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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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es verriet Angst. »Du siehst etwas. Du siehst das wirklich, nicht wahr?«
    Andie wollte sich auf keine Diskussion darüber einlassen, ob sie Dinge »sah«, darum wischte sie die Frage mit einer Handbewegung beiseite. Was sie gerade gesagt hatte, war nur vernünftig. »Noch etwas: Du solltest dich allmählich mehr respektieren und dich nicht mehr mit Losern einlassen. Einer von denen wird dir noch was anhängen.« Sie sah Cassie ins Gesicht. »Du bist klug, du hast es zu was gebracht. Du solltest dich entsprechend verhalten, denn mit deinen Dummheiten verhinderst du nur, dass du es noch weiter bringst. Glaub mir, ich bin Expertin in solchen Dummheiten.«
    »Eine davon ist der Typ, vor dem du davonläufst?«
    »Der steht ganz oben auf der Liste.« Wenn etwas ihre Dummheit bewies, dachte Andie, dann die Tatsache, dass in unbedachten Momenten in ihrem Kopf aufblitzte, wie dieser Mann, der ein Profikiller war und sie ohne Zweifel erschossen hätte, wenn sie ihm die Arbeit nicht durch ihren Unfall abgenommen hätte, einen Nachmittag mit ihr verbracht hatte, und dass sie bei dem Gedanken an diesen Nachmittag jedes Mal vor Sehnsucht fast zusammenbrach. Sie war sogar so dumm, dass sie wirklich überallhin mit ihm gegangen wäre, wenn er nur einen Ton gesagt hätte. Sie war so dumm, dass selbst jetzt die Angst vor ihm mit einer Sehnsucht nach ihm unterlegt war, die ihr fast das Herz sprengte.
    Nur war sie nicht so dumm zu glauben, dass sie noch am Leben wäre, wenn er sie gefunden hätte. Die Erkenntnis ließ sie erleichtert auflachen. »Aber er war es nicht«, sagte sie. »Der Mann, der mich beobachtet hat.«
    Cassie zog die Brauen hoch. »Ach ja? Und woher weißt du das?«
    »Weil ich noch lebe.« Sie lächelte spröde über ihre Ängste. Wenn er sie aufgespürt hätte, hätte sie den Gang über den Parkplatz nicht überlebt, mit oder ohne Cassie an ihrer Seite.
    »Heilige Scheiße! Du meinst, er will dich umbringen?« Cassies Augen wurden groß und ihre Stimme laut.
    »Das ist sein Job, und er ist unglaublich gut darin. Ich bin ein paar bösen Buben auf die Zehen gestiegen«, merkte sie zur Erklärung an.
    »Heilige Scheiße!«, sagte Cassie noch mal. »Ganz bestimmt, sonst würden sie dich nicht umbringen wollen! Und du findest, dass ich Dummheiten mache?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich Expertin bin.« Sie trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, weil sie plötzlich den Drang verspürte, Cassie oder überhaupt einen Menschen ins Vertrauen zu ziehen. Seit sie fünfzehn war, war sie allein, nicht im körperlichen Sinn, sondern geistig und emotional isoliert, niemand außer Dr. Meecham wusste von ihrer Todeserfahrung. Andererseits konnte sie auch nicht offen darüber sprechen; das wäre wie ein Striptease in aller Öffentlichkeit, und sie wollte nicht, dass allgemein bekannt wurde, was ihr passiert war. Also begnügte sie sich mit einer halben Offenbarung.
    »Ich hatte vor einiger Zeit eine Nahtoderfahrung«, sagte sie. »Sagen wir einfach, ich habe das Licht gesehen, und zwar in mehr als einer Hinsicht.«
    »Nahtoderfahrung? Du meinst diese Kiste mit dem Tunnel und deinen Freunden und Verwandten, die dich drüben begrüßen, diese Art von Nahtoderfahrung?« Cassie klang aufgeregt und neugierig und wirkte, wie sie Andie so halb zugewandt dasaß, irgendwie hoffnungsvoll.
    Die meisten Menschen hungerten nach der Gewissheit oder nach einem Beweis, erkannte sie, dass mit dem Tod nicht alles aus war, dass sie irgendwie weiterexistieren würden. Sie wollten glauben, dass die Menschen, die sie liebten, irgendwo gesund und munter weiterlebten. Selbst wenn sie das nicht glaubten, wenn sie ausschließlich auf das vertrauten, was sie hören und berühren und sehen konnten, würden sie sich nur zu gern das Gegenteil beweisen lassen. Andie konnte nichts beweisen; sie konnte ihnen erzählen, was sie erlebt hatte, was sie gesehen hatte, aber es beweisen? Unmöglich.
    »Ich habe keinen Tunnel gesehen.« Andie musste lächeln, weil Cassies hoffnungsvolle Miene sofort erlosch. »Aber ein Licht war da, das schönste Licht, das man sich nur vorstellen kann. Ich kann es nicht beschreiben. Und da war … ein Engel. Ich glaube, es war ein Engel. Dann war ich an dem schönsten Ort, den ich je gesehen habe. Das Licht war klar und weich und glühte irgendwie, die Farben waren so tief und voll, dass ich mich am liebsten auf den Rasen gelegt und alles in mich aufgenommen hätte.« Ihre Stimme verklang für einen Augenblick, während sie in

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