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Süsse Sehnsucht Tod

Süsse Sehnsucht Tod

Titel: Süsse Sehnsucht Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch nicht, sondern deutete wieder auf den Apparat. »Mal ehrlich, Mandy, finden Sie nicht, daß Sie den Apparat etwas zu leise eingestellt haben?«
    »Nein, überhaupt nicht. Sie werden schon hören, daß es optimal ist. Die Stimmen dürfen keine laute Hintergrundmusik haben. So etwas würde sie nur stören und irritieren.«
    »All right, Sie sind die Fachfrau.«
    Wir gingen wieder zu unseren Plätzen. Mandy hielt den Kopf gesenkt, als wäre sie tief in Gedanken versunken. Als sie auf ihrem Sesselball saß, drehte sie sich zu mir um und legte mir eine Hand auf das Knie.
    Den Tisch hatte sie weggeschoben. Da sie tiefer saß, mußte sie zu mir hochschauen, was ihr nichts ausmachte. Und ich sah den Ernst in ihrem Gesicht. »Was Sie gleich erleben werden, John, ist kein Spaß, und ich will Ihnen auch ehrlich sagen, daß es mir angst machte und mich beunruhigt. Aber ich muß es einfach tun.«
    »Warum?«
    »Es ist eine Botschaft.«
    »Die eines Toten?«
    »Ja.«
    »Bisher haben wir noch nicht darüber gesprochen, wer dieser Tote ist, Mandy. Und so ganz unbeleckt von diesem Phänomen bin ich natürlich nicht. Ich habe Sie auch nicht fragen wollen und warte darauf, daß Sie es mir selbst sagen. Von anderen Fällen weiß ich, daß sich hin und wieder Verwandte melden. Ist das bei Ihnen auch so?«
    »Nein.« Sie lächelte bedauernd. »Das wäre nämlich schön.«
    »Demnach scheint es kein großer Freund von Ihnen zu sein, mit dem Sie Kontakt aufgenommen haben.«
    »Gott bewahre. Das ist er nicht.«
    Da sie nicht sprach, fragte ich weiter. »Wie heißt er denn?«
    »Ed Greene. Er ist Amerikaner und sechsunddreißig Jahre alt.«
    »Was ist er sonst noch außer tot und dem, was Sie mir eben erklärt haben?«
    Sie ließ sich mit der Antwort Zeit, weil es sie doch anzustrengen schien.
    »Ja, er ist tot. Greene ist auch keines normalen Todes gestorben. Man hat ihn auf den elektrischen Stuhl gesetzt. Irgendwann in den fünfziger Jahren.«
    »Was hat er getan?«
    »Er war ein Massenmörder!« flüsterte Mandy.
    Ich sagte nichts, aber ich mußte schlucken. Mit dieser Eröffnung hätte ich nicht gerechnet. Ich hatte wirklich an irgendeinen Verwandten gedacht, an einen alten Großvater oder Onkel, aber nicht unbedingt an einen Massenmörder.
    »Warum sagen Sie nichts, John?«
    »Weil ich leicht geschockt bin.«
    »Das war ich zuerst auch. Beim ersten Kontakt, meine ich. Aber später dachte ich, du gewöhnst dich daran, doch das war nicht der Fall. Immer wenn ich ihn höre, drehe ich fast durch. Es ist wirklich schlimm.«
    »Dann lassen Sie es doch bleiben.«
    Sie schüttelte den Kopf so stark, daß die Haare flogen. »Tut mir leid, das kann ich nicht. Es ist wie ein Zwang, und er wird immer schlimmer. Ich wußte mir nicht mehr zu helfen und habe nach jemandem gesucht, der mir helfen kann. Da bin ich durch Bill Conolly auf Sie gekommen. Ich möchte auch bald weg hier.«
    »Warum?«
    »Weil, weil…«, sie schluckte, »weil dieses Haus einfach schlimm ist. Hier stimmt was nicht.«
    »Können Sie da genauer werden?«
    »Nein, John, kann ich nicht. Aber nicht, weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann, verstehst du?«
    »Ja, okay. Konzentrieren wir uns lieber auf diesen Ed Greene, den Massenmörder.«
    Auf meine letzte Bemerkung erhielt ich keine Antwort, denn Mandy Alwood konzentrierte sich wieder auf das Geschehen aus dem Radio und nahm dabei eine halb liegende und halb sitzende Haltung ein, wobei sie den alten Apparat aber im Blickfeld behielt. Ich unterdrückte weitere Fragen und ließ alles auf mich zukommen. Im Zimmer gab es nur wenig helle Stellen. Die Schatten überwogen. Sie ballten sich zusammen. Auch das spärlich durch die Lamellen hereinfließende Licht konnte die Dunkelheit nicht vertreiben. Mandy Alwood war ruhig. Ich bewunderte sie. Sie hätte eigentlich nervös sein müssen, weil sie wußte, was auf sie zukam. Möglicherweise war sie auch deshalb so still, weil sie informiert war.
    Das leise Rauschen aus dem Radio blieb als Begleitmusik bestehen. Ich nahm es zwar wahr, aber wie das so ist, man gewöhnt sich an alles, auch an das Rauschen und an das magische Auge, das mich anglotzte.
    Es war keine Musik zu hören. Sender lagen nicht in der Nähe des eingestellten Frequenzbandes. Sie schienen sich in einer weiten Ferne verloren zu haben.
    Verhehlen konnte ich nicht, daß auch in mir die Spannung gestiegen war. Es mochte an der besonderen Atmosphäre liegen, die sich in diesen vier Wänden ausgebreitet hatte.

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