Süße Teilchen: Roman (German Edition)
ich hinter schönen Frauen her, eine dümmer als die andere, aber jetzt – mein lieber Mann! Ich hab noch nie mit einer Frau so viel gelacht.«
Das ist eigentlich sehr traurig, fährt es mir durch den Kopf, doch da beugt James sich zu Specht vor. »Und woher weißt du, dass sie dich nicht eines Tages langweilt? Sie mag ja lustig sein, aber ist sie nicht auch ein wenig – unscheinbar?«
Julia und unscheinbar? Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen und kann nicht fassen, dass sie in meiner Anwesenheit überhaupt über sie reden. Ich stehe auf.
»Wohin gehst du?«, fragt James.
»An die Bar. Ich hole mir ein Glas Wasser.« Außerdem will ich euch beiden nicht mehr zuhören.
»Setz dich, Sophie. Specht, hol ihr das Wasser.« Specht drückt meine Schulter und geht an die Bar.
»Specht wird bald wieder Vater«, erklärt James. »Hatte ich dir das schon erzählt?«
»Zum sechsten Mal, du lieber Himmel.« Ich kann es kaum glauben, Julia ist schließlich nicht mehr die Jüngste.
»Sein Sperma ist legendär. Jeder Schuss ein Treffer.« James schaut zu seinem Freund an der Bar hinüber.
»Ich glaube, du hast einen Schuss«, entgegne ich und denke an den »Nimmersatt«.
James dreht sich um und sieht mich verständnislos an. Julia kehrt zurück und setzt sich.
»Ich habe gehört, dass du beruflich Nachspeisen machst«, sagt sie zu mir und lächelt mich warmherzig an.
»Sie ist die Königin der Nachspeisen«, verkündet James stolz.
»Klingt nach einem beneidenswerten Job. Was genau machst du denn da?«
»Ich leiste Schwerstarbeit. Sechs Stunden am Tag muss ich Pudding essen.«
»Ich liebe Pudding.« Julia tätschelt ihr winziges Bäuchlein.
»Ich auch«, sagt James. »Sophie füttert mich immerzu damit, wahrscheinlich will sie, dass ich frühzeitig einem Herzinfarkt erliege.«
»Stimmt«, bekenne ich. »Ich füttere die Leute zu Tode. Nennt mich ruhig pervers.«
»Wann ist es bei euch denn so weit?«, fragt James und deutet auf die kleine Wölbung von Julias Bauch.
»Was denn?«, fragt sie erstaunt. Vielleicht ist sie nicht einmal im dritten Monat und wollte nicht, dass Specht James schon etwas davon erzählt.
Dann erfasse ich den Fauxpas. Bei James dauert es ein wenig länger. Für einen Moment wirkt er entsetzt. Ich bin gespannt, ob er es schafft, sich da wieder herauszuwinden. Aber warum hat er auch einen Freund, der ein Schwein ist?
»Ich glaube, wir sollten uns langsam auf den Weg machen«, springe ich eilig ein, aber mein Gesicht brennt vor Verlegenheit. »Nicht, dass wir im Restaurant keinen Tisch mehr bekommen.«
»Gary hat den Tisch reservieren lassen«, sagt Julia, trinkt einen Schluck Champagner und sieht James an. Langsam scheint ihr zu dämmern, worum es geht. »Entschuldigt mich einen Moment.« Sie stellt ihr halbvolles Glas ab, steht auf und geht zu Specht, der immer noch an der Bar steht.
James schaut mich bedrückt an.
Ich schüttele nur den Kopf. Hinter ihm sehe ich Specht und Julia, die aufgebracht aufeinander einreden. Specht sieht aus, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Gleich darauf wendet Julia sich ab und verlässt entschlossenen Schritts die Bar. Zehn Sekunden später stürzt Specht ihr hinterher.
»Sieht aus, als bräuchten wir nur noch einen Zweiertisch«, sage ich. Ich glaube, von uns vieren bin ich am wenigsten schockiert, aber schockiert bin ich doch.
»Gott«, murmelt James. »Das ist heftig. Sogar für Specht.«
»Dein Freund ist ein Arschloch«, erkläre ich. »Wie kann ein Mann mit seinem lächerlichen Aussehen es wagen, eine Frau wie Julia dermaßen beschissen zu behandeln? Glaubt er denn, sein Geld wäre ein Freifahrtschein? Wen hat er denn diesmal geschwängert? Wieder seine Sekretärin? Der Typ ist wirklich ein Stück Dreck.«
»Bitte, sprich nicht so über ihn.«
»Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
»Jede Geschichte hat zwei Seiten.«
»Diese hat mindestens drei und keine von ihnen lässt deinen Freund auch nur im Entferntesten gut aussehen.«
James wirkt bekümmert. Weil er das Geheimnis seines Freundes ausgeplaudert hat? Weil sein Freund heute Nacht nicht rangelassen werden wird? Oder weil ich Specht niedergemacht habe? Wahrscheinlich Letzteres.
»Komm, Baby«, sagt er. »Ich weiß, wo Specht den Tisch reserviert hat.«
Wie es scheint, wollte Specht seine Freundin mit der Wahl des Restaurants tief beeindrucken, denn er hat einen Tisch in einem piekfeinen Sterne-Restaurant in Covent Garden bestellt. Beim Betreten des Restaurants streiten James
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