außerdem muss der Ast irgendwie gegen ihre Aorta
gedrückt und verhindert haben, dass sie innerlich verblutete.« Der stämmige Mann verschränkte die Arme vor der breiten Brust. »Sie waren ganz sicher, dass sie hirntot ist, aber das war sie nicht. Sie haben über achtzehn Stunden an ihr herumoperiert und sie zusammengeflickt, und dann … vor drei Tagen wurde sie verlegt, nicht wahr?«
    »Zwei. Vorgestern«, berichtigte die grauhaarige Dame und übernahm das Erzählen.
    »Sie liegt jetzt in einem normalen Krankenzimmer. Ich habe gehört, sie hätte sich gut erholt, aber ich habe auch gehört, dass sie die Sprache verloren hat, vielleicht wurde ihr Hirn also doch beschädigt.«
    »Inzwischen hat sie angefangen zu sprechen«, mischte sich ein Dritter ein. »Sie hat etwas zu einer Schwester gesagt. Alle haben darüber geredet.«
    »Unglaublich.« Simons Magen schlug schon wieder Saltos, diesmal zusammen mit seinem Herz. Halb verwundert begriff er, dass er kurz davor war, in Ohnmacht zu fallen – oder sich zu übergeben. Sie hatte sich gut erholt. Sie redete.
    »Das ist bei Gott ein Wunder«, fasste der stämmige Mann zusammen. »Erst war sie ein anonymes Unfallopfer. Sie hatte keinen Ausweis, keinen Führerschein, und niemand schien nach ihr zu suchen. Sie konnten sie nicht dazu bringen, ihren Namen aufzuschreiben. Aber nachdem sie jetzt redet, werden sie inzwischen wohl wissen, wie sie heißt.«
    Nein, bestimmt nicht, vermutete Simon. Dafür war Drea zu gerissen. Sie würde einen falschen Namen angeben, und das stellte ihn vor ein neues Problem: Wie sollte er sie finden? Selbst wenn er Zugriff auf die Krankenhausdateien bekam, was sich bestimmt bewerkstelligen ließ, hatte er keine Ahnung, wie sie sich inzwischen nannte.
Damit war dieser Plan gestorben; er musste die Sache anders angehen.
    »Wer hat sie operiert?« Er hatte keinen Grund, das zu fragen, aber in einem Krankenhauswarteraum redeten die

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