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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nicht mehr durchmachen, nie wieder.
    Sie beendete die Umrundung ihres Wagens – es gab keine Spuren im Schnee. Während sie sich hinters Lenkrad setzte, stapfte Cassie um die Motorhaube herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. »Vielleicht hast du einen Bewunderer«, sagte sie zu Andie. »Hat in letzter Zeit jemand mit dir geflirtet?«
    »Woher soll ich das wissen? Wir rennen uns da drin die Hacken krumm. Solange mich keiner kneift und keiner meinen Hintern begrabscht, sehe ich den Kerlen nicht mal ins Gesicht.«
    »Stimmt, ich hab’ ein-, zweimal mitbekommen, wie du ihnen ›ins Gesicht gesehen hast‹. Ich dachte, das eine Arschloch fällt gleich in Ohnmacht. Was hast du dem Typen gesagt?«
    Sie wusste genau, auf welchen Vorfall Cassie anspielte, weil ihre Augen und ihre Stimme keinen Zweifel daran gelassen hatten, dass es ihr todernst war, während der Trucker kreidebleich geworden war. »Ich habe ihm erklärt,
dass ich ihm eine Gabel in die Eier ramme, wenn er mich noch einmal berührt.«
    Die alte Andie – Drea – Andrea – Scheiße, sie wusste nicht mehr, wer sie wirklich war – hätte so getan, als hätte sie das Zwicken oder Tätscheln gar nicht bemerkt. Sie hätte süß und ein bisschen dämlich reagiert, um bloß keine Probleme zu machen, dabei hätte sie insgeheim vor Wut gekocht und die Männer aus tiefstem Herzen verachtet, weil sie nicht merkten, dass sie alles nur vorspielte. Der Tod hatte sie in mehr als nur einer Hinsicht verändert, inzwischen brachte sie es nicht mehr fertig, die süße, doofe Blondine zu spielen. In den vergangenen Monaten hatte sich der Zorn, den sie vor Jahren vergraben hatte, wieder an die Oberfläche gebohrt und schien entschlossen, dort zu bleiben.
    Cassie warf den Kopf zurück und lachte anerkennend. »Ein Wunder, dass er sich nicht bei Glenn beschwert hat.«
    »Hat er. Glenn hat ihm erklärt, er soll seine Schmiergriffel von den Bedienungen lassen, sonst würde er ihm persönlich die Hoden perforieren.« Die Erinnerung ließ Andie lächeln. Das mochte sie besonders an Glenn. Manche Chefs hätten sich aufgeführt und erklärt, dass eine Bedienung sich so etwas gefallen lassen müsse, aber Glenn war anders. Eine seiner Töchter hatte ihr Studium als Kellnerin finanziert, darum hatte er seine eigene Meinung dazu, was einer Bedienung zuzumuten war.
    Während Andie den Ford vorsichtig durch die langen Reihen von Trucks auf Cassies Sattelzug zulenkte, räusperte sich Cassie und sagte dann unsicher: »Wie hast du das vorhin mit den Entscheidungen gemeint, die ich besser überdenken soll?«
    »Kleinigkeiten. Zum Beispiel könntest du dein Geld
in ein Sparkonto oder einen Sparbrief stecken, statt dir noch ein glitzerndes Armband zu kaufen.« Cassie hatte eine Schwäche für Schmuck. Sie kaufte keine teuren Stücke – wahrscheinlich hatte sie nie mehr als ein paar hundert Dollar auf einmal ausgegeben – aber sie hatte eine Schwäche für viel Schmuck.
    »So viel gebe ich echt nicht aus …«, setzte Cassie an.
    Andie war bei ihrem Sattelzug angekommen und stellte den Automatikhebel in die Parkposition. Sie begutachtete mit prüfendem Blick die Schmuckstücke, die sie an Cassie sah: Ohrringe, mehrere Ringe, vier oder fünf Armreifen. »Was du heute trägst, hat dich insgesamt etwa dreitausend Dollar gekostet. Das sind dreitausend Dollar, die du auf die Bank legen könntest. Eigentlich solltest du genug sparen, um in einen Pensionsfonds einzuzahlen.«
    Cassie rümpfte die Nase. »Gott, das klingt so langweilig.«
    »Stimmt«, pflichtete Andie ihr bei. »Langweilig und anstrengend sind meistens zuverlässige Hinweise darauf, dass man etwas tun sollte.«
    »Ich komme schon aus. Ich verdiene gutes Geld.«
    Cassie tat Andies Rat mit einem Achselzucken ab. Normalerweise hätte Andie das ebenfalls mit einem Achselzucken abgetan und die Sache vergessen, aber nachdem Cassie heute einiges auf sich genommen hatte, um ihr zu helfen, wollte sie ihr diesen Gefallen erwidern.
    »Nur ein Unfall, und du bist weg vom Fenster.« Ihre Stimme schien sich plötzlich, wie inzwischen öfter, von ihr zu entfernen. »Du bist verletzt und sechs Monate lang nicht arbeitsfähig. Dein Sattelzug ist versichert, aber du kannst nicht arbeiten und verlierst schließlich dein Haus. Von da an geht es bergab. Das mit dem Katzenfutter war kein Witz.«
    Cassie erstarrte, eine Hand am Türgriff. Plötzlich verriet ihr Gesicht im matten Schein der Instrumentenanzeige ihr wahres Alter und nicht nur das;

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