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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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auszusehen.
    Es sind anstrengende Tage, aber ich amüsiere mich bestens und kann es doch kaum erwarten, zurückzufliegen und James wiederzusehen. In einer SMS habe ich ihm geschrieben, dass ein Mann im Madison Square Park einem Hyazinth-Ara ein Glas Eistee mit Limonade angeboten hat und dieses Getränk hier Arnold Palmer genannt wird. Er schrieb zurück: »Wenn du wieder da bist, biete ich dir meinen Arnold Palmer an.« Ich kicherte wie ein kleines Kind. Als ich eines Morgens um zwei Uhr betrunken in Paulys Wohnung komme, maile ich James ein Foto von der Brooklyn Bridge und ihren Lichterketten, die sich im East River spiegeln. Er mailt mir ein Foto von seinen Füßen, die auf dem Couchtisch in seinem Wohnzimmer liegen. Im Hintergrund ist ein Stück vom eingeschalteten Fernseher zu sehen, im Vordergrund kann ich eine Fertigmahlzeit von Sainsbury’s erkennen.
    Am letzten Abend lade ich Pauly zum Dank für die Unterkunft ins Corner Bistro ein. Eigentlich wollte ich ihn in ein elegantes Restaurant ausführen, aber er besteht darauf, einen Hamburger zu essen. Ich habe nichts dagegen, denn in ganz London gibt es keinen Hamburger, der dem des Bistros das Wasser reichen kann.
    Beim Essen erzähle ich Pauly in groben Zügen, wie es mit mir und James läuft, dass er gern ausweicht und sich nicht einmal festlegt, wenn es um unsere nächste Verabredung geht.
    »Wie alt ist der Typ? Hast du nicht gesagt, er sei schon älter?«
    »Er ist fünfundvierzig, also steinalt. Glaubst du denn, sein Verhalten könnte irgendwie generationsbedingt sein?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Pauly sieht mich mitleidig an. »Nein, Schätzchen, ich glaube nicht, dass es daran liegt.«
    »Woran dann?« Mit einem mulmigen Gefühl lege ich meinen Burger ab.
    »Er ist Mitte vierzig, attraktiv und reich.«
    »Ja, und?«
    »Und seine Freunde kennst du auch noch nicht.«
    »Aber dafür kennt er zwei von meinen.«
    »Was nicht dasselbe ist. Hast du nicht gesagt, dass er oft verreist?«
    »Doch, er macht überall Geschäfte, in Asien und Europa, besucht Fabriken, trifft sich mit Investoren und so. Warum?«
    »Also ist er regelmäßig unterwegs.«
    Im Geist zähle ich nach, wie oft James verreist war, seit wir uns kennen. Sechs Mal, wenn mich nicht alles täuscht.
    »Jetzt sag doch endlich, was du denkst«, dränge ich. »Du machst mich noch ganz kribbelig.«
    »Ich sag es nicht gern, Sophie, aber ich glaube, der Typ ist verheiratet.«
    Erleichtert lache ich auf. »Ist er nicht. Definitiv nicht. Immerhin bleibt er über’s Wochenende bei mir, geht manchmal erst am Montag. So was würde eine Ehefrau doch stutzig machen, oder etwa nicht?«
    »Warum denn? Vielleicht sagt er ihr auch, er wäre verreist.«
    »Nein, sein Handy bleibt immer eingeschaltet, sie könnte ihn ohne Weiteres anrufen, und zwar jederzeit.« Plötzlich durchzuckt mich ein Gedanke. Habe ich James’ Handy jemals läuten gehört? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber vielleicht stellt er es ja immer auf stumm.
    »Er wird zwei Handys haben, wie alle Betrüger.« Pauly angelt sich ein paar Fritten von meinem Teller. »Glaub mir, er hat eine Ehefrau.«
    »Nein, völlig ausgeschlossen, ich war doch in seinem Haus. Da gibt es nicht die Spur einer Ehefrau.«
    »Gut, dann ist er nicht verheiratet, aber wenn du mich fragst, gibt es eine andere Frau, oder mehrere.«
    Jetzt reicht es mir aber. Ich habe Pauly wirklich gern, aber seine Spekulationen möchte ich nicht hören. Was weiß denn jemand, dessen längste Beziehung dreieinhalb Monate gedauert hat und der behauptet, Mondlandungen habe es nie gegeben?
    »Nein, Pauly, James hat vielleicht eine kleine Phobie, die es ihm schwer macht, sich auf jemanden einzulassen, aber das ist auch schon alles.«
    »Das sehe ich leider anders. Irgendetwas ist da im Busch, aber wenn dir seine Brosamen reichen, dann mach ruhig weiter, auch wenn ich finde, dass das überhaupt nicht zu dir passt.«
    »Lass uns über was anderes reden«, bitte ich. »Weißt du schon, was du zum Nachtisch nimmst?«
    Am nächsten Abend, als ich auf dem Weg zum Flughafen bin, denke ich über Paulys Worte nach. Das mit den »Brosamen« stößt mir noch immer übel auf, aber tatsächlich verlange ich sehr wenig von James. Vielleicht sollte ich das bei unserem nächsten Treffen erwähnen.
    Doch als ich ins Flugzeug steige, erhalte ich eine SMS von James. »Hole dich morgen um neunzehn Uhr ab. Du darfst das Restaurant aussuchen.« Kann man sich da noch beklagen?

Ich öffne James die Tür. Bei meinem

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