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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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toll.«
    »Aber nicht alles?«
    Holly zog die Knie an und schlang ihre Arme darum. »Trace und Lorraine fanden es echt cool.« Sie stützte ihr Kinn auf die Knie und schaute mich mit ihren leuchtend grünen Augen enttäuscht an. Anklagend hielt sie mir ihr Handgelenk hin. »Aber es hat wehgetan. Es sollte doch nicht wehtun, oder? Trace und Lor hat’s nicht wehgetan.«
    Ein lautes Krachen aus der Küche unterbrach unser Gespräch, und Holly zuckte zusammen. In der eintretenden Stille drangen zornige Stimmen zu uns herein.
    Ich ergriff ihre Hand und schaute mir ihr Handgelenk an. Zwei saubere kleine Löcher, in gut einem Zentimeter Abstand, schon halb verheilt. »Der Vampir hat sie hypnotisiert, sodass sie glaubten, es würde nicht wehtun. Bei dir klappt das nicht, weil du Faeling bist.«
    Sie runzelte die Stirn. »Er sagte, es liegt daran, weil er noch nicht lange Vampir ist.« Sie entzog mir ihre Hand und zupfte einen Fussel von ihrem Rock. »Er war nett, hat sofort aufgehört, als ich sagte, dass es wehtut. Aber« – ihre Augen füllten sich mit Tränen – »seitdem geht’s mir nicht so gut. Mir ist schwindlig, ich bin dauernd müde. Und ich hab Alpträume.«
    Abgesehen von den Alpträumen, klang das ganz nach einer Blutanämie infolge des Bisses – aber ein einziger Biss konnte daran nicht schuld sein.
    »Du zeigst mir besser auch noch die anderen Bisse, Holly.«
    Sie starrte mich überrascht an, und ihr Kinn begann zu zittern. Dann schob sie ihren Kragen beiseite und zeigte mir zwei weitere Fangzahnlöcher, seitlich an ihrem Hals, am Übergang zur Schulter.
    »Und das ist alles, bloß zwei Bisse?«

    »Ja.« Aber sie schaute dabei zu Boden, daher wusste ich, dass sie mir noch etwas verheimlichte.
    »Holly, wenn ich Aggie sagen soll, dass alles in Ordnung ist, musst du mir alle Bisse zeigen.« Ich beugte mich vor und spähte in ihr gesenktes Gesicht. »Ich verrate ihr auch nicht, wo sie sind, in Ordnung?«
    In der Küche klang es mittlerweile, als hätte man dort eine Zwergenwerkstatt eingerichtet – ein Scheppern und Klappern und Krachen, dass es eine Freude war. Was machte Finn bloß? Wollte er das Bistro niederreißen?
    Holly wand sich ein wenig, doch dann knöpfte sie gehorsam ihre Bluse auf.
    Der Vampir hatte in ihre kleine Brust gebissen, direkt oberhalb der Spitzenbordüre ihres BHs. Das waren keine sauberen, behutsamen Bisse wie an ihrem Handgelenk. Sie hatte zwei Bisse auf ihrer linken Brust, bleiche, runzelige kleine Löcher, wo er eine ganze Weile gesaugt haben musste. Ihre rechte Brust sah schlimm aus: zentimeterlange Schürfwunden und Blutergüsse zogen sich über die zarte Schwellung … fast so als sei der Vampir gewaltsam von ihr weggerissen worden.
    In meinem Nacken begann es zu pochen, dort, wo ich selbst gebissen worden war. Ich achtete nicht darauf. Verfluchter Blutsauger . Aber alles, was ich sagte, war: »Autsch, das muss wehgetan haben.«
    Holly blickte an sich hinab. »Och, nur ein bisschen. Mir war so duselig, dass ich kaum noch was gespürt hab.«
    Nun, wenigstens sahen die Bisse wie einfache Bisse aus. Der Vampir hatte ihr Blut getrunken, sie aber nicht zu infizieren versucht. 3V – Vampir-Venenum-Virus-Infektion ist zwar schon seit einiger Zeit – seit etwa zwanzig Jahren – heilbar, aber das heißt nicht, dass sie ungefährlich ist. Und die Tatsache, dass 3V in diversen Fernsehsendungen als Gesundheitsbrunnen und Elixier ewiger Jugend angepriesen wurde, macht natürlich alles nur noch schlimmer.

    Auch im Internet versucht man 3V als ultimatives Heilmittel darzustellen – leider mit Erfolg. Mittlerweile sind viele Menschen so verblendet, dass sie die Wirklichkeit gar nicht mehr wahrhaben wollen, nämlich dass Menschen, die mit 3V infiziert sind – die sogenannten »menschlichen Partner« der Vampire, wie es im beschönigenden Jargon heißt, auch »Blutsklaven« oder »Vampirpinscher« genannt, weit davon entfernt sind, ein langes, gesundes Leben zu führen. Die meisten finden in einer der zahllosen Vampirkneipen in Sucker Town, der Stadt der Blutsauger, einen einsamen, elenden Tod.
    Diese Menschen sind nur auf eins scharf: auf die »Gabe«.
    Wir wissen aus der griechischen Mythologie, dass es Athene war, die die »Gabe« erstmals Asklepios, dem Gott der Heilkunst, verlieh. Sie brachte ihm das Blut der einzigen menschlichen Gorgone, Medusa, mit dessen magisch heilsamen Kräften es Asklepios nun sogar gelang, Tote zum Leben zu erwecken. Dies erregte, wie konnte es anders sein,

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