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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Dir in diesen unsicheren Zeiten meinen Schutz anbieten in der Hoffnung, Dein Vertrauen zu gewinnen. Lass Dir versichern, dass meine Absichten vollkommen ehrlich und ritterlich sind.
    Und um dies zu unterstreichen sende ich Dir ein weiteres Geschenk, mit dem ich, wie ich hoffe, Deine Gunst erringen werde.
    Hochachtungsvoll,
    Der Earl
    Mit klopfendem Herzen machte ich die kleinere der beiden Schachteln auf. Darin lag auf blauem Samt Tildys schwarze Opalkette. Mit zitternden Fingern holte ich sie heraus und betrachtete die Fünferreihe von Perlen. Ich schnupperte daran, aber sie roch nicht mehr nach Tildys Gardenienparfüm. Nur nach Blut, altem, beinahe bitterem Blut. Ich hielt die Kette einen Moment lang an mich gedrückt und blinzelte meine Tränen zurück. Keine Zeit zum Weinen.
    Die Uralte hatte mir versichert, sie würde sie gut aufbewahren – so hatte unsere Vereinbarung gelautet. Aber sie hatte mir nicht vertraut, hatte befürchtet, ihr Geld nicht zurückzubekommen, hatte nicht einmal mein Ehrenwort akzeptieren wollen, dass ich ihr die Raten pünktlich jeden Monatsanfang bezahlten
würde – was ich Trottel auch getan hatte. Ohne zu wissen, dass die alte Hexe den Schmuck längst an den Earl weiterverkauft hatte. Shit . Wusste der Earl jetzt auch das von meinem Vampirzauber? Hatte sie ihm erzählt, dass ich dafür die Perlenkette verpfändet hatte? Oder hatte sie einfach nur das Geld genommen und geschwiegen? Nun, diese heimtückische Alte würde ich mir vorknöpfen, das stand außer Frage.
    Sofern ich so lange überlebte.
    Ich machte die größere Schachtel auf und schluckte. Auf der blauen Samtpolsterung ruhte ein wunderschönes Fabergé-Ei. Es war nicht das Ei meines Vaters, das hatte keine Saphire … aber es bedeutete, dass der Earl wusste, wer mein Vater war – wer ich war -, und dass er nicht vorhatte, mich an meinen Prinzen auszuliefern, solange ich einwilligte und mich seinem Schutz unterstellte. Der Brief war eine Erpressung – mochte er noch so hübsch formuliert sein. Aber warum jetzt? Da er doch offenbar schon seit Jahren über mich Bescheid wusste?
    »Genny?« Hughs tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte ihn fast vergessen. »Ist das nicht deine Kette? Die, die du mir früher mal zur Aufbewahrung gegeben hast?«
    »Ja.« Ich holte tief Luft. »Und ich möchte sie dir wieder zur Aufbewahrung geben, Hugh.« Ich drehte mich um, riss den Kühlschrank auf und holte die Plastikbox hervor. Die Schmuckschatulle war zu groß, sie passte nicht in die Box, also nahm ich die Opalkette heraus, schlug sie behutsam in ein paar Küchentücher ein und legte sie zu der Seife. Dann mache ich den Deckel wieder fest zu. »Bitte, heb das für mich auf«, bat ich Hugh und reichte ihm die Box. »Und das hier am besten auch.« Ich deutete auf das Ei. »Ich werde es später wieder zurückgeben.«
    »Gut, Genny, ich werde die Sachen für dich aufbewahren«, sagte er und stieß eine rosa Staubwolke aus. Er hielt den Brief des Earls hoch. »Aber …«
    »Hugh, ich muss gehen. Ich hab’s wirklich eilig.«
    »Genny.« Die Besorgnis, die in seiner tiefen Stimme lag hielt
mich zurück. »Ich weiß nicht, wovor du damals weggerannt bist oder was du tun musst, um diese Sache hier zu Ende zu bringen. Aber ich weiß, dass es mit den Vampiren zu tun hat. Genny, du hast so viel erreicht. Du darfst ihnen jetzt nicht nachgeben.«
    »Keine Sorge, Hugh«, sagte ich wehmütig. »Das werde ich nicht.« Hoffte ich zumindest. »Bis Sonnenuntergang bin ich wieder zurück. Richte Detective Inspector Crane bitte von mir aus, dass ich die Zelle, die sie mir angeboten hat, nun vielleicht doch in Anspruch nehmen möchte. Ich schätze, ich werde sie brauchen.«
    Und morgen hätte ich dann Zeit, mir zu überlegen, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen sollte.

35. K apitel
    D as Bloody Shamrock war geschlossen. Die Tür sah im Licht des Tages zerkratzt und schäbig aus, als hätte sie dem sprichwörtlichen mistgabelschwingenden Mob standhalten müssen. Das Neon-Kleeblatt war ausgeschaltet, und der Ort wirkte verlassen. Ich konzentrierte mich. Nein, da drinnen war jemand – Vampire, ja, kein Zweifel.
    Ich schlug mit der Faust an die Tür und versetzte ihr gleich noch einen herzhaften Tritt. Dann schaute ich mich prüfend um – die lebhafte Shaftesbury Avenue lag gleich um die Ecke -, aber in dieser Gasse war alles still und verlassen. Nun, es macht ja auch nicht viel Sinn, eine Kneipe, deren Hauptattraktionen tagsüber im

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