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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Kaffeemaschine auf den Tresen: eine empörte, sechzig Zentimeter große Mini-Nanny. »Und du, was machst denn du? Du sollst ihm den Hof machen, nicht verkehrt herum!«
    Nun, wenn ihr »Schatz« hübsch war und dem Teenageralter
einigermaßen entwachsen, dann hatte Finn sie sicher bereits auf dem Kieker. Und was das »ihm den Hof machen« betraf – Himmel noch mal, aber das Letzte, was Finn, dieser passionierte »Feenrich«, brauchte, war noch mehr Ermutigung.
    Aber davon einmal abgesehen: Ich hatte Recht gehabt. Meine Ahnungen bestätigten sich. Ich musterte sie fragend. »Das hier hast du alles meinetwegen gemacht, oder? Weißt du, ein simpler Anruf hätte auch genügt.«
    Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüften. »Ach, diese moderne Technik! Außerdem« – sie grinste selbstgefällig -, »du bist ja jetzt hiesig, also hier, nicht wahr?«
    Dem ließ sich nicht widersprechen. »Also, was gibt’s? Wo liegt das Problem?«
    Sie sprang mit sich bauschendem Schürzenkleid auf den Boden und streckte mir ihre kleine, knubbelige Hand entgegen. »Agatha Brown, hohe Herrin.«
    Ich nahm ihre Hand, und sofort machte sich ein vertrautes Gefühl der Geborgenheit und des Wohlbehagens in mir breit, als würde ich an einem kalten Wintertag vor einem warmen, bullernden Kachelofen sitzen. Ich ging vor ihr in die Hocke und spähte ihr ins Gesicht. »Kennen wir uns?«
    Ihr kleiner Kirschmund öffnete sich, und ein Seufzer entschlüpfte ihren Lippen. »Hauselfenmagie wirkt da, wo sie gebraucht wird, und man vergisst sie nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich selber war’s nicht, das muss eine von meinen Schwestern gewesen sein.«
    Sie legte ihre kleine Hand an meine Wange, und plötzlich stieg die alte Erinnerung wieder in mir auf. Ich war sechs Jahre alt, und unsere neue Nanny hatte sich wutschäumend vor mir aufgebaut.
    Wir lebten damals in einem alten Herrensitz, und dort gab es in der Küche noch eine dieser alten Eiskammern. Sie war in den Küchenboden eingelassen, die Wände bestanden aus dicken Steinquadern, darüber lag eine dicke, solide Holzklappe,
die sich von außen verriegeln ließ. Drinnen war es eiskalt und stockdunkel. Als ich zu schreien aufhörte, hörte ich es krabbeln und kratzen. Ich wünschte mir sehnlichst, dass jemand käme und mich herausholte, mein Vater oder einer von den anderen, aber die schliefen alle wie die Toten. Plötzlich schob sich eine kleine Hand in die meine, und ich fühlte mich zutiefst getröstet. Seitdem habe ich keine Angst mehr vor der Dunkelheit.
    Agatha schaute mich mit ihren großen braunen Augen mitfühlend an. Zornig schüttelte sie den Kopf und seufzte. Sie hatte meine Erinnerung sozusagen miterlebt.
    Ich stand rasch auf, um die Verbindung zwischen uns zu lösen.
    Die Nanny hatte irgendwann angefangen, mich jeden Tag in das Vorratsloch zu sperren, aber die warme kleine Hand war immer für mich da gewesen. Nach einiger Zeit war die Kinderfrau dann nachlässig geworden und vergaß, mich vor Einbruch der Dunkelheit wieder herauszulassen. Mein Vater fand mich, und wir sind dann noch in derselben Nacht umgezogen. Wir sind nie lange an einem Ort geblieben.
    Später wurde mir klar, dass er die Frau vermutlich umgebracht hatte.
    Aber er war schon immer ein praktischer Bastard gewesen, der sich darauf verstand, das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden.
    Ich lächelte Agatha freundlich an, obwohl ich ihr nun sozusagen verpflichtet war – was sie zweifellos beabsichtigt hatte, als sie meine Erinnerungen weckte. »Willst du mir nicht sagen, warum du mich hergerufen hast?«
    Ihre Stirn verzog sich zu Sorgenfalten. »Es ist mein Schatz, es geht ihr nicht gut …«
    Ein lautes Scheppern ließ uns verstummen. Agatha zischte durch die Schwingtüren, die zur Küche führten, und ich folgte ihr in einem mäßigeren Tempo. Finn und der Manager standen buchstäblich vor einem Scherbenhaufen.

    Kacke. Finn hatte offensichtlich versucht, einen Zauber zu knacken .
    »Mr. Andros, so etwas hatte ich nicht im Sinn, als ich Ihre Firma engagierte.« Der Manager stupste den Haufen zerbrochener Teller und Tassen mit seiner polierten schwarzen Schuhspitze an. »Ich hoffte auf eine rasche, problemlose Säuberung und nicht auf ein Schlachtfeld. Das ist es schließlich, was Ihre Firma verspricht, nicht wahr?« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »In einer knappen Stunde erwarte ich Gäste.«
    Finn warf Agatha einen bitterbösen Blick zu, doch die schnaubte nur und eilte dann zu einer Hintertür, die

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