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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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praktischen Sinne tot sind, vor Dunkelwerden zu öffnen.
    Nun, zumindest hoffte ich, dass sie das noch waren. Tot, meine ich.
    Ich hämmerte erneut an die Tür.
    Drinnen wurden mehrere Riegel zurückgeschoben, und die Tür ging langsam einen Spalt breit auf. Ich warf mich mit der Schulter dagegen und drängte mich ins stockfinstere Foyer.
    Mick stolperte ein paar Schritte rückwärts. »Was soll das, Genny? Ich wollte dich gerade reinlassen«, maulte er mürrisch.
    »Ach ja? Na, ich wollte ganz sicher sein.«
    Seine stoppelkurzen roten Haare standen in alle Richtungen ab, als wäre er gerade erst aufgestanden – was offenbar der Fall war, denn er trug lediglich eine grünseidene Unterhose und ein Paar flauschige Pantoffeln, die aussahen wie kleine, pelzige Fässchen.

    »Du scheinst nicht überrascht zu sein, mich zu sehen«, bemerkte ich. »Willst du gar nicht wissen, wieso ich hier bin?«
    »Fiona hat gesagt, dass du kommst.« Er schlang die Arme um seinen mageren Oberkörper; die Saugnäpfe an seinen Fingerspitzen pulsten rot. »Fiona irrt sich nie.«
    »Na, dann wollen wir Fiona nicht länger warten lassen.«
    Er drängte sich an mir vorbei zur Tür und verriegelte sie wieder. Dann sagte er: »Sie ist oben.«
    Ich folgte ihm durchs Pub. Seine blasse, sommersprossige Haut leuchtete in der Düsternis, und ich hatte das Gefühl, als würde da ein rothaariges Gespenst vor mir hergehen.
    Im grünen Seidenslip.
    Mit Plüschpantoffeln.
    Wir schlängelten uns zwischen dem Labyrinth aus hochgestellten Stühlen hindurch zur Treppe. Es roch nach abgestandenem Bier und Blut. Mein Magen protestierte.
    Aber vielleicht war ich auch einfach nur nervös.
    Am Fuß der Treppe angekommen, warf er mir einen mürrischen Blick über die Schulter zu, und ich fletschte strahlend meine Beißerchen.
    »Hab gestern deinen Liebsten gesehen«, sagte ich freundlich.
    »Ich weiß«, brummte Mick. Mit schlurfenden Schritten begann er die Treppe zu erklimmen, und ich heftete mich an seine plüschigen Fersen. »Er hat erwähnt, dass er dich im Blue Heart gesehen hat.«
    »Er hatte diese Blondine dabei; die zwei waren ein Herz und eine Seele. Wenn ich du wäre, würde ich diese Sache im Auge behalten.«
    »Das war geschäftlich.« Er bemühte sich zwar, möglichst gleichgültig zu sprechen, aber es war offensichtlich, dass ihn meine Bemerkung tief getroffen hatte.
    Shit. Jetzt kam ich mir vor wie die fiese Fee … Hey, das war ich ja auch. Aber Mick hatte es wohl verdient. Vielleicht. Ich
hatte nie rausfinden können, ob er seine Schwester damals absichtlich als Köder benutzt hatte oder ob er einfach nur total naiv gewesen war.
    Wir gingen an den halbkreisförmigen Sitzgruppen vorbei zum anderen Ende der Galerie. Es sah aus, als würde es dort nicht weitergehen, aber Mick hob den Arm und wedelte mit der Hand. Ein leises Klicken ertönte, und die Wand vor uns glitt lautlos beiseite.
    Dahinter erstreckte sich ein schmaler Gang, von dessen einer Seite vier Türen abgingen, massive, dicke Stahltüren. Vor der vierten Tür blieb Mick stehen und winkte erneut. Dann schaute er mich grimmig an. »Ich weiß, du hältst mich für einen Volltrottel, weil ich nach all dem immer noch mit Seamus zusammen bin. Vor allem nach der Sache mit Siobhan.« Er schob seine Unterlippe vor. »Manchmal macht er eben Dinge, mit denen ich nicht einverstanden bin. Aber wir lieben uns. Wenn du je geliebt hättest, dann wüsstest du, was ich meine.«
    Er hatte recht: Ich hielt ihn für einen Volltrottel, und ich verstand ihn nicht – aber ich war ja auch nicht verliebt. Ich zuckte gleichgültig die Schultern. Soll Liebe denn nicht glücklich machen? , hätte ich am liebsten gesagt, ließ es aber bleiben.
    Die Stahltür glitt mit einem leisen Knirschen beiseite.
    Ein Zimmer wie ein edwardianisches Damenboudoir erwartete uns. An der Decke klebten bemalte Stuckrosen, die Wände waren mit einem gestreiften, cremefarbenen Seidenstoff bespannt. Lange Samtvorhänge ließen auf hohe Fenster schließen, doch ich bezweifelte, dass etwas anderes dahinterlag als eine Wand. Eine Seite des Raums wurde von einem riesigen Marmorkamin dominiert, auf der anderen Seite führte eine Flügeltür in ein weiteres Zimmer, wahrscheinlich das Schlafzimmer.
    Da wusste jemand ein wenig Luxus zu schätzen.
    Inmitten dieser Pracht lag Fiona wie hingegossen auf einem
Diwan. Sie sah aus, als würde sie einem Maler Modell sitzen. Sie blickte mir aus riesigen, melancholischen grauen Augen entgegen, über denen

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