Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
Vom Netzwerk:
passiert, dass sie überhaupt nackt geworden war? Hatte sie sich selbst ausgezogen? Hatte Captain Hendricks sie ausgezogen? Und warum war Lord Edward ihr nachgeritten? Ob er sie wirklich nur beobachtet hatte und retten wollte? Wäre sie hinabgestürzt? Sophie hatte sekundenlang den Ausdruck im Gesicht der Frau gesehen, als sie gerannt war. Sie hatte geglaubt, dass sie aus Angst lief, aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, dann hatte ihre Miene keine Furcht gezeigt. Nur eine Art … verzweifelter Sehnsucht. Sophies Herz krampfte sich plötzlich vor Mitleid zusammen. Die Frau wäre gesprungen. Aber weshalb nur?
    Was war so Schreckliches passiert, das sie in diesem Moment in den Abgrund getrieben hätte?
    Und was hatte die Frau gesagt? War es nicht eine Warnung gewesen? »Sie sind ein süßer Junge, aber Sie haben ja keine Ahnung …« Dann waren sie von der Ankunft von Jonathan Hendricks unterbrochen worden.
    Sophie grübelte, blinzelte durch die Blätter. Die Schwarzhaarige kannte Lord Edward sehr gut. Soviel war klar. Sophie gähnte. Hier war es so friedlich. Die Sonne schien warm herab, die Bienen summten. Sie versuchte sich wieder auf dieses Rätsel zu konzentrieren, aber die Augen fielen ihr zu.
    Sie war wohl ein wenig eingenickt, als eine harsche Stimme sie aus ihren Träumen riss.
    »Sind Sie sicher, dass wir hier unbeobachtet sind?«
    »Völlig. Hier ist niemals jemand.«
    Das war ihr Vetter Henry. Sophie setzte sich auf und sah sich um, konnte jedoch nicht entdecken, wo Henry stand. Sie wollte ihn rufen, ihn auf sich aufmerksam machen, als sie die Stimme des zweiten Mannes erkannte. Es war Captain Hendricks.
    »Was für eine Dummheit, mich hierher zu bestellen wie einen Laufburschen. Lassen Sie sich das nicht mehr einfallen.«
    »Aber ich musste Sie sprechen. Ich …«
    »Was? Stottern Sie nicht herum, Mann.«
    Captain Hendricks sprach drohend, während Henry leise, hastig, gepresst redete.
    Instinktiv beschloss Sophie, sich möglichst ruhig zu verhalten. Die beiden Männer wähnten sich ungestört – sich jetzt noch zu melden, wäre nicht nur peinlich, sondern würde sie auch um die Möglichkeit bringen, mehr zu erfahren. Ein dunkles Gefühl sagte ihr, dass das Gespräch unter Umständen aufschlussreich werden konnte. Henry hatte bisher nicht den Eindruck gemacht, als zählte er zum engeren Bekanntenkreis von Jonathan Hendricks. Und Hendricks hatte nicht zuletzt wegen des Vorfalls auf den Klippen Sophies Interesse geweckt.
    »Ich mache nicht mehr mit. Ich will nicht mehr.« Henrys Stimme klang ein wenig schrill.
    »Sie wollen aussteigen?« Hendricks lachte spöttisch. »Nur Tote verlassen die Bande, merken Sie sich das.«
    Sophie hielt den Atem an. Bande? Was hatte Henry mit Leuten zu schaffen, die andere offenbar unter Todesdrohungen zwangen, bei irgendwelchen Tätigkeiten mitzumachen?
    Sie blieb ganz still, atmete kaum, und wunderte sich, wie unvorsichtig diese beiden Männer waren, sich nicht davon zu überzeugen, ob sie tatsächlich allein waren. Aber das war wohl typisch für Henry. Sie mochte ihren Vetter, hielt jedoch nicht allzu viel von seinen Geistesgaben.
    Das Gras hinter der kleinen Mauer, die den Obstgarten vom Feld abgrenzte, raschelte.
    Sophie zog sich lautlos tiefer in den Schatten des Baumes zurück, kroch von dort leise auf allen vieren etwas ins Dickicht neben der Mauer und zog die Decke und den Korb mit sich. Wenn jetzt jemand herüberblickte, würde er nur noch – weitaus unauffälliger – das zusammengetretene Gras sehen.
    »Es bleibt dabei. Heute Nacht«, hörte sie Hendricks sagen. »Beim üblichen Treffpunkt. Und seien Sie pünktlich.«
    »Bin ich doch immer«, maulte Henry kleinlaut.
    »Wenn etwas schiefgeht, dann sind Sie der Erste, der es büßen muss«, erwiderte Hendricks scharf. »Und sorgen Sie dafür, dass Ihre vorwitzige Base nicht mehr bei Marian Manor herumschnüffelt. Sonst kommt sie noch dahinter, was dort vor sich geht. Der Anführer macht nicht viel Federlesens in solchen Fällen.«
    »Soll … das heißen, er würde Sophie etwas antun?« Henry klang erstickt.
    Hendricks lachte spöttisch. »Der Anführer? Der würde vermutlich sogar Ihnen den Auftrag dazu geben, und Sie würden es tun, um sich nicht selbst mit dem Gesicht nach unten in der Brandung wiederzufinden. Er hat die unangenehme Eigenschaft immer dann aufzutauchen, wenn man es am wenigsten vermutet. Und er hat viele Männer unter den Schmugglern, die treuer zu ihm halten als Sie.«
    Schmuggler?
Sophie

Weitere Kostenlose Bücher