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Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Titel: Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Hollis
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ohrenbetäubend, der von den Rotorblättern erzeugte Wind zerzauste Michelle die Haare, obwohl sie ein ganzes Stück entfernt stand. Als sie versuchte, ihre Frisur wieder einigermaßen zu ordnen, geschah das Unglück. Die Rotoren standen still. Der plötzliche Ausfall des Druckes verursachte von See her eine Bö, erfasste die Haustür und schlug sie krachend zu. Michelle machte vor Schreck einen Satz nach vorn und – kam nicht vom Fleck. Sie wurde festgehalten. Ein Stück Stoff ihres Kleides war zwischen Tür und Türrahmen geraten.
    Sie versuchte, sich loszureißen. Vergeblich. Das Schloss war zugeschnappt. Da konnte sie ziehen, so viel sie wollte, sie saß in der Klemme.
    Verzweifelt stemmte sie sich gegen das Türblatt. Das half natürlich nicht. War sie denn heute vom Pech verfolgt?
    Den ganzen Morgen schon hatte sie diese Unruhe verspürt. Nun begann ihr Herz, wie wild zu rasen. Was sollte sie bloß tun? Dem Mann, der jetzt aus dem Hubschrauber stieg, zuwinken? Ihn um Hilfe bitten? Schließlich war er ein Gast, ein anspruchsvoller zumal und offenbar ein Mensch, der anderen keine Lässigkeiten durchgehen ließ, wie sie an der für Gaston so untypischen Präzisionslandung gesehen hatte. Missgeschicke anderer ärgerten ihn gewiss. Und sie konfrontierte ihn gleich zu Beginn seines Aufenthalts damit.
    Immer hektischer versuchte sie, den Stoff herauszuziehen, ging in die Knie und versuchte dann, sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Doch er löste sich auch auf diese Weise nicht. Nur mit roher Gewalt hätte sie sich vielleicht befreien können, um dann halb nackt dazustehen. Das war keine Lösung. Also ergab sie sich in ihr Schicksal und harrte dessen, was da käme.
    Mit dem Rücken zu ihr wartete Alessandro Castiglione auf dem sonnenverbrannten Rasenplatz auf sein Gepäck. Michelle wurde immer elender zumute. Ihre erniedrigende Situation schien kein Ende nehmen zu wollen, und ihr fiel nichts ein, was sie als Erklärung hätte vorbringen können. Jetzt drehte der Mann sich um. Unter den Arm einen Laptop geklemmt und mit der Aktentasche in der Hand, kam er geradewegs aufs Haus zu. Um den Rest seines Gepäcks sollten sich offenbar andere kümmern.
    Schon allein durch die Breite seiner Schultern, seine hochgewachsene schlanke Gestalt und seinen energischen Gang wirkte Castiglione längst nicht so alt, wie Michelle ihn sich vorgestellt hatte. Dass der von den Medien gefeierte erfolgreiche Geschäftsmann noch recht jung war, machte ihre Lage noch peinlicher. In Gedanken versunken, nahm er den verschlungenen Weg zum Haus, ohne den duftenden Kräutern, die ihn säumten, auch nur einen Blick zu schenken. Michelle konnte nie achtlos an ihnen vorbeigehen, ohne stehen zu bleiben, ihre Nase hineinzustecken und die Bienen zu beobachten.
    Je näher er kam, desto deutlicher wurde, dass Castiglione zu allem Übel tatsächlich auch noch gut aussah. Er hatte schwarzes lockiges Haar, dichte Brauen und dunkle, wahrscheinlich braune Augen. Michelle hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Stattdessen begann sie wieder, an ihrem eingeklemmten Kleid zu zerren.
    Vor Anstrengung und Angst brach sie in Schweiß aus. Wie ein Schmetterling, der nicht aufhörte, gegen die geschlossene Fensterscheibe zu flattern, kam sie sich vor.
    Inzwischen dämmerte ihr, warum Castiglione sich auf der Jacht von Mr Bartlett nicht wohlgefühlt hatte. Das Schiff war zur Erholung da. Der Kunsthändler sah aber so aus, als ob ihm sogar das Wort unbekannt wäre. Trotz der Hitze trug er einen hocheleganten hellen Anzug. Allerdings hatte er den obersten Knopf des Hemdes geöffnet und die maulbeerfarbene Krawatte in die Jacketttasche gesteckt. Denn dort schaute sie heraus.
    Michelle holte tief Luft. Es wurde höchste Zeit, den Gast zu begrüßen.
    „ Buongiorno, Signor Castiglione . Ich heiße Michelle Spicer und werde dafür sorgen, dass Ihnen der Aufenthalt auf ‚Jolie Fleur‘ gefällt.“
    Seine Miene verfinsterte sich. „Aber ich möchte nicht umsorgt werden. Deshalb bin ich hier. Auf der Jacht gab es zu viele dienstbare Geister, die ständig um mich herumschwirrten. So etwas stört mich.“
    Der dunkle weiche Klang seiner Stimme – er sprach fehlerfreies Englisch mit italienischem Akzent – fegte jeden Gedanken aus ihrem Kopf. Wie sollte sie ihm ihre Lage erklären?
    Ein paar Meter vor ihr entfernt blieb er stehen. Michelle versuchte zurückzuweichen und stieß mit den Absätzen gegen die geschlossene Tür. Es gab kein Entweichen. Verzagt schaute sie ihn

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