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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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die Klausel, die ich gesucht hatte. Daher also das ganze Theater.
    Ich beugte mich vor und tippte Hughs Pranke an. »Habt ihr was laufen?« Ich wies mit einem Nicken auf Constable Wischmopp, die sich soeben einen Pappbecher voll Wasser laufen ließ.
    Er riss sich mühsam von diesem engelsgleichen Anblick los und richtete seine dunklen Augen auf mich.
    »Scheinst ja nicht die Augen von ihr lassen zu können.«
    »Findest du?«, fragte er verwirrt. »Aber Janet ist ein Mensch – ein netter Mensch, natürlich«, fügte er hastig hinzu, »und ich bin ein Troll.«
    Ich zuckte die Schultern. »Na und? Ist nicht so, als wär’s noch nie vorgekommen.«
    Von Hughs Bürstenhaar stieg eine rosa Staubwolke auf. »Menschenfrauen sind sehr nett, aber …« Hughs Haut, ohnehin dunkelrot, nahm die Farbe von Schwarzkirschen an. »Sie sind zu zierlich für mich«, beendete er seinen Satz diplomatisch.
    »Kacke, Hugh!« Ich schnaubte und warf einen ungläubigen Blick auf die verfettete Polizeibeamtin. »Wenn du die für zierlich hältst, wie findest du dann erst mich?«
    »Ach, du bist nur Haut und Knochen, Genny«, entfuhr es ihm. »Nicht so schlimm wie früher, natürlich, aber du schaust immer noch aus, als könnte dich ein Windstoß umpusten.«
    Und ich hatte gedacht, dass ich endlich genug Kurven gekriegt hätte, um den Ausdruck »weiblich« zu rechtfertigen.
    Da sieht man mal wieder, wie man sich irren kann.
    Als Hugh mein Gesicht sah, fuhr er in verzweifelter Hast fort: »Genny, ich bin sicher, dass andere Fae dich sehr attraktiv finden – vielleicht sogar ein Mensch.« Er redete sich immer
mehr um Kopf und Kragen, nichts Ungewöhnliches, wenn ein Mann nervös wird. »Hör zu, ich kann dich zwar nicht zu der Leiche lassen, aber ich könnte Inspector Crane zumindest bitten, ob sie dich einen Blick in den Untersuchungsbericht werfen lässt.« Er stand mit einem Ruck auf und rannte geradezu davon.
    Meine Gewissensbisse unterdrückend, weil ich Hugh auf so tückische Weise in die Flucht geschlagen hatte, griff ich nach einem seiner bratwurstgroßen Bleistifte und setzte meine Unterschrift auf die Haftungsverzichtserklärung. Dann holte ich tief Luft und winkte Constable Wischmopp mit dem Papier zu.
    Mit einem höhnischen Grinsen auf dem Gesicht kam sie angewatschelt und zupfte mir das Formular aus der Hand. »Warum ist Hugh so schnell verschwunden?«, fragte sie scharf.
    Ich setzte eine Unschuldsmiene auf.
    »Egal, spielt keine Rolle.« Zufrieden schob sie das Formular in die Akte. »Zu den Blutsaugern geht’s nach unten, in den Keller. Folgen Sie mir.«
    »Kein Problem.«
    Verabredung mit einem Vampir.
    Na toll.

7. K apitel
    I n der Zelle herrschte eine tote, luftleere Atmosphäre, die wie Blei auf meiner Brust lastete. Wände und Boden waren weiß gestrichen, was eigentlich kalt hätte wirken müssen, aber in dem kleinen Raum war’s warm wie im sprichwörtlichen Backofen. Die derzeitig Hitzewelle war ein Dreck dagegen. Es roch ganz schwach nach Blut, und ich musste unwillkürlich husten. Ich schaute mich um, konnte aber keinerlei Magie entdecken, nicht mal mehr den rosa Schimmer am Handgelenk der Polizeibeamtin.
    Mir lief der Schweiß über den Rücken – was natürlich auch teilweise daran liegen konnte, dass ich in Kürze mit einem mörderischen Vampir allein sein würde. In dem Formular hatte gestanden, dass bei einer Blutvisite die Privatsphäre streng gewahrt bleiben müsse – dieses Privileg hatten nicht mal die Anwälte. Ich setzte darauf, dass Mr. Oktober mich nicht bloß zum Spaß auf seinen kulinarischen Wunschzettel gesetzt hatte, sondern dass er mir seine Geheimnisse anvertrauen wollte – im Geheimen.
    »Die Hitze hält ihn hübsch zahm und brav.« Constable Wischmopp schwenkte aufreizend ihren Schlagstock. »Wir wollen doch nicht, dass er sich zu sehr erregt, oder?«
    Roberto Oktober, alias Bobby, saß zusammengekauert auf einer Plastikmatte, die langen Beine angezogen, die Arme um die Brust geschlungen, die Augen fest zugekniffen. Sein Gesicht war hinter dem Vorhang seines fettigen schwarzen Haars kaum zu erkennen. Anstatt der schwarzen Lederklamotten trug er einen weißen, hochgeschlossenen Papieroverall. Nur seine
Füße waren nackt. Er sah aus wie ein verlorener Junge und nicht wie Valentino mit Fangzähnen.
    »Hey, Blutsauger«, höhnte Constable Wischmopp, »aufgewacht. Abendessen ist da.«
    Was hatte sie bloß?
    Bobby rührte sich nicht, öffnete nicht mal die Augen.
    »Ein richtiger Stimmungsmacher,

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