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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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vor dem Körper gefesselt und als man sie auf die Füße stellte, taumelte sie, da die Beine von der unbequemen Fahrt fast gefühllos waren.
    Es dämmerte. Wolken waren aufgezogen, ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt.
    Neben ihr stand der Karren, auf dem sie gereist war, um sie herum waren mehrere abenteuerlich anmutende Gestalten, und vor ihr erhob sich ein mit Gestrüpp überwucherter Hügel.
    Nur wenige Meilen nach Lewes hatten sie sie erwischt. Sophie war schon misstrauisch geworden, als mehrere Männer neben ihr hergeritten waren. Zuerst hatte sie geargwöhnt, dass sie von Edward kamen, aber dann hatte sie in einem von ihnen einen der Schmuggler erkannt, den sie schon bei Marian Manor beobachtet hatte. Als sie Rosalind die Sporen geben wollte, hatten die Männer sie vom Weg abgedrängt und vom Pferd gerissen, obwohl sie sich mit Händen und Füßen gewehrt und lauthals geschrien hatte. Und dann hatten sie ihr ein Messer an den Hals gesetzt, sie gefesselt und auf eben diesen Wagen verfrachtet. Als sie Fragen gestellt und aufbegehrt hatte, hatte einer von ihnen eine Pistole an ihren Kopf gehalten.
    Vermutlich steckte Jonathan Hendricks dahinter. Sophie war enttäuscht und wütend.
    Sie hatte ihm und Melinda den Hals gerettet, und er dankte es ihr auf diese Weise.
    Einer der Männer gab ihr einen ungeduldigen Stoß, und sie wäre fast gefallen.
    »Vorsichtig. Ihr habt hier eine Dame vor euch.«
    Sophie horchte beim Klang dieser Stimme auf, dann wirbelte sie herum. Denn wer knapp hinter ihr stand, war niemand anderer als Tante Elisabeths Whistpartner, angesehener Eastbourner Bürger und regelmäßiger Gast bei Jonathan Hendricks zweifelhaften Veranstaltungen. Nicht zu vergessen: Friedensrichter!
    »Sir Winston? Sie sind hier? Aber weshalb haben Sie mich …?« Sophie unterbrach sich verwirrt. Aber einen Augenblick später traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Sir Winston – in Jonathan Hendricks Nähe und überall dort, wo sich auch die Schmuggler aufhielten. Im Obstgarten, in Marian Manor. »Sie arbeiten also für Captain Hendricks«, sagte sie langsam. »Erpresst er Sie ebenfalls?« Es konnte nicht anders sein.
    »Erpressen? Mich? Jonathan Hendricks arbeitet für mich. Er weiß es nur nicht.« Ein unschönes Lachen folgte diesen Worten.
    Sophies Verstand weigerte sich einige Minuten lang, das Offensichtliche zu glauben.
    Es konnte nicht sein. Es war absurd. Sir Winston konnte nicht jener geheimnisvolle, gefährliche Anführer sein, mit dem der Captain Henry bedroht hatte. Nicht derjenige, der Befehl geben würde, ihn zu töten. Oder sie ermorden zu lassen.
    Der feiste Mann grinste. »Es war nicht ganz leicht, das alles einzufädeln, aber dieser Londoner Büttel hat mir besser in die Hände gespielt als zu hoffen gewesen war. Ich wollte mit ihm und dem anonymen Schreiben an Mayfield nur Druck auf Harrington machen, aber dass du mir so leicht in die Hände fällst, hätte ich nicht gedacht. Tja, und nun bist du also mein Gast. Ironie des Schicksals, nicht wahr? Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte ich noch fünfzig Pfund für dich geboten. Und jetzt bekomme ich dich ganz umsonst. Und noch dazu so einfach.« Er maß sie von oben bis unten. »Hat dir dein Mann nicht verboten, allein in der Gegend herumzureiten? Das hätte er tun sollen.
    Wir haben nur auf einen günstigen Moment gewartet, dich einzufangen.«
    »Was wollen Sie denn von mir? Was bezwecken Sie damit?« Sophies Herz klopfte hart, ihre Hände und Beine zitterten. Wenn Sir Winston wirklich jener skrupellose Anführer war, von dem Jonathan gesprochen hatte, dann konnte nicht einmal dieser ihr helfen. In ihrem Magen bildete sich ein Klumpen aus Angst. Mehr noch: Todesangst und das Gefühl, völlig schutzlos und ausgeliefert zu sein.
    »Wenn du vernünftig bist und mitspielst? Gar nichts. Dann darfst du gehen und niemand wird dir auch nur ein Härchen krümmen. Aber sprechen wir drinnen weiter.
    Es gehört sich nicht, eine Dame im Freien stehen zu lassen.« Winston winkte einem seiner Männer. »Verbindet ihr die Augen.«
    Ein heruntergekommenes Subjekt näherte sich Sophie. Sie trat einen Schritt zurück.
    »Damit werden Sie nicht durchkommen.« Nur nicht zeigen, wie sehr sie sich fürchtete.
    »Damit bin ich schon durchgekommen. Und dir würde ich raten, dich zu benehmen.
    Ich bin nicht dein Mann. Ich lasse dir nichts durchgehen.«
    Man legte ihr ein Tuch um die Augen, wohl eher einen Lappen, dessen Gestank ihren ohnehin schon sensiblen Magen

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