Sueße Versuchung
starrte ins Dunkel, wischte sich über die Augen, aber das Bild blieb. Ihr nackter Körper, rot von ihrem Blut, die schöne Brust von der Kugel zerrissen. Er schüttelte den Kopf, um den Anblick aus seinem Gehirn zu bekommen. Dabei hatte er sie in Wirklichkeit noch nicht einmal nackt gesehen.
Er wischte sich über die Stirn und bemerkte, dass er am ganzen Körper schweißnass war. Er erhob sich, ging hinüber zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Es dämmerte bereits. Das machte immer alles leichter. Am schlimmsten waren die Stunden, wenn er mitten in der Nacht aufwachte und erst nach einer Kerze tasten musste, damit der Schein die Ängste und die Träume vertrieb. Er öffnete das Fenster, die kühle Morgenluft drang herein, erfasste ihn und ließ ihn frösteln.
Müde ging er zum Waschtisch hinüber, goss Wasser in die Schüssel und wusch sich mit einem Lappen den Schweiß vom Körper. Dabei hatte der Traum nicht schlecht angefangen. Er lächelte unwillkürlich, als er sich an Sophie erinnerte. Ob sie wirklich so aussah? Nackt hatte er sie ja niemals gesehen, auch wenn er schon sehr viel von ihr ertastet und in der Hand gehabt hatte. Ob ihre Brustspitzen wirklich dunkel waren?
Das Vlies zwischen ihren Beinen fast schwarz, obwohl ihr Haar hellbraun war?
Er schloss die Augen und atmete tief durch. Der Wunsch, es herauszufinden, war überwältigend und sogar stark genug, um den Schluss des Traumes verblassen zu lassen. Seine Männlichkeit schwoll an, und er fragte sich, ob der Schweiß wirklich allein von der Angst im Traum gekommen war oder von dem leidenschaftlichen Beginn. Seine Vorstellung von Sophie war so lebhaft, so lebendig. Und es war nicht das erste Mal gewesen, dass er sie im Traum so vor sich gesehen hatte. Allerdings waren seine Träume bisher niemals so weit gediehen. In früheren Szenen war sie nur nackt gewesen. Er hatte sie im Arm gehalten, seine Finger über die weiche Haut wandern lassen.
Nein, Schluss, so hatte das keinen Sinn. Edward hielt den Kopf über die Waschschüssel und goss sich den Rest des kalten Wassers über den Kopf. Vielleicht sollte er das Wasser auch noch über andere Körperteile schütten? Mit Erleichterung bemerkte er, dass er schon wieder über sich selbst grinsen konnte. Jetzt war der Traum endgültig vorbei.
Er griff nach seinem Morgenmantel, zog ihn über und sah dabei zu der Verbindungstür. Dahinter befand sich ein weiteres Schlafzimmer, jenes, das der Hausherrin vorbehalten war. Der zukünftigen Hausherrin in seinem Fall. Als er sich nach dem Krieg in das ruhige Eastbourne zurückgezogen hatte, um schlechte Erinnerungen hinter sich zu lassen, hatte er das Haus von einer Familie gekauft, die sich in Brighton ansiedeln wollte, um näher beim Prinzregenten zu sein, und dieses Domizil daher aufgegeben hatte.
Er ging zur Tür und öffnete sie. Der Raum wurde nicht benutzt. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und das erste Licht des Morgens tauchte alles in ein sanftes Grau.
Tücher waren über das Bett, das kleine Sofa und den Lehnsessel gebreitet, damit nichts verstaubte. Der Boden war aber sauber, und auf dem Tischchen und der Kommode war kein Staubkörnchen zu sehen. Mrs. Drarey war eine hervorragende Haushälterin, die es nicht einmal unbenutzten Räumen erlaubte, Staub anzusetzen.
Edward schlenderte durch das Zimmer. Er war nur einmal hier drinnen gewesen, als er das Haus gekauft und einen Rundgang gemacht hatte. Solange er keine Ehefrau hatte, war dieses Zimmer nicht interessant. Jetzt jedoch war zum ersten Mal in ihm der Wunsch entstanden, hier eine Frau zu sehen, zu wissen, dass sie in seiner Nähe war.
Ihren Geruch zu spüren, wenn er eintrat, ihre Wärme zu fühlen. Er ließ sich in den Lehnsessel fallen, legte die Füße auf das Tischchen und sah sich nachdenklich um.
Eine Frau, die nicht nur dieses Zimmer erwärmte, sondern auch sein Bett. Die weich und lebendig war, die lachte, ihn anlächelte, ihn küsste. Keine Geliebte, die er am Morgen wieder verließ oder sie nach einigen Monaten gegen eine andere eintauschte, weil sie zu kapriziös wurde oder ihn langweilte, sondern eine Frau, die er Nacht für Nacht in sein Bett holte.
Sophie McIntosh bot tatsächlich so manchen Grund, genauer über sie nachzudenken.
Über sie und die Gefühle, die sie bei ihm auslöste. Und das nicht erst seit heute Nacht.
Edward hatte Sophie mit jedem Treffen bezaubernder, erheiternder, reizvoller gefunden, aber die Erkenntnis, dass er weitaus mehr in ihr sah als ein
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