Süße Teilchen: Roman (German Edition)
Anblick weiten sich seine Augen, und auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus.
»Hübsches Top«, sagt er und küsst mich.
»Gefällt es dir? Zwanzig Dollar, von Loehmann’s .«
»Gefällt mir. Wo sollen wir essen? Im Claridge oder im Ivy ?«
»Bist du verrückt? Komm mit, ich lade dich ein.«
Wir sitzen in meinem allerliebsten Lieblingsrestaurant, dem Number One Thai nahe der Ladbroke Grove. Unter dem Tisch berühren sich unsere Beine. Ich erzähle James, wo ich in New York überall war. Das mit den Brillant-Zähnen glaubt er mir tatsächlich nicht. Schließlich sagt er: »Beim nächsten Mal komme ich mit.«
Als ich von der Toilette zurückkehre, schnappt James sich meine Hand und zieht mich zu sich herunter. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich auf den Mund. Ich liebe ihn unendlich.
»Und was war mit diesem Paul?«, fragt er, als ich ihm wieder gegenübersitze.
»Mit Pauly?«
»Ja. Hat er was versucht? Ach, das brauch ich eigentlich gar nicht zu fragen, natürlich hat er.«
»Natürlich nicht. Er hat eine italienische Freundin, die sehr schön und temperamentvoll ist.«
»Aber ihr hattet mal was miteinander, stimmt’s?«
»Nein, überhaupt nicht. Vor Jahren haben wir uns mal geküsst, aber weiter war nichts, kein Sex oder so.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Es war aber so. Okay, wir haben damals ein bisschen rumgemacht, aber das war völlig harmlos.«
»Trotzdem finde ich es nicht richtig, dass du bei ihm gewohnt hast.«
»Aber warum denn, er war doch gar nicht da.«
»Weil – ach, ich weiß auch nicht.«
»Es gibt nicht den geringsten Grund, eifersüchtig zu sein.«
»Ich bin nicht eifersüchtig, ich finde es lediglich seltsam. Bestimmt hat einer von euch Interesse am anderen.«
»Nein, James, vielleicht kannst du dir nicht vorstellen, mit einer Frau befreundet zu sein, ohne mit ihr zu schlafen, aber andere Männer können es durchaus. Also wirklich. Könntest du mir bitte noch mal Wein nachschenken?«
James füllt mein Glas auf.
»Da stimmt doch was nicht«, sagt er.
»James, ich habe dir alles über mich und Pauly erzählt. Ich war offen und ehrlich und habe von Erwachsenem zu Erwachsenem gesprochen. Weißt du denn nicht, wie unglaublich gern ich dich habe?«
Ich greife nach meinem Glas und lächele James an. Er sieht aus, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst.
»Was ist?«, frage ich. »Was hast du?«
James atmet tief durch.
»James, alles in Ordnung?«, frage ich besorgt, denn mit einem Mal sieht er aus, als wäre ihm übel.
Er nickt.
»Seit wir uns begegnet sind …«, beginnt er schließlich. »Seit diesem ersten Abend habe ich das Gefühl, dass an dir etwas ganz Besonderes ist.«
Hat er etwa vor, mir einen Heiratsantrag zu machen?
»Ich habe versucht, Distanz zu wahren, aber wenn ich nicht bei dir bin, fehlst du mir.«
O mein Gott, er will mich heiraten.
»Wenn wir nicht zusammen sind, möchte ich dich anrufen.«
ER WIRD MIR EINEN HEIRATSANTRAG MACHEN!
»Aber es gibt da ein Problem.«
Er wird mich nicht bitten, ihn zu heiraten.
»Was für eins?«, frage ich. »Ist es etwas Gesundheitliches?« O Gott, vielleicht leidet er an einer tödlichen Krankheit.
Hilflos sieht er mich an. Ich nehme seine Hand. Sein Blick wirkt gequält.
»Sag es mir«, bitte ich. »Du kannst mir alles sagen, alles, ganz egal, was es ist.«
Jetzt sieht er aus, als müsste er ein schreckliches Geheimnis offenbaren. Vielleicht ist er doch verheiratet. Scheiße, Pauly hatte recht, James hat eine Ehefrau. Oder AIDS. Im Moment weiß ich nicht, was schlimmer wäre. Wenn er verheiratet ist, werden wir uns nie mehr wiedersehen. Aber vielleicht lebt er getrennt. Nein, er muss verheiratet sein, das würde die vielen Abwesenheiten und die wenigen Telefonate erklären. Hätte er dagegen AIDS, könnte er noch ein langes glückliches Leben führen, das ist heutzutage ja möglich. Wir würden überlegen, ob wir eigene Kinder bekommen oder lieber welche adoptieren sollen. Wir würden uns arrangieren, ohne große Schwierigkeiten.
»Bitte, James, sprich es aus.«
»Das Problem ist, dass du eigentlich nicht mein Typ bist, physisch meine ich.«
Mir. Fehlen. Die. Worte.
»Erinnerst du dich noch an neulich nachts, als ich eingeschlafen bin?«
Nein. Doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Wir hatten zu viel Pasta gegessen und zu viel Rotwein getrunken. Gegen Mitternacht fiel James wie ein Stein ins Bett und war sofort weg.
»Ja, ich erinnere mich.«
»Selbst wenn ich müde
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