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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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und ich darüber, wer von uns beiden ein Backgammonspiel unter Wasser gewinnen würde. James glaubt, er würde es sein, weil er länger den Atem anhalten könnte, ich bin der Meinung, dass ich gewinnen würde, denn ich spiele schneller und besser als er. Gleich darauf wird mir bewusst, dass wir die einzigen munteren Gäste sind.
    Die anderen sitzen da, als wären sie an Jom Kippur in der Synagoge, selbst wenn es hier was zu essen gibt, allerdings nicht sehr viel. Auf den Tellern erkenne ich nur Winzigkeiten, umgeben von Schaum und ein, zwei Klecksen Jus. Da James und ich laut gesprochen haben, begegnen wir pikierten Mienen. Ich frage mich, was ich hier zu suchen habe? Warum soll ich fünfundachtzig Pfund für zwei Bissen Ente und Rhabarberschaum ausgeben, den Wein noch nicht mitgerechnet?
    »Hätte ich doch nur mehr Erdnüsse gegessen«, flüstere ich. James nickt widerwillig und sagt dem Oberkellner, auf welchen Namen der Tisch reserviert worden ist.
    »Das ist ein Tisch für vier Personen«, erwidert der Mann. »Ich nehme an, Sie möchten noch auf die anderen Gäste warten.«
    »Wir sind leider nur zu zweit«, erklärt James höflich.
    »Das kann nicht sein, die Reservierung lautet auf vier Personen, und bisher haben wir keine telefonische Absage erhalten.«
    »Das tut mir leid, aber es handelt sich um eine Änderung in letzter Minute.«
    »Nun, wir sagen vorher immer sehr deutlich, dass wir nur telefonische Absagen akzeptieren.«
    James lässt seinen Blick schweifen. Fünf Tische sind noch frei. »Soll ich Sie jetzt anrufen und Bescheid sagen?« Er zieht sein Handy hervor und lächelt freundlich.
    Der Oberkellner seufzt. »Folgen Sie mir bitte.«
    Er führt uns an einen Tisch und wir setzen uns. Ich habe den Champagner vorhin auf leeren Magen getrunken und bitte um ein Glas Leitungswasser.
    »Ein stilles Wasser, Madam? Oder eins mit Kohlensäure?«
    »Nein, ein einfaches Leitungswasser«, wiederhole ich und werde rot.
    Zehn Minuten später bringt ein Kellner uns zwei Speisekarten. »Könnte ich bitte mein Wasser bekommen?«, frage ich. Er nickt und verschwindet.
    Wegen des Wassers werde ich langsam ungeduldig, aber ich schlage die Speisekarte auf.
    »Ich komme um vor Hunger«, sage ich und studiere die überteuerten, überkandidelten Gerichte, von denen mich keines anspricht. Hechtsuppe mit einem Hauch Meerfenchel; Risotto mit Schweinefilet, Cannellini-Bohnen, Vanilleschote und vielfarbigen Tomaten; Mousse aus Sauerkirschen mit Crottin de Chavignol aus dem Maison de Fromage. Plötzlich möchte ich nichts lieber als einen Big Mac mit Industriekäse aus dem Maison de McDonalds.
    James wird unruhig und streicht mit einem Ringfinger über seine rechte Augenbraue. Das bedeutet, dass er leicht gereizt ist.
    Der Kellner kehrt mit einem Körbchen zurück, in dem sich fünf hochinteressant aussehende Brotscheiben befinden. »Brot?«, fragt er.
    »Wow«, sage ich. »Was ist das für welches?«
    »Walnuss, Rosine, Sauerteig, Kartoffel und Rosmarin, sonnengereifte Tomaten. Es sind Brioches«, setzt er hinzu, als sei ich zu dämlich, um das zu erkennen.
    Mit einer glänzenden Zange lässt er eine Brioche auf meinen Teller gleiten.
    »Könnten wir dazu Butter bekommen? Und dann hätte ich gern noch mein Wasser.« Zu spät, der Kellner ist schon wieder fort. Ich sehe James mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er reibt sich das Kinn und bedeckt seinen Mund mit der Hand.
    »Hm, das Brot ist gut. Wie läuft es eigentlich mit deinem neuen Geschäft?«, frage ich.
    »Gut. Die Bonders haben auf vierzig Prozent erhöht. Das restliche Kapital kommt von Investmentfonds. Wir gehen noch in dieser Jahreshälfte auf den Markt.«
    »So bald schon? Da wirst du ja ziemlich viel zu tun haben. Ich brauche noch mehr Brot. Möchtest du auch noch welches?«
    James nickt entschieden.
    »Entschuldigen Sie«, sage ich, als der Kellner an uns vorbeirauscht. Er schaut mich nicht einmal an. »Entschuldigung!«
    Er schnaubt hörbar, dreht sich gequält um, nimmt an unserem Tisch Haltung an und ringt sich kurz ein Lächeln ab.
    »Könnten wir bitte noch etwas Brot bekommen?«
    »Das müssen wir berechnen«, antwortet er mit einem kleinen feinen Lächeln. Wahrscheinlich hat er einen Witz gemacht. James scheint da anderer Ansicht zu sein.
    »Wie wäre es denn mit Folgendem?«, fragt James mit einem ebenso feinen kleinen Lächeln. »Sie zeigen uns jetzt, was Sie gelernt haben und holen uns ganz fix unsere Mäntel.«
    Der Kellner verzieht das Gesicht. Es ist eine

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